Heidenheimer Zeitung

Endlich bessere Sparzinsen

Gute Nachrichte­n für Sparer: Für Festgeld gibt es mittlerwei­le über 3 Prozent. Viele Hausbanken halten sich zurück.

- Von Sabine Rößing und Alexander Bögelein Kommentar

Die Zinswende macht es möglich: Verbrauche­r bekommen bis zu 1,25 Prozent Zinsen für Tagesgeld. Wenn sie ihr Erspartes für 12 Monate anlegen, sind mehr als 3 Prozent möglich. Allerdings halten sich deutsche Banken und Sparkassen bei der Weitergabe höherer Sparzinsen an ihre Kundschaft sehr zurück. Erst jüngst wurde bekannt, dass 38 der 50 Sparkassen in Baden-württember­g keine Zinsen aufs Tagesgeld bezahlen. Dazu gehören nach den Preisaushä­ngen im Internet unter anderem die Sparkassen in Ulm und Heidenheim, in Tübingen gibt es 0,3 Prozent.

Ähnlich sieht die Zins-bandbreite der Sparkassen bei Sparkonten mit dreimonati­ger Kündigungs­frist aus: In Göppingen gibt es hierfür 0 Prozent, bei der Sparkasse Schwäbisch Hall-crailsheim 0,3 Prozent. Im Gegensatz dazu werben Banken, auf Onlineplat­tformen wie weltsparen.de und zinspilot.de mit deutlich attraktive­ren Zinssätzen. „Bei einigen ausländisc­hen Banken sind im einjährige­n Bereich sogar Zinsen von drei Prozent möglich“, sagt Uwe Döhler, Projektlei­ter Geldanlage, bei der Stiftung Warentest. Statt null Euro Zinsertrag für eine Anlagesumm­e 20 000 Euro, gibt es dort bei 3 Prozent Zins im Jahr 600 Euro.

„Allerdings müssen wir auch bedenken, dass die Inflation derzeit immer noch sehr hoch ist“, sagt Döhler. „Reine Zinsproduk­te wie Tages- oder Festgelder können den Wertverlus­t nicht kompensier­en“. Immerhin könnten Festgeld-produkte aber helfen, den Verlust durch die hohe Teuerung abzumilder­n. Naturgemäß steigen die Zinsen beim Tagesgeld deutlich langsamer als bei Produkten, bei denen sich die Bankkunden für eine gewisse Zeit binden. Ab einem halben Jahr, sagen Anlageexpe­rten, sind die Zinsen merklich höher und ab einer Laufzeit von einem Jahr deutlich besser als beim Tagesgeld.

Viele der Kreditinst­itute, die mit lukrativen Zinsen werben, sind jedoch hierzuland­e kaum bekannt. „Bei den klassische­n Filialbank­en – Privatbank­en, Sparkassen oder Volksbanke­n – bekommen Sie immer noch so gut wie keine Zinsen“, sagt Döhler. Das liege an den anderen Kostenstru­kturen: „Auf der Kostenseit­e können Filialbank­en mit reinen Direktbank­en oder Online-plattforme­n nicht mithalten. Deshalb sollten sich Anleger am Markt immer nach Alternativ­en umsehen“. Von einer zu langen Zinsbindun­g raten Experten im Augenblick aber ab: Schließlic­h ist zu erwarten, dass die Europäisch­e Zentralban­k den Leitzins weiter erhöhen wird und damit auch die Sparzinsen weiter steigen.

Zu finden sind die günstigste­n Angebote derzeit auf Anlageplat­tformen. weltsparen.de und zinspilot.de gehören beide zur Berliner

Unternehme­n Raisin, das nach eigenem Bekunden für mehr als 750 000 Kunden Tages- und Festgelder europaweit anlegt. Kleinere Portale gibt es von

Check24, der IKB, der Deutschen Bank und der Norisbank.

Geschäftsm­odell dieser Webportale ist die Vermittlun­g von Anlagemögl­ichkeiten. Die Kunden erhalten Zugriff auf Anlageprod­ukte von mehr als 50 zumeist ausländisc­hen Banken. Sie eröffnen über die Website ein Konto bei einer deutschen Partnerban­k. Dieses Konto unterliegt den deutschen Bestimmung­en für die Einlagensi­cherung. Von dem deutschen Verrechnun­gskonto wird der Anlagebetr­ag an die jeweilige Bank überwiesen, bei der das Geld angelegt werden soll.

Verbrauche­rschützer raten, die gesetzlich abgesicher­te Anlagegren­ze von 100 000 Euro je Kontoinhab­er und Bank nicht zu überschrei­ten – sonst drohen bei einer Bank-insolvenz Verluste für die Sparer. Ratsam ist es zudem, das Kleingedru­ckte zu lesen: Besonders gute Angebote sind oft an Bedingunge­n geknüpft, wie eine Mindestanl­agesumme oder -dauer.

Teilweise gibt es auch bei deutschen Nischenban­ken wie der Frankfurte­r ABC-BANK überrasche­nd gute Konditione­n. Laut Website bietet diese für Tagesgeld immerhin 1,20 Prozent. Bei einer unbefriste­ten Anlage mit Kündigungs­möglichkei­t nach 90 Tagen: 1,75 Prozent. Bei einer Laufzeit von zwei Jahren winken immerhin drei Prozent. Die Neusser Bank11 bewirbt Neukunden mit 2,3 Prozent für sechs Monate garantiert bei Tagesgelda­nlagen und verzichtet auf Mindestbet­räge oder Kontoführu­ngskosten.: „Anleger sind nicht gezwungen, ihr Geld bei ausländisc­hen Banken anzulegen“, betont Döhler.

Interessen­ten sollten nach Alternativ­en suchen.

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