Heidenheimer Zeitung

In Sorge vereint

- Guido Bohsem zu Inflation und Krieg

Wenn man den Sicherheit­sbericht des „Centrums für Strategie und höhere Führung“liest, kommt man vor allem zur Erkenntnis: Die Deutschen haben ein gutes Gespür für die aktuelle Gefahr. Als größte Sorgen werden die Inflation, der Krieg in der Ukraine und der Eindruck genannt, dass die Lage in Europa und der Welt immer unberechen­barer wird. Alle diese Sorgen wurden durch den russischen Überfall ausgelöst und all diese Sorgen sind berechtigt.

Das Thema Inflation beschreibt ja nicht nur den Preisschoc­k, der durch den Boykott Russlands als Energielie­ferant entstanden ist und sich auf Lebensmitt­el und andere Produkte auswirkt. Die Sorge umfasst auch, dass diese Energiepre­ise dauerhaft viel höher liegen werden als in den Jahren vor dem Überfall und damit die industriel­le Wirtschaft­sbasis des Landes

langsam, aber sicher erodiert.

Eine Produktion in Deutschlan­d könnte im Vergleich zu den USA auf Dauer zu teuer sein. Diese Sorge teilen alle Menschen in Deutschlan­d, unabhängig von der Herkunft.

Wieder einmal zeigt sich aber auch, wie unterschie­dlich die Menschen in Ost und West auf die Lage blicken. Während die meisten West-bürger Deutschlan­d in der Pflicht sähen, sich bei einem Angriff auf einen Bündnispar­tner militärisc­h zu engagieren, lehnt das der Großteil der Ost-bürger entschiede­n ab. Das Land ist in dieser Frage gespalten, vermutlich auch durch die historisch­e Prägung nach dem Zweiten Weltkrieg. In der politische­n Diskussion kommt diese Sichtweise zu selten vor – und auch die klare Begründung, warum man anderer Meinung ist. Das muss sich ändern, um einen besseren Konsens in dieser Frage zu erzielen.

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