Firmenzentrale abgebrannt
Stammsitz des Autozulieferers Burgmaier Technologies fällt verheerendem Feuer zum Opfer. Schaden im dreistelligen Millionenbereich.
Geschlafen hat Oliver Burget in der Nacht zum Dienstag nicht. „Wenn ich mich nur kurz hingelegt hätte, wäre es rum gewesen“, sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister. Also nahm er sich lediglich für wenige Stunden raus, um kurz durchzuatmen – und stand am Morgen wieder in Allmendingen im Alb-donaukreis. Burget hat den Großbrand bei Burgmaier Technologies fast von Anfang an begleitet. Gegen 21 Uhr habe die Brandmeldeanlage des Automobilzulieferers Alarm geschlagen, berichtet er. Um 21.30 Uhr sei die Stützpunktfeuerwehr Ehingen zur Unterstützung der Allmendinger Wehr gerufen worden. „Als wir gekommen sind, hat das Feuer bereits aus der Dachhaut geschlagen“, erzählt er. Zunächst sei noch versucht worden, den Flammen durch Löscharbeiten im Gebäude zu begegnen. Ein Ansatz, der schnell verworfen werden musste: „Hitzestrahlung und Brandausbreitung waren schlicht und ergreifend zu enorm.“
280 Feuerwehrleute waren in der Spitze bei dem Großbrand im Einsatz, hinzu kamen Einsatzkräfte vom THW und DRK. Fünf Feuerwehrleute wurden bei den Löscharbeiten verletzt. Während die Brandursache am Tag nach dem Feuer noch Gegenstand von Ermittlungen ist, steht eines fest: Der Sachschaden ist riesig. Der Landrat des Alb-donau-kreises, Heiner Scheffold, sprach am Dienstag von einem „Schaden in dreistelliger Millionenhöhe“, die Polizei schätzte ihn auf etwa 200 Millionen Euro. Rund 250 Menschen seien ohne Arbeitsplatz, das Unternehmen habe seinen Hauptsitz verloren. Die Bilanz sei „bedrückend“, so Scheffold.
Der Stammsitz von Burgmaier Technologies ist in der Tat nahezu vollständig ein Raub der Flammen geworden. Hier kann vorerst nicht mehr produziert werden, die Mitarbeiter wurden vorerst bis Freitag freigestellt. Luftaufnahmen vom Morgen danach belegen die Zerstörungen eindrucksvoll: Das Dach der Produktionshalle ist eingestürzt, die markante Glasfront des direkt daran angebauten Verwaltungsgebäudes zerborsten und voller Löcher. Warum aber konnte sich der Brand derart rasant ausbreiten? Das hat aus Burgets Sicht zwei Gründe: Zum einen seien in dem Produktionsräumen große Mengen an Ölen und Schmierstoffen gelagert gewesen, die leicht entzündlich sind und eine schnelle Brandausbreitung begünstigt hätten. Zum anderen habe der böige Wind, der am Abend herrschte, die Flammen angefacht.
Wie gefährlich der Einsatz war, belegen mehrere Ereignisse: So wurden ein Feuerwehrmann und eine Feuerwehrfrau von einer berstenden Rohrleitung getroffen; der Feuerwehrmann musste in der Folge die Nacht in der Klinik verbringen. Glimpflicher ging es für zwei Feuerwehrleute aus, die von der Druckwelle einer Detonation zu Boden geschleudert wurden. Sie konnten ambulant versorgt werden. Ein weiterer Feuerwehrmann erlitt am Dienstag bei Nachlöscharbeiten eine Schnittwunde.
Immer wieder kam es an der Einsatzstelle zu teils heftigen Explosionen, weil Ölleitungen und Gasflaschen durch die Hitze barsten. Eine davon verfehlte den mit zwei Mann besetzten Korb einer Drehleiter nur knapp. 1000 bis 1200 Grad, so schätzt Burget, herrschten über Stunden im Inneren der riesigen Gebäude. „Es war ein richtiges Flammeninferno.“
Lange versuchten die Einsatzkräfte, die Ausbreitung des Brandes innerhalb der Firma zu verhindern. „Am Ende waren die heißen Rauchgase aber so immens, dass sie auch in die Bereiche vorgedrungen sind, die wir lange zu halten versucht haben“, sagt Burget. Sie hätten dort weitere Feuer entfacht. Als gegen 1.30 Uhr das Lager zu brennen begann, sei klar gewesen, dass der Kampf verloren war: „In dem Moment stand fest, dass wir das Werk nicht halten können.“
Brände dieses Ausmaßes sind selten. „Das war ohne Zweifel einer der kompliziertesten und größten Einsätze, die ich im Albdonau-kreis erlebt habe“, so Burget. Die schnelle Ausbreitung und die schiere Dimension der Einsatzstelle seien eine Herausforderung gewesen. Dazu kam die Kälte: Alles, was Löschwasser abbekam, war in Minuten von einem Eispanzer umschlossen.
Als wir gekommen sind, hat das Feuer bereits aus der Dachhaut geschlagen. Oliver Burget Stellvertretender Kreisbrandmeister