Technik als Hingucker
Die Karl-rau-halle wird zum Mekka der Degen-asse. Von ihnen sind mehr als 300 aus aller Welt bei den drei traditionsträchtigen Turnieren dabei.
Im Gegensatz zu großen Messehallen und Arenen, in denen die Weltcupturniere der Fechter üblicherweise stattfinden, glänzt die Karl-rau-halle nicht gerade mit Geräumigkeit und Komfort. Dennoch gehört der Heidenheimer Pokal, der immerhin schon seit 69 Jahren von der Fechtabteilung des HSB und der Stadt Heidenheim ausgerichtet wird, zu den teilnehmerstärksten Wettkämpfen der internationalen Saison.
Doch aufgrund der langen Tradition und der optimalen „deutschen“Organisation erfreut sich das Weltcupturnier immer noch großer Beliebtheit. Ob es der jahrelange Schwarzmarkt auf der Damentoilette oder der Ort des Durchbruchs einiger Fecht-neulinge sein mag, die Karl-rau-halle ist für die Degenfechter immer noch „The Place to be“. Ein Ort, der nicht nur als Sporthalle, sondern viel mehr als Treffpunkt von internationalen Freundschaften des Fechtsports bekannt wurde.
Nach einigen Jahren der Abwesenheit – die Fechtertage wurden zwischen 2011 und 2019 im Congress-centrum auf dem Schlossberg ausgetragen – kehrte die Fechtelite im vergangenenjahr zurück in das 1960 eingeweihte „Meisterwerk aus Stahl, Beton und Glas“im Heckental. In der 50-jährigen Geschichte der Austragung des Heidenheimer Pokals in der Karl-rau-halle wurde sie unter der Weltelite der Degenfechter zu einer regelrechten Berühmtheit.
Die Stadt war im „Fechtfieber“
Ein sehr großes Event, das in früheren Zeiten die ganze Kreisstadt für den Fechtsport mitreißen konnte. Bevor der Wandel zu mehr Professionalität im Sport kam, waren Fechter und Heidenheimer eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich jährlich in Heidenheim trafen, um mit Spaß gegeneinander anzutreten und Freundschaften zu pflegen. Die Stadt war regelmäßig im „Fechtfieber“und es gab zum Teil lange Schlangen vor dem Kassenhäuschen der Karl-rau-halle, um Weltklassesportler hautnah zu erleben. Damals wurden die Heidenheimer Fechtertage nicht nur als Sportevent, sondern auch im Rahmen eines Tanzballes im Konzerthaus kulturell gefeiert.
Die Fechtertage wurden in der ganzen Stadt erlebt und gelebt, täglich wurden die spannenden Kämpfe im Radio und Fernsehen übertragen und die Ränge der Karl-rau-halle waren dicht besetzt. Seitdem hat sich viel gewandelt. Als Randsportart steht Fechten nicht allzu oft im Rampenlicht.
Die Erfolge der deutschen Fechter bleiben seit Jahren aus, dadurch fehlt dem Publikum der Bezug und das Interesse bleibt aus.
Besondere Monitore in der Halle
Dennoch ist nun das Ziel der Organisatoren der Hsb-fechtabteilung, wieder viele Zuschauer in die Wettkampfhallen zu bekommen. Für spannende Duelle an den vier Wettkampftagen vom 23. bis 26. Februar sorgen die über 300 Teilnehmer selbst. Zu perfekten Rahmenbedingungen soll dieses Jahr allerdings auch ein modernes Layout der Finalhalle beitragen. Technik, die sonst nur bei den Saisonhöhepunkten wie der
Weltmeisterschaft genutzt wird, findet dann Einsatz in der Karlrau-halle. Dabei werden die Fechtduelle durch besondere Monitore an den Fechtbahnen in Szene gesetzt und die Präsentation der Fechter durch kreative Lichtshows und individuelle Videoaufnahmen unterstützt.
Die ein oder andere Überraschung wird auch garantiert sein. Zumindest was unerwartete Ergebnisse angeht, ist der Heidenheimer Pokal allemal bekannt. So gelang es schon vielen bis dato unbekannten, in der Weltrangliste niedrig gewerteten Fechtern, das Siegerpodest zu erklimmen. Damit konnten viele von ihnen den Startschuss für eine steile
Fechtkarriere setzen und sich in die lange Liste der erfolgsträchtigsten Degenkünstler einreihen.
Ein Topfavorit nicht dabei
Durch die fehlende Teilnahme der russischen und belarussischen Sportler scheidet nun ein Topfavorit in den drei Wettbewerben aus. Ob die deutschen Fechter diese Chance nutzen werden, um nach letztem Jahr erneut einen Medaillenerfolg beim Teamweltcup Voith-cup zu wiederholen, bleibt offen. Zumindest werden durch die Abwesenheit der russischen Verbände die Geschäfte auf der Damentoilette, bei denen in früheren Jahren Kaviar, sowjetische Degenklingen und Blue Jeans gehandelt wurden, dieses Jahr nicht ganz zum Erfolg.
Heute nehmen Athleten jedes Kontinents teil und freuen sich auch dieses Jahr erneut auf die Austragung in der Karl-rau-halle. Um den Weltverband FIE auch für die kommenden Jahre vom Austragungsort Heidenheim zu überzeugen, setzt die Hsb-fechtabteilung auf Showeinlagen, die ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen sollen.