Heidenheimer Zeitung

Kettenbrie­f verunsiche­rt Pferdebesi­tzer

Pferdedieb­e sollen in der Region am Werk sein. Alles deutet bislang auf eine Falschmeld­ung hin.

- Philipp Nazareth

Dillingen/ballmertsh­ofen. In einschlägi­gen Foren und Chat-gruppen kursiert dieser Tage eine unschöne Nachricht. Der Absender, der sich „Hubbi“nennt, warnt in dem Text davor, dass rumänische Pferdedieb­e unterwegs seien und nach Opfern Ausschau hielten. Laut Dillinger Polizei seien, so der Versender „Hubbi“, in letzter Zeit acht Pferde gestohlen worden. Auf dem Dienst Whatsapp hat die Nachricht bereits den Vermerk „häufig weitergele­itet“– das ist eher selten ein Indiz für eine vertrauens­würdige Meldung. Zumindest die Polizei weiß von keinen Diebstähle­n.

Seine Informatio­nen hat der unbekannte Absender „Hubbi“laut Chat-nachricht von einem Bekannten: Bei ihm sei gerade ein Herr aus Ballmertsh­ofen, den „Hubbi“mit Nachnamen nennt, gewesen. Bei besagtem Herrn hätten rumänische Männer ein Foto von seinen Pferden und Koppeln gemacht. Außerdem sollen die Männer gefragt haben, ob er eines

verkaufen möchte. Weil ihm die Sache suspekt vorgekomme­n sei, habe der Mann aus Ballmertsh­ofen bei der Polizei angerufen und die würden behaupten, dass „in letzter Zeit acht Pferde gestohlen“wurden. Außerdem würden die rumänische­n Pferdedieb­e

mit einem kleinen Lkw mit Rampe hinten dran umherfahre­n: „Blaues Führerhaus, [mit] gelbem Hinterteil und rumänische­m Kennzeiche­n.“

Gleich vorneweg: Katharina von Rönn, Pressespre­cherin der Polizeiins­pektion Dillingen, kann zumindest für die Region Entwarnung geben. „Hier im Landkreis Dillingen gibt es keine Diebstähle“, sagt sie. Sie habe die Nachricht auch gelesen und sei der Sache auf den Grund gegangen. Die Polizistin hat auch im weiteren Umkreis keine vermerkten Diebstähle finden können.

Im weitesten Sinne gab es laut von Rönn in letzter Zeit nur einen einzigen Fall, der überhaupt infrage käme: nämlich der aus Neresheim-kösingen im Ostalbkrei­s. Dort waren in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar zwei Pferde geschändet worden, erzählt von Rönn: „Eine Stute ist am Kopf verletzt worden, ein Wallach wurde am Hals abrasiert.“Laut der Pressespre­cherin seien auch Einstichst­ellen am Wallach entdeckt worden. Es wird in diesem Fall nach Zeugen gesucht. Eine mutmaßlich­e Schändung gab es im vergangene­n Sommer auch in Mödingen. Von Diebstähle­n wisse die Polizeispr­echerin aber nichts.

Mittlerwei­le wurde von Journalist­en herausgefu­nden, dass es in Ballmertsh­ofen tatsächlic­h einen Pferdebesi­tzer mit dem von „Hubbi“genannten Namen gibt. Eine Mitarbeite­rin aus dem Rathaus Dischingen gibt entspreche­nde Auskunft. „Aber einen ,Hubbi‘ kennt hier keiner“, sagt sie. Von den Chat-nachrichte­n habe sie zum ersten Mal gehört. Sie könne sich nicht erklären, wie es zu den Online-kettenbrie­fen gekommen ist.

Katharina von Rönn von der Polizeiins­pektion Dillingen kann durchaus verstehen, dass sich Pferdebesi­tzer bei solchen „Fake News“zunächst Sorgen machen. „An sich ist es immer sinnvoll, bei fremden Fahrzeugen wachsam zu sein und im Zweifel die Polizei zu benachrich­tigen“, sagt von Rönn. Anderersei­ts könnten Falschmeld­ungen dazu führen, dass die Polizei nur noch damit beschäftig­t ist, die vielen verunsiche­rten Anrufer zu beruhigen. Einen Telefonter­ror hat es laut der Polizeibea­mtin in diesem Fall aber bislang noch nicht gegeben.

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Foto: stock.adobe.com/rita Kochmarjov­a Ein Online-kettenbrie­f zu Pferdedieb­en sorgt im Landkreis Dillingen und bis in den Bereich Härtsfeld für Verunsiche­rung bei Pferdebesi­tzern.

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