Endlich bessere Sparzinsen
Gute Nachrichten für Sparer: Für Festgeld gibt es mittlerweile über 3 Prozent. Viele Hausbanken halten sich zurück.
Die Zinswende macht es möglich: Verbraucher bekommen bis zu 1,25 Prozent Zinsen für Tagesgeld. Wenn sie ihr Erspartes für 12 Monate anlegen, sind mehr als 3 Prozent möglich. Allerdings halten sich deutsche Banken und Sparkassen bei der Weitergabe höherer Sparzinsen an ihre Kundschaft sehr zurück. Erst jüngst wurde bekannt, dass 38 der 50 Sparkassen in Baden-württemberg keine Zinsen aufs Tagesgeld bezahlen. Dazu gehören nach den Preisaushängen im Internet unter anderem die Sparkassen in Ulm und Heidenheim, in Tübingen gibt es 0,3 Prozent.
Ähnlich sieht die Zins-bandbreite der Sparkassen bei Sparkonten mit dreimonatiger Kündigungsfrist aus: In Göppingen gibt es hierfür 0 Prozent, bei der Sparkasse Schwäbisch Hall-crailsheim 0,3 Prozent. Im Gegensatz dazu werben Banken, auf Onlineplattformen wie weltsparen.de und zinspilot.de mit deutlich attraktiveren Zinssätzen. „Bei einigen ausländischen Banken sind im einjährigen Bereich sogar Zinsen von drei Prozent möglich“, sagt Uwe Döhler, Projektleiter Geldanlage, bei der Stiftung Warentest. Statt null Euro Zinsertrag für eine Anlagesumme 20 000 Euro, gibt es dort bei 3 Prozent Zins im Jahr 600 Euro.
„Allerdings müssen wir auch bedenken, dass die Inflation derzeit immer noch sehr hoch ist“, sagt Döhler. „Reine Zinsprodukte wie Tages- oder Festgelder können den Wertverlust nicht kompensieren“. Immerhin könnten Festgeld-produkte aber helfen, den Verlust durch die hohe Teuerung abzumildern. Naturgemäß steigen die Zinsen beim Tagesgeld deutlich langsamer als bei Produkten, bei denen sich die Bankkunden für eine gewisse Zeit binden. Ab einem halben Jahr, sagen Anlageexperten, sind die Zinsen merklich höher und ab einer Laufzeit von einem Jahr deutlich besser als beim Tagesgeld.
Viele der Kreditinstitute, die mit lukrativen Zinsen werben, sind jedoch hierzulande kaum bekannt. „Bei den klassischen Filialbanken – Privatbanken, Sparkassen oder Volksbanken – bekommen Sie immer noch so gut wie keine Zinsen“, sagt Döhler. Das liege an den anderen Kostenstrukturen: „Auf der Kostenseite können Filialbanken mit reinen Direktbanken oder Online-plattformen nicht mithalten. Deshalb sollten sich Anleger am Markt immer nach Alternativen umsehen“. Von einer zu langen Zinsbindung raten Experten im Augenblick aber ab: Schließlich ist zu erwarten, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins weiter erhöhen wird und damit auch die Sparzinsen weiter steigen.
Zu finden sind die günstigsten Angebote derzeit auf Anlageplattformen. weltsparen.de und zinspilot.de gehören beide zur Berliner
Unternehmen Raisin, das nach eigenem Bekunden für mehr als 750 000 Kunden Tages- und Festgelder europaweit anlegt. Kleinere Portale gibt es von
Check24, der IKB, der Deutschen Bank und der Norisbank.
Geschäftsmodell dieser Webportale ist die Vermittlung von Anlagemöglichkeiten. Die Kunden erhalten Zugriff auf Anlageprodukte von mehr als 50 zumeist ausländischen Banken. Sie eröffnen über die Website ein Konto bei einer deutschen Partnerbank. Dieses Konto unterliegt den deutschen Bestimmungen für die Einlagensicherung. Von dem deutschen Verrechnungskonto wird der Anlagebetrag an die jeweilige Bank überwiesen, bei der das Geld angelegt werden soll.
Verbraucherschützer raten, die gesetzlich abgesicherte Anlagegrenze von 100 000 Euro je Kontoinhaber und Bank nicht zu überschreiten – sonst drohen bei einer Bank-insolvenz Verluste für die Sparer. Ratsam ist es zudem, das Kleingedruckte zu lesen: Besonders gute Angebote sind oft an Bedingungen geknüpft, wie eine Mindestanlagesumme oder -dauer.
Teilweise gibt es auch bei deutschen Nischenbanken wie der Frankfurter ABC-BANK überraschend gute Konditionen. Laut Website bietet diese für Tagesgeld immerhin 1,20 Prozent. Bei einer unbefristeten Anlage mit Kündigungsmöglichkeit nach 90 Tagen: 1,75 Prozent. Bei einer Laufzeit von zwei Jahren winken immerhin drei Prozent. Die Neusser Bank11 bewirbt Neukunden mit 2,3 Prozent für sechs Monate garantiert bei Tagesgeldanlagen und verzichtet auf Mindestbeträge oder Kontoführungskosten.: „Anleger sind nicht gezwungen, ihr Geld bei ausländischen Banken anzulegen“, betont Döhler.
Interessenten sollten nach Alternativen suchen.