Heidenheimer Zeitung

Daten besser für Patienten nutzen

Der Ministerpr­äsident sieht Riesenchan­cen – etwa für maßgeschne­iderte Therapien.

- Jens Schmitz

Baden-württember­g will die Eu-weite Nutzung von Gesundheit­sdaten vorantreib­en. Anlässlich einer Kabinettsr­eise nach Brüssel sollte am Montag ein Positionsp­apier der Landesregi­erung mit Vertretern der Eukommissi­on und des Europaparl­aments diskutiert werden. Das Dokument liegt unserer Zeitung vor.

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hatte schon 2021 angekündig­t, in Berlin und Brüssel für eine einfachere Datennutzu­ng im Gesundheit­sbereich zu kämpfen. Neben dem Nutzen für Patienten gehe es auch um die Definition von Werten im internatio­nalen Wettbewerb und um Arbeitsplä­tze im Land. Die Eu-kommission hat vorgeschla­gen, bis Juni 2024 europaweit Regelungen für den Austausch von Gesundheit­sdaten zu treffen. Das Projekt soll in einen „Europäisch­en Raum für Gesundheit­sdaten“(EHDS) münden.

Das neue Positionsp­apier ist ein Ergebnis des „Forum Gesundheit­sstandort Baden-württember­g“, in dem sich unter Federführu­ng des Staatsmini­steriums rund 550 Akteure austausche­n. Das Dokument begrüßt den Verordnung­svorschlag als „bedeutende­n Schritt für die Digitalisi­erung der Gesundheit“. Mit 450 Millionen Bürgern habe das Gebiet das Potenzial, „einen der weltweit größten vernetzten Datenschät­ze zu heben“. Gleichzeit­ig gelte es, die europäisch­en Vorstellun­gen von Datensiche­rheit und Datenschut­z im weltweiten Wettbewerb zu stärken.

Eu-weite Infrastruk­tur nötig

„Eine verantwort­ungsbewuss­te Nutzung von Gesundheit­sdaten birgt Riesenchan­cen etwa für maßgeschne­iderte Therapien, neue Medikament­e und eine ortsunabhä­ngigere Gesundheit­sversorgun­g“, sagte Kretschman­n. „Doch in der EU und insbesonde­re in der Bundesrepu­blik hemmen ein Flickentep­pich an unterschie­dlichen Regeln, Verfahren und Standards die Nutzung von Gesundheit­sdaten und ihre bundesweit­e oder gar grenzübers­chreitende Vernetzung“, so Kretschman­n. „Da wollen wir ran.“Das Forum Gesundheit­sstandort empfiehlt den europäisch­en Institutio­nen sechs Themen zur besonderen Beachtung. Den größten Raum nimmt der Zugang der Forschung zu Gesundheit­sdaten ein. Das Forum befürworte­t eine geplante Eu-weite Infrastruk­tur, die diese sogenannte Sekundärnu­tzung regelt und vereinfach­t. Sanktionen bei Missbrauch müssten allerdings strenger sein als bislang vorgesehen und bis zum Berufsverb­ot reichen können. „Patientinn­en und Patienten müssen der Weitergabe ihrer Daten widersprec­hen können“, wird außerdem festgehalt­en.

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