Zeiss oder nicht Zeiss?
Braucht Zeiss trotz der Neubaupläne in Ebnat noch weitere Flächen im Interkommunalen Gewerbegebiet zwischen Oberkochen und Königsbronn? Darüber wurde jetzt im Regionalverband diskutiert.
Dass das Interkommunale Gewerbegebiet zwischen Oberkochen und Königsbronn erweitert werden soll, ist nicht neu. Zuletzt hatte Zeiss im Oktober 2022 darauf hingewiesen, dass in den kommenden Jahren starkes Wachstum geplant sei und Erweiterungsflächen, insbesondere zum bestehenden Halbleiterwerk, benötigt werden. Dafür ist eine Änderung des Flächennutzungsplans nötig. In der jüngsten Sitzung des Regionalverbands Ostwürttemberg wurde jetzt darüber diskutiert, unter welchen Voraussetzungen der Regionalverband der Änderung zustimmen kann.
Irritationen verursacht
Insbesondere eine Aussage in der schriftlichen Stellungnahme sorgte bei den Mitgliedern für Irritation. Darin hieß es: „Inzwischen hat sich die Firma Zeiss für eine großflächige Entwicklung von Flächen in Aalen-ebnat entschieden, welche dort eine weitere Entwicklung ermöglicht. Im dortigen Verfahren hat die Firma Zeiss zum Ausdruck gebracht, dass mit der Gewerbefläche in Ebnat ihr Bedarf auf Jahrzehnte gedeckt ist. Dahingehend stellt sich die Frage, welche Nutzung die Fläche des Interkommunalen Gewerbegebiets erhalten wird.“
Verbandsdirektor Thomas Eble relativierte die schriftliche Aussage in seinen Ausführungen. „Dass Zeiss keinen Bedarf mehr hat, ist in der Sache nicht ganz richtig.“Man habe Rücksprache mit dem Unternehmen gehalten. Das Resultat: „Zeiss braucht insbesondere den Raum zwischen Königsbronn und Oberkochen. Auf der 4,8 Hektar großen Fläche will Zeiss Mobilitäts- und Parklösungen für seine Mitarbeiter schaffen.“
Überraschte Verbandsmitglieder
Rainer Domberg zeigte sich sehr überrascht über die unterschiedlichen Aussagen zum Platzbedarf von Zeiss. „Die Bürgermeister von Oberkochen und Königsbronn berichten alle von den Expansionsplänen von Zeiss und SMT. Da ist es schon verwunderlich, dass der Regionalverband in seiner Stellungnahme schreibt, der Bedarf sei nicht mehr da.“Ebenso irritiert zeigte sich Margit Stumpp. Denn im Gewerbepark Aalen-ebnat an der A 7 soll ein Standort für circa 2000 Mitarbeiter der Sparte Industrial
Quality and Research (IQR), die aktuell schwerpunktmäßig am in Oberkochen gelegenen Stammsitz tätig sind, entstehen. „Die Aussage in der Stellungnahme ist sachlich falsch“, so Stumpp. Auch unterstrich sie die Bedeutung des Unternehmens. „Die SMT gehört mit ihrer Mikroelektronik zur kritischen Infrastruktur und ist auf der ganzen Welt führend.“
An Vorhaben gekoppelt
Ebenfalls überrascht waren die Mitglieder des Regionalverbands davon, dass der Beschlussvorschlag vorsah, die Zustimmung
zur Änderung des Flächennutzungsplans an mehrere Infrastrukturvorhaben zu koppeln.
Zum einen der zweigleisige Ausbau der Brenzbahn-schienenstrecke, der Bau eines Gütergleises, der Bau eines Haltepunktes Oberkochen-zeiss und der Einrichtung eines Railports zur Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene. Für all das sollte ausreichend Raum geschaffen werden.
Railport kritisch gesehen
Insbesondere kritisch sahen die Mitglieder den genannten Railport und das zusätzliche Gütergleis. „Braucht es das wirklich?“, fragte etwa Dr. Gunter Bühler. „Dann bleibt kein Platz mehr für die Erweiterung von Zeiss“, meinte Rainer Domberg. „Wir haben noch nie davon gehört und wollen, dass beides aus dem Beschlussvorschlag gestrichen wird.“
Einstimmiger Beschluss
Gerhard Kieninger verteidigte den Beschlussvorschlag. „Wenn der Bedarf für ein Railport und ein Gütergleis nicht gegeben ist, dann fordert es auch niemand. Wir wollten den Beschlussvorschlag nur etwas weiter fassen“, so der Vorsitzende. „Aber unser Herzblut hängt nicht daran.“Nachdem sich auch Gunter Bühler kritisch äußerte („Wir können einem Hochtechnologie-unternehmen keinen Güterbahnhof vor die Nase setzen“), wurde der Railport aus der Beschlussvorlage gestrichen und diese dann einstimmig beschlossen.