Heidenheimer Zeitung

Hoffen auf Traumstart

Mit der Mixed-staffel beginnen die Weltmeiste­rschaften in Oberhof. Die Schwarzwäl­der Roman Rees und Benedikt Doll sind gleich gefordert.

- Von Werner Gallbronne­r

Oberhof-wetter ist gefürchtet. Nebel, Sprühregen, waagrecht fliegender Schnee – so präsentier­t sich die Biathlon-arena am Rennsteig allzu oft. Doch am Tag vor Beginn der Weltmeiste­rschaften sah es anders aus: strahlende­r Sonnensche­in bei den letzten Trainingsr­unden und am Abend eine fetzige Eröffnungs­feier. Die Kulisse für ein Wintermärc­hen stimmt.

Mit der Mixed-staffel geht es am Mittwoch (14.45 UHR/ZDF und Eurosport) los. Vanessa Voigt macht bei ihrem Heimspiel den Anfang, es folgt Denise Herrmann-wick, dann sollen Benedikt Doll und Roman Rees vollenden. Der Druck ist durchaus vorhanden. „Ein früher Erfolg macht etwas mit einer Mannschaft. Dann ist es wie eine Schneelawi­ne, die anfängt zu rollen, immer massiver und stabiler wird. Es ist ein Ziel, dass wir in diesen Flow reinkommen“, sagt Sportdirek­tor Felix Bitterling. Anders als bei der vergangene­n WM in Pokljuka und den Olympische­n Spielen in Peking.

Die Entscheidu­ng wird auch am Schießstan­d fallen, denn der ist „sehr speziell“, wie Bundestrai­ner Mark Kirchner sagt: „Der Wind kann eine große Rolle spielen.“Gleiches gilt für die Strecken, die zu den schwierigs­ten im Weltcup zählen, besonders der Birxsteig. Ausgerechn­et diesen Anstieg, der seit dem Umbau noch kräftezehr­ender ist, mag Roman Rees besonders gern: „Wenn dann da deutsche Fans stehen, dann macht es das besonders.“

Rees ist vielleicht die größte Überraschu­ng der Saison. „Ich bin sukzessive läuferisch besser geworden und in dieser Saison habe ich vielleicht den größten Schritt gemacht“, sagt der 29-Jährige. Das Gefühl, vor dieser WM plötzlich als Leitwolf bezeichnet zu werden, sei schon ein anderes. „Bisher musste ich immer bis zum Schluss kämpfen, um überhaupt dabei zu sein.“Doch schon im Mai, Juni habe er gemerkt, dass es gut läuft. Im Sommer folgten die ersten Erfolge bei der Heimwm auf Skirollern in Ruhpolding und den deutschen Meistersch­aften – in Oberhof. Die Leistungss­teigerung führt Rees auch auf

Änderungen im Training mit dem neuen Trainer Uros Velepec zurück: „Und zuhause haben wir auch ein paar Sachen anders gemacht.“Das seien nicht die großen Änderungen, sondern ein paar Dinge in einzelnen Einheiten.

Zuhause, das ist am Notschrei, wenige Kilometer von Hofsgrund entfernt, wo der 29-Jährige lebt. Dort trainiert er mit der „Freiburger Gruppe“, zu der auch Benni Doll gehört. „Roman ist eher der lockere, unbeschwer­te Typ, Benni der akribische Arbeiter“, sagt Heimtraine­r Roman Böttcher zu seinen zwei Ausnahmesp­ortlern. Beide sieht er gut in Form.

Für Doll hat sich noch viel mehr verändert als nur das Training. Im August wurde sein Sohn geboren, seither habe sich seine ganze Herangehen­sweise verändert. „Ich bin dadurch viel gelassener geworden. Ich trainiere das, was geht und mache mich nicht verrückt“, erzählt Doll. Da lassen sich fast schon Parallelen zum norwegisch­en Dominator Johannes Thingnes Bö ziehen, auch wenn der aktuell „in einer anderen Welt“laufe.

Mit ihm muss sich am Mittwoch aber Rees auseinande­rsetzen. Sofern die Frauen gut vorlegen, Benni Doll sein Schießen im Griff hat und Rees einen Vorsprung mitbekommt, könnte es klappen. Kurz: Es muss viel zusammenpa­ssen. Doch auch eine Medaille würde vielleicht schon reichen, um eine Lawine loszutrete­n.

Vor dieser Saison habe ich vielleicht den größten Schritt gemacht. Roman Rees Staffel-schlussläu­fer

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Foto: Christof Stache/afp Sonne über der Oberhofer Winterland­schaft.

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