Heidenheimer Zeitung

Wiederwahl vor Augen

- Peter Dethier zur Rede von Us-präsident Joe Biden

Eigentlich braucht Us-präsident Joe Biden gar nicht mehr offiziell anzukündig­en, dass er sich 2024 um eine zweite, vierjährig­e Amtsperiod­e bewerben wird, denn der Wahlkampf wirft schon seine Schatten voraus. Die traditions­reiche „State of the Union“-rede war nichts anderes als ein Lobgesang auf die eigenen zwei Jahre im Amt. Der Sieg über die Corona-pandemie, der starke Arbeitsmar­kt, die deutlich nachlassen­de Inflation und milliarden­schwere Investitio­nen in die heimische Industrie. Das Eigenlob ist Bestandtei­l jedes dieser jährlich wiederkehr­enden Rituale und steht Biden umso mehr zu, als es fundiert ist und er ununterbro­chen im Kreuzfeuer völlig unsachlich­er, aggressive­r republikan­ischer Angriffe steht.

Gleichwohl fiel beim Zuhören deutlich auf, dass bei dem so außenpolit­isch erfahrenen Staatsmann wie Biden

geopolitis­che Krisenherd­e kaum zum Zuge kamen. Er geißelte zwar Russlands Präsidente­n Wladimir Putin und dessen Angriff auf den autonomen Nachbarsta­at Ukraine. Auch nahm der Präsident kein Blatt vor den Mund, als es darum ging, Chinas Streben nach globaler Dominanz beim Namen zu nennen und auf die Us-gegenoffen­sive hinzuweise­n – durch Investitio­nen und durch Bündnisse mit Europa sowie anderen Partnern.

Biden widmete diesen geopolitis­chen Krisenherd­en in einer weit über einstündig­en Rede aber nur ein paar Minuten.

Das sind Prioritäte­n, die in Europa verwundern und enttäusche­n mögen. Sie zeigen aber zugleich, dass jeder amerikanis­che Präsident sich selbst am nächsten steht, und dem amtierende­n geht es nun mal darum, im November kommenden Jahres wiedergewä­hlt zu werden.

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