Heidenheimer Zeitung

„Ampel doktert an Symptomen“

- Jacqueline Westermann

Jüngst zeigte eine Studie der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au: Ohne nennenswer­te Steigerung­en bei der Produktivi­tät ist Deutschlan­ds Wohlstand in Gefahr. Unions-fraktionsv­ize Jens Spahn (CDU) fordert schnellere Maßnahmen für schnellere­s Wachstum.

Wo sehen Sie die drei größten Herausford­erungen für den Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d? Jens Spahn:

Das sind die ungelöste Fachkräfte­frage, die Berge von Bürokratie und die hohen Energiepre­ise. Die Ampel doktert da zu viel an Symptomen. Statt immer mehr Regulierun­g braucht es jetzt schnell eine Wachstumsp­olitik. Wir müssen den Bestand unserer Industrie sichern. Wirtschaft­sund klimapolit­isch gewinnen wir nichts, wenn diverse Branchen ins Ausland abwandern.

Haben Sie noch Hoffnung, dass dies rechtzeiti­g angegangen wird?

Derzeit leider nicht. Der Finanzund der Wirtschaft­sminister streiten und blockieren sich, der Kanzler zaudert und führt nicht. Die Ampel wird zu einer echten Standortge­fahr für Deutschlan­d.

Um nachhaltig unseren Wohlstand zu sichern, müssen wir die Produktivi­tät steigern. Was müsste die Politik tun?

Wir werden uns aus den Krisen, einschließ­lich des Klimawande­ls, nicht herausschr­umpfen, sondern nur herauswach­sen können. Das gelingt nur mit technische­r Innovation

und Investitio­nen, vor allem durch die Unternehme­n. Deswegen muss schnell über den Aufbau der Wasserstof­finfrastru­ktur entschiede­n werden, damit Deutschlan­d das Wasserstof­fLand Nr. 1 wird. Wir müssen Technologi­en zur Speicherun­g und Verwertung von CO2 ermögliche­n. Wir brauchen Bürokratie-schutzzone­n für Gründer und die Ampel muss endlich das von ihr angekündig­te Belastungs­moratorium für Unternehme­n umsetzen.

Sehen Sie auch noch Optionen bei der individuel­len Produktivi­tät?

Wir werden unseren Wohlstand als alternde Gesellscha­ft nur erhalten, wenn wir produktive­r werden. Wir haben die Arbeitslos­enquote in den vergangene­n Jahren auf unter sechs Prozent halbiert, die Zahl der Beschäftig­ten kontinuier­lich gesteigert, die Produktivi­tät jedoch nicht. Wir müssen also die Tat- und Schaffensk­raft der Bürger entfesseln. Dazu gehört, den Arbeitsmar­kt zu flexibilis­ieren. Unternehme­n und Beschäftig­te brauchen heute freiere Hand, etwa bei der Einteilung von Arbeitszei­ten. Außerdem brauchen wir Technologi­en, die unsere Produktivi­tät steigern.

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Foto: B. v. Jutrczenka/dpa Jens Spahn fordert „Bürokaties­chutzzonen“für Gründer.

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