Ohne das Schlafkissen geht nichts
Emma Aicher gilt als größtes Talent des DSV. Die junge Allrounderin startet zum Wm-auftakt in der Kombination.
Méribel. Emma Aicher legt Wert auf eine angenehme Nachtruhe. Deshalb war auch klar, was unbedingt mit musste nach Frankreich. „Auf jeden Fall mein Schlafkissen. Das habe ich immer dabei“, sagte sie, denn: „Ohne kann ich einfach nicht schlafen.“Das Kissen verfehlt seine Wirkung nicht: Emma Aicher vermittelt in der Regel den Eindruck, als habe sie die Ruhe weg.
Aicher ist eine, die sich „in der Lakonie sonnt“, wie die Süddeutsche Zeitung über sie geschrieben hat. Nicht nur deshalb hebt sich die 19-Jährige ab im sogenannten Ski-zirkus: Sie gehört einer nahezu ausgestorbenen Spezies an: Aicher ist Allrounderin. Sie fährt im Weltcup schon drei Disziplinen, bei der WM in Courchevel und Meribel (bis 19. Februar) startet sie am Montag im ersten Wettbewerb, der Kombination aus Super-g und Slalom.
Die Allesfahrerin ist fraglos das größte Talent, das der Deutsche Skiverband vorzeigen kann in seiner eher spärlich besetzten Alpinsparte. Dabei hat der DSV auch ein wenig Glück gehabt: Aicher wuchs in Schweden auf, der Heimat der Mutter. Später siedelte die Familie in die Schweiz über, dann nach Deutschland, die Heimat des Vaters. Am Ski-gymnasium in Berchtesgaden bastelt Aicher trotz vollgepackten Wettkampfkalenders an ihrem Abitur.
Weil sie beim DSV erkannt haben, was ihnen da so unvermittelt ins Haus geschneit ist, nahmen sie Aicher vor zwei Jahren gleich mal mit zur WM in Cortina d‘ampezzo. Dort war die damals 17-Jährige mitentscheidend für den Gewinn von Bronze. Ein Jahr später, im vergangenen Februar in Peking, fuhr sie mit der deutschen Mannschaft zu Silber bei den Olympischen Spielen.
Weil Aicher zu Saisonbeginn im Slalom schwächelte, schickte sie Cheftrainer Andreas Puelacher auch zu Speedrennen. Mit Erfolg. Die respektablen Ergebnisse wirkten sich förderlich auf die Leistungen im Slalom aus. Eine Entwicklung, die ihrem Sponsor gefallen dürfte: Der Brausekonzern mit den roten Bullen hat Aicher in seinen Stall geholt. Und der nimmt bekanntlich nur Leute, von denen er sich viel verspricht.