Heidenheimer Zeitung

Technik als Hingucker

Die Karl-rau-halle wird zum Mekka der Degen-asse. Von ihnen sind mehr als 300 aus aller Welt bei den drei traditions­trächtigen Turnieren dabei.

- Von Franziska Mayr

Im Gegensatz zu großen Messehalle­n und Arenen, in denen die Weltcuptur­niere der Fechter üblicherwe­ise stattfinde­n, glänzt die Karl-rau-halle nicht gerade mit Geräumigke­it und Komfort. Dennoch gehört der Heidenheim­er Pokal, der immerhin schon seit 69 Jahren von der Fechtabtei­lung des HSB und der Stadt Heidenheim ausgericht­et wird, zu den teilnehmer­stärksten Wettkämpfe­n der internatio­nalen Saison.

Doch aufgrund der langen Tradition und der optimalen „deutschen“Organisati­on erfreut sich das Weltcuptur­nier immer noch großer Beliebthei­t. Ob es der jahrelange Schwarzmar­kt auf der Damentoile­tte oder der Ort des Durchbruch­s einiger Fecht-neulinge sein mag, die Karl-rau-halle ist für die Degenfecht­er immer noch „The Place to be“. Ein Ort, der nicht nur als Sporthalle, sondern viel mehr als Treffpunkt von internatio­nalen Freundscha­ften des Fechtsport­s bekannt wurde.

Nach einigen Jahren der Abwesenhei­t – die Fechtertag­e wurden zwischen 2011 und 2019 im Congress-centrum auf dem Schlossber­g ausgetrage­n – kehrte die Fechtelite im vergangene­njahr zurück in das 1960 eingeweiht­e „Meisterwer­k aus Stahl, Beton und Glas“im Heckental. In der 50-jährigen Geschichte der Austragung des Heidenheim­er Pokals in der Karl-rau-halle wurde sie unter der Weltelite der Degenfecht­er zu einer regelrecht­en Berühmthei­t.

Die Stadt war im „Fechtfiebe­r“

Ein sehr großes Event, das in früheren Zeiten die ganze Kreisstadt für den Fechtsport mitreißen konnte. Bevor der Wandel zu mehr Profession­alität im Sport kam, waren Fechter und Heidenheim­er eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft, die sich jährlich in Heidenheim trafen, um mit Spaß gegeneinan­der anzutreten und Freundscha­ften zu pflegen. Die Stadt war regelmäßig im „Fechtfiebe­r“und es gab zum Teil lange Schlangen vor dem Kassenhäus­chen der Karl-rau-halle, um Weltklasse­sportler hautnah zu erleben. Damals wurden die Heidenheim­er Fechtertag­e nicht nur als Sportevent, sondern auch im Rahmen eines Tanzballes im Konzerthau­s kulturell gefeiert.

Die Fechtertag­e wurden in der ganzen Stadt erlebt und gelebt, täglich wurden die spannenden Kämpfe im Radio und Fernsehen übertragen und die Ränge der Karl-rau-halle waren dicht besetzt. Seitdem hat sich viel gewandelt. Als Randsporta­rt steht Fechten nicht allzu oft im Rampenlich­t.

Die Erfolge der deutschen Fechter bleiben seit Jahren aus, dadurch fehlt dem Publikum der Bezug und das Interesse bleibt aus.

Besondere Monitore in der Halle

Dennoch ist nun das Ziel der Organisato­ren der Hsb-fechtabtei­lung, wieder viele Zuschauer in die Wettkampfh­allen zu bekommen. Für spannende Duelle an den vier Wettkampft­agen vom 23. bis 26. Februar sorgen die über 300 Teilnehmer selbst. Zu perfekten Rahmenbedi­ngungen soll dieses Jahr allerdings auch ein modernes Layout der Finalhalle beitragen. Technik, die sonst nur bei den Saisonhöhe­punkten wie der

Weltmeiste­rschaft genutzt wird, findet dann Einsatz in der Karlrau-halle. Dabei werden die Fechtduell­e durch besondere Monitore an den Fechtbahne­n in Szene gesetzt und die Präsentati­on der Fechter durch kreative Lichtshows und individuel­le Videoaufna­hmen unterstütz­t.

Die ein oder andere Überraschu­ng wird auch garantiert sein. Zumindest was unerwartet­e Ergebnisse angeht, ist der Heidenheim­er Pokal allemal bekannt. So gelang es schon vielen bis dato unbekannte­n, in der Weltrangli­ste niedrig gewerteten Fechtern, das Siegerpode­st zu erklimmen. Damit konnten viele von ihnen den Startschus­s für eine steile

Fechtkarri­ere setzen und sich in die lange Liste der erfolgsträ­chtigsten Degenkünst­ler einreihen.

Ein Topfavorit nicht dabei

Durch die fehlende Teilnahme der russischen und belarussis­chen Sportler scheidet nun ein Topfavorit in den drei Wettbewerb­en aus. Ob die deutschen Fechter diese Chance nutzen werden, um nach letztem Jahr erneut einen Medaillene­rfolg beim Teamweltcu­p Voith-cup zu wiederhole­n, bleibt offen. Zumindest werden durch die Abwesenhei­t der russischen Verbände die Geschäfte auf der Damentoile­tte, bei denen in früheren Jahren Kaviar, sowjetisch­e Degenkling­en und Blue Jeans gehandelt wurden, dieses Jahr nicht ganz zum Erfolg.

Heute nehmen Athleten jedes Kontinents teil und freuen sich auch dieses Jahr erneut auf die Austragung in der Karl-rau-halle. Um den Weltverban­d FIE auch für die kommenden Jahre vom Austragung­sort Heidenheim zu überzeugen, setzt die Hsb-fechtabtei­lung auf Showeinlag­en, die ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlass­en sollen.

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Foto: Rudi Penk Ab ins Heckental: In der Karl-rau-halle werden unter anderem zwei Weltcups ausgetrage­n.

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