Kettenbrief verunsichert Pferdebesitzer
Pferdediebe sollen in der Region am Werk sein. Alles deutet bislang auf eine Falschmeldung hin.
Dillingen/ballmertshofen. In einschlägigen Foren und Chat-gruppen kursiert dieser Tage eine unschöne Nachricht. Der Absender, der sich „Hubbi“nennt, warnt in dem Text davor, dass rumänische Pferdediebe unterwegs seien und nach Opfern Ausschau hielten. Laut Dillinger Polizei seien, so der Versender „Hubbi“, in letzter Zeit acht Pferde gestohlen worden. Auf dem Dienst Whatsapp hat die Nachricht bereits den Vermerk „häufig weitergeleitet“– das ist eher selten ein Indiz für eine vertrauenswürdige Meldung. Zumindest die Polizei weiß von keinen Diebstählen.
Seine Informationen hat der unbekannte Absender „Hubbi“laut Chat-nachricht von einem Bekannten: Bei ihm sei gerade ein Herr aus Ballmertshofen, den „Hubbi“mit Nachnamen nennt, gewesen. Bei besagtem Herrn hätten rumänische Männer ein Foto von seinen Pferden und Koppeln gemacht. Außerdem sollen die Männer gefragt haben, ob er eines
verkaufen möchte. Weil ihm die Sache suspekt vorgekommen sei, habe der Mann aus Ballmertshofen bei der Polizei angerufen und die würden behaupten, dass „in letzter Zeit acht Pferde gestohlen“wurden. Außerdem würden die rumänischen Pferdediebe
mit einem kleinen Lkw mit Rampe hinten dran umherfahren: „Blaues Führerhaus, [mit] gelbem Hinterteil und rumänischem Kennzeichen.“
Gleich vorneweg: Katharina von Rönn, Pressesprecherin der Polizeiinspektion Dillingen, kann zumindest für die Region Entwarnung geben. „Hier im Landkreis Dillingen gibt es keine Diebstähle“, sagt sie. Sie habe die Nachricht auch gelesen und sei der Sache auf den Grund gegangen. Die Polizistin hat auch im weiteren Umkreis keine vermerkten Diebstähle finden können.
Im weitesten Sinne gab es laut von Rönn in letzter Zeit nur einen einzigen Fall, der überhaupt infrage käme: nämlich der aus Neresheim-kösingen im Ostalbkreis. Dort waren in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar zwei Pferde geschändet worden, erzählt von Rönn: „Eine Stute ist am Kopf verletzt worden, ein Wallach wurde am Hals abrasiert.“Laut der Pressesprecherin seien auch Einstichstellen am Wallach entdeckt worden. Es wird in diesem Fall nach Zeugen gesucht. Eine mutmaßliche Schändung gab es im vergangenen Sommer auch in Mödingen. Von Diebstählen wisse die Polizeisprecherin aber nichts.
Mittlerweile wurde von Journalisten herausgefunden, dass es in Ballmertshofen tatsächlich einen Pferdebesitzer mit dem von „Hubbi“genannten Namen gibt. Eine Mitarbeiterin aus dem Rathaus Dischingen gibt entsprechende Auskunft. „Aber einen ,Hubbi‘ kennt hier keiner“, sagt sie. Von den Chat-nachrichten habe sie zum ersten Mal gehört. Sie könne sich nicht erklären, wie es zu den Online-kettenbriefen gekommen ist.
Katharina von Rönn von der Polizeiinspektion Dillingen kann durchaus verstehen, dass sich Pferdebesitzer bei solchen „Fake News“zunächst Sorgen machen. „An sich ist es immer sinnvoll, bei fremden Fahrzeugen wachsam zu sein und im Zweifel die Polizei zu benachrichtigen“, sagt von Rönn. Andererseits könnten Falschmeldungen dazu führen, dass die Polizei nur noch damit beschäftigt ist, die vielen verunsicherten Anrufer zu beruhigen. Einen Telefonterror hat es laut der Polizeibeamtin in diesem Fall aber bislang noch nicht gegeben.