Eine zweite Amtssprache?
Bildungsministerin Bettina Stark-watzinger möchte Englisch einführen, um ausländische Fachkräfte zu unterstützen.
Englisch als zweite Amtssprache? Yes, please! Bildungsministerin Bettina Stark-watzinger (FDP) verspricht sich davon, Fachkräfte anzulocken und ihnen die Behördengänge zu erleichtern. Mal ehrlich: Der Gang zu einem Amt ist schon ohne Sprachbarriere nicht angenehm. Auch hoch qualifizierte Zuwanderer können sich überfordert fühlen. Die Sprache, die Deutschland zur Kulturnation werden ließ, würde diese Maßnahme nicht entwerten. Die Weltsprache Englisch würde sie nur ergänzen und die deutsche Bürokratie für mehr Menschen verständlich machen.
Natürlich reicht das alleine nicht, um auf einmal zum angesagtesten Einwanderland zu werden. Behördengänge sind nur ein Teil des Alltags. Die Zugewanderten müssen auf der Arbeit, beim Einkaufen und in der Freizeit zurechtkommen. Diese Zwänge würden dafür sorgen, dass viele weiterhin Deutsch lernen möchten. Aber der Einstieg in das Abenteuer wäre leichter und vor allem sendet es ein Zeichen: Wir sind ein modernes, offenes Einwanderungsland!
Zwei Argumente sprechen dagegen. Es bräuchte genügend Beamte, die gut genug Englisch sprechen.
Und all die Formulare müssten übersetzt werden. Beides sind lösbare Probleme. Die jüngere Generation spricht unter dem Strich besser Englisch als ihre Eltern und Großeltern, alle haben es als Pflichtfach in der Schule. Die Übersetzung der Formulare kann eine Ki-software schon heute auf gutem Niveau leisten, in Sekundenschnelle. Zwar müssten die Texte danach natürlich genau überprüft werden. Aber das sollte für ein modernes Land keine Überforderung darstellen.
Warum einfach, wenn es auch umständlich geht? Englisch als zweite Amtssprache einzuführen, ist ein gutes Beispiel, wie man aus einem Problem einen bürokratischen Akt machen kann. Es stimmt zwar: Wir brauchen dringend Fachkräfte aus dem Ausland, und die verfügen nicht unbedingt über einen deutschen Wortschatz, in dem Begriffe wie Wohngeldantrag und Mietkaution vorkommen. Aber in deutschen Behördenstuben wird sich gewiss jemand finden, der oder die genug Englisch kann, um weiterzuhelfen. Den Rest besorgt der Google-übersetzer.
Würde aber Englisch als Amtssprache anerkannt, müsste man nicht nur Zigtausende Beschäftigte zur Nachschulung schicken, sondern es wären auch Gesetze, Vorschriften und Formulare ins Englische zu übertragen – ein gigantischer Aufwand. Und dann wäre noch die Grundsatzfrage: Wie halten wir es mit der sprachlichen Kultur in unserem Land? Dass in manchen Cafés in Berlin-mitte kein Deutsch mehr gesprochen wird, ist nicht jedermanns Fall, aber noch hinnehmbar. Doch für Kinder aus Zuwandererfamilien werden zu Recht alle Möglichkeiten geschaffen, damit sie in Kita und Schule bei Bedarf ihr Deutsch verbessern, um gut in unserer Gesellschaft zurechtzukommen.
Den Ehrgeiz, wenigstens ein bisschen Deutsch zu lernen, sollten aus dem Ausland kommende Arbeitskräfte ebenfalls haben. Die USA sind ein Land, das als Ort zum Leben und Arbeiten in aller Welt ausgesprochen beliebt ist. Käme man dort auf die Idee, zum Beispiel Chinesisch als zweite Amtssprache einzuführen? Undenkbar.