Vanessa Hinz sagt vor der Heim-wm ade
Am Mittwoch beginnt in Oberhof die Weltmeisterschaft. Der Andrang dürfte riesig werden.
Sportler aus aller Welt testen schon die bestens präparierten Loipen, das Hüttendorf für die feierlustigen Fans steht bereit. Nur eine letzte Baustelle gilt es in Oberhof noch zu beseitigen: Die Ränge der Arena am Rennsteig müssen schnellstens von den enormen Schneemassen der zweiten Januarhälfte befreit werden. Da dies nach einem öffentlichen Aufruf durch viele freiwillige helfende Hände problemlos gelingen sollte, steht der Biathlon-party nichts mehr im Wege.
Die am Mittwoch beginnenden Weltmeisterschaften im Thüringer Winterwunderland können zu den erhofften Festspielen werden. „Es ist gut, wenn es endlich losgeht“, sagte die deutsche Vorzeigeläuferin Denise HerrmannWick. „Man kennt Oberhof schon mit vollen Rängen aus dem Weltcup.“Doch nun werde es „sicher noch etwas krasser“. Nach zwei
Corona-wintern ohne Fans platzt die Arena am Rennsteig endlich wieder aus allen Nähten.
In eine Zuschauerrolle schlüpft dabei auch Vanessa Hinz, die nach verpasster Wm-qualifikation ihre aktive Karriere beendet. Die 30-Jährige vom SC Schliersee war mehr als zehn Jahre im A-kader, hatte aber zuletzt immer wieder mit Verletzungen und gesundheitlichen Rückschlägen zu kämpfen. „Schon im Sommer, noch bevor es mit den Verletzungen losging, war für mich klar, dass ich in meine letzte Saison gehe. Mein Körper und mein Kopf haben mir gezeigt, dass mit 31 Jahren Schluss sein soll mit Leistungssport“, sagte Hinz, die Ende März Geburtstag hat.
Ihren größten Einzelerfolg feierte Hinz mit Wm-silber im Einzel 2020 in Antholz, insgesamt gewann sie dreimal Wm-gold und viermal Wm-silber. Hinz hatte
nach der Sommer-wm in Ruhpolding Ende August über Rückenprobleme geklagt, wurde krank, riss sich das Außenband im linken Fuß und zog sich zudem eine Sehnenscheidenentzündung zu. „Ich beende meine Karriere mit Glücksgefühlen darüber, dass ich in dieser Zeit so viele schöne Momente mit anderen tollen Sportlern erleben durfte“, sagte Hinz.
Trotz des Fehlens der früheren Staffelweltmeisterin sind für die neun Wettkampftage bereits über 150 000 Tickets verkauft. An den Highlight-tagen mit den beiden Verfolgern, den Staffeln und den Massenstarts (12., 18. und 19. Februar) ist die 23 500 Zuschauern Platz bietende Biathlon-hochburg bereits fast komplett ausverkauft.
„Ich möchte die Atmosphäre positiv aufsaugen und mich davon pushen lassen“, sagte Herrmann-wick: „Man hat bei den European Championships in München gesehen, was für krassere Leistungen dann noch drin sind.“
Trotz des fortschreitenden Klimawandels sind die Bedingungen für die 308 Athleten aus 27 Nationen prächtig. Anders als Ruhpolding bei seinem Weltcup Mitte Januar kann sich Oberhof kaum vor Schnee retten. Die Loipen sind mit einer Schneedecke zwischen 80 und 100 Zentimetern belegt, die 35 000 Kubikmeter Schnee aus den Depots wurden zur Präparierung nicht einmal benötigt.
Ein Wärmeeinbruch ist während der bis 19. Februar laufenden Wettkämpfe nicht vorhergesagt, aber das Organisationskomitee wäre mit diesem Depot mehr als ausreichend vorbereitet. Dazu erstrahlt die Arena in neuem Glanz. Für die WM wurde das Areal für insgesamt 34 Millionen Euro modernisiert, einen Großteil der Finanzierung übernahm der Freistaat Thüringen.
„Oberhof hat erhebliche Investitionen getätigt, um einen hochmodernen und nachhaltigen Austragungsort zu schaffen, der perfekte Bedingungen bietet“, lobte Weltverbandspräsident Olle Dahlin. Er habe „keinen Zweifel, dass es eine fantastische Weltmeisterschaft mit spannendem Biathlon sein wird“.