Erdbebenhilfe aus Heidenheim
Die Mitglieder der Muradiye-moschee sammelten innerhalb eines Tages bergeweise Hilfsgüter. Erste Transporte mit Spenden wurden in die Türkei geschickt, weitere sollen folgen.
Nach den schweren Erdbeben in der Südtürkei und Nordsyrien mit Tausenden Toten reagiert die deutsch-türkische Gemeinschaft in Heidenheim mit einem spontanen Spendenaufruf. Von Montag bis Dienstagnachmittag wurden Hilfsgüter gesammelt. Der Aufruf weckte große Hilfsbereitschaft. Innerhalb eines Tages war der Innenhof der Moschee an der Steinbeisstraße 14 in der Heidenheimer Weststadt voll gefüllt mit Spendengütern. Viele Helferinnen und Helfer aus der Gemeinschaft der Muradiye Moschee waren vor Ort, sogar nachts wurde gearbeitet, um die Spenden für den Transport zu verpacken.
Spendenbereitschaft ist groß
Gestern Nachmittag brachten die Freiwilligen die Spenden nach Eislingen, wo ein Unternehmen spontan neun Lkw samt Fahrer kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, um die Spendengüter in die Türkei ins Katastrophengebiet zu bringen. Auch Spenden aus dem Göppinger Raum wurden dort gesammelt.
Wie ein Mitglied der Moscheegemeinde erzählt, haben die Heidenheimer Kontakt zur türkischen Hilfsorganisation Afad aufgenommen, die die Spenden annimmt und an die Erdbebenopfer weiter verteilt.
Schon als am Montag der Spendenaufruf die Runde machte, war die Hilfsbereitschaft in Heidenheim groß, berichtet eine der Helferinnen. Der Hof der Moschee sei schnell gefüllt gewesen, deshalb wurden schon am Montag die ersten drei Lkw beladen und auf den Weg in die Türkei geschickt. Drei Tage, so rechnen die Helfer, wird der Transport dauern. Sobald absehbar sei, wann die Lkw wieder in Deutschland zurück seien, werde man weitere Spendenladungen organisieren.
Noch einfacher wäre es, wenn sich vor Ort im Landkreis jemand finden würde, der einen Lkw samt Transport übernehmen könnte, so die Helfer. Selbst könnten sie das finanziell nicht stemmen. Allerdings haben sich Gemeindemitglieder gemeldet, die einen Lkwführerschein besitzen und für die Fahrt Urlaub nehmen würden. Neben dem fehlenden Lkw seien es aber auch bürokratische Hürden wie eine Transport- oder Einfuhrgenehmigung, um die man sich vorab kümmern müsse.
Diese Spenden werden benötigt
Laut einer Helferin mangelt es den Menschen vor Ort an warmer Kleidung, haltbarer Nahrung und Baby- und Kinderartikeln. Benötigt würden Windeln, Babynahrung, Schnuller, Babyflaschen, Feuchttücher, aber auch neue oder neuwertige warme Bekleidung.
Hier äußern die Mitglieder die dringende Bitte, keine abgetragenen oder kaputten Dinge zu spenden,
sondern nur Ware, die man auch selbst verwenden würde. „Dafür ist die Transportkapazität zu rar.“
Gesammelt werden zudem Decken, Kissen sowie haltbare Trockennahrung wie Nudeln, Reis, Kekse oder Nüsse sowie Hygieneartikel wie Seife, Shampoo oder Zahnpasta. „Die Menschen dort stehen mit leeren Händen da. Die Häuser sind kaputt, auch die Kaufhäuser, sodass man nichts einkaufen kann“, berichtet eine Heidenheimerin, die Kontakt in die Türkei zu Familie und Freunden hat.
Sammelstellen in Giengen
Die Heidenheimer Helfer verweisen auch auf Giengen, wo der alevitische Kulturverein ebenfalls
eine Spendenaktion gestartet hat. Zwei Sammelstellen gab es in Giengen: das alevitische Kulturzentrum an der Friedrich-liststraße 8 und der Marina-beachgrill an der Riedstraße. Auch aus Giengen wurden gestern Nachmittag die Hilfstransporte auf den Weg in die Türkei geschickt.
Telefonkontakt abgerissen
Seit dem Erdbeben versuchen Heidenheimer Kontakt zu Angehörigen und Freunden aufzunehmen. „Meine Familie in der Türkei ist zwar auch betroffen, lebt aber etwas entfernt von den am schlimmsten betroffenen Gebieten“, berichtet eine der Helferinnen. Schwierig sei jedoch der Kontakt direkt ins Erdbebengebiet hinein, wo Freunde lebten.
Ebenso warten die Heidenheimer auf Antwort ihres früheren Predigers, der vor einiger Zeit in die Türkei zurückgekehrt sei und direkt im betroffenen Gebiet wohne. Die Ungewissheit sei groß, vor allem, weil das Telefon tot sei.