Heidenheimer Zeitung

Ein kleiner Stein sorgt für großen Frust

Kira Weidle hat im Super-g Pech. Marta Bassino aus Italien triumphier­t vor Us-star Mikaela Shiffrin.

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Ein kleiner dunkler Fleck auf der Piste ist Kira Weidle zum Verhängnis geworden. Die deutsche Hoffnungst­rägerin fuhr im oberen Streckenab­schnitt über einen Stein und in der Folge deutlich am erhofften Top-ergebnis vorbei. „Sehr blöd gelaufen“sei das, sagte Weidle nach ihrem 23. Platz im Super-g bei der WM am Mittwoch. „Das sind Dinge, die hat man nicht in der Hand.“

Bis zur Abfahrt am Samstag wolle sie es aber abhaken. Und dann in ihrer Paradedisz­iplin, in der sie bei der WM in Cortina d‘ampezzo vor zwei Jahren sensatione­ll Silber geholt hatte, neu angreifen. Silber gab es am Mittwoch für Mikaela Shiffrin. Die Us-amerikaner­in holte nach dem Aus in der Kombinatio­n am Montag ihre erste Medaille bei einem Großereign­is seit zwei Jahren und vergoss Tränen der Erleichter­ung. Gold ging an die Italieneri­n Marta Bassino, Bronze teilten sich die zeitgleich­en Cornelia Hütter aus

Österreich und Kajsa Vickhoff Lie aus Norwegen. Weidles deutsche Teamkolleg­in Emma Aicher belegte Rang 18.

Angriffslu­stig und optimistis­ch hatte sich Weidle vor dem Start präsentier­t. Auch im Super-g, der kurvigeren der beiden Speed-diszipline­n,

kommt die 26-Jährige inzwischen immer besser zurecht. Bei den Weltcups in St. Anton und Cortina im Januar war sie Siebte und Neunte geworden und hatte sich reichlich Selbstvert­rauen erarbeitet. In Méribel war es nun auf einen Schlag – zumindest vorerst – wieder weg. Der Ski habe nicht mehr richtig gehalten und sei „kugelrund“gewesen, nachdem sie den Stein überfahren habe, berichtete Weidle. „Das hintere Ende ist mir immer weggegange­n“, sagte sie. „Wie Aquaplanin­g beim Auto hinten“habe sich das angefühlt: keine gute Voraussetz­ung, um mit Risiko in die nächsten Schwünge zu gehen. Entspreche­nd genervt und kopfschütt­elnd verließ Weidle nach ihrer verkorkste­n Fahrt letztlich den Zielraum. Allzu lange beschäftig­en wolle sie sich damit aber nicht, kündigte sie an.

Hundertpro­zentig zufrieden wirkte im ersten Moment auch Superstar Shiffrin nicht. Silber bedeute ihr aber eine Menge, betonte die erfolgreic­hste Skirennfah­rerin der Historie. Als sie ihre Sonnenbril­le abnahm, waren Tränen in ihren Augen zu sehen. Bei den Olympische­n Winterspie­len in China vor einem Jahr war die 27-Jährige komplett ohne Edelmetall geblieben. In Méribel bleibt ihr eine solche Nullnummer nun erspart. Und in den Technik-rennen in der zweiten Woche hat Shiffrin, die insgesamt nun schon bei zwölf Wm-medaillen steht, noch weitere gute Chancen.

Rückschlag für Dreßen

Thomas Dreßen hat derweil in Frankreich trotz seines „leichten Magen-darm-infekts“das erste Abfahrtstr­aining absolviert. Der fünfmalige Weltcupsie­ger startete am Mittwoch im ersten der insgesamt drei Testläufe in dieser Woche und wäre somit startberec­htigt für das Medaillenr­ennen am Sonntag. Mit intensiver Wettkampfv­orbereitun­g hatte die Trainingsf­ahrt

des Athleten vom SC Mittenwald allerdings nicht viel zu tun. Mit Fleece, Überhose und angezogene­r Handbremse fuhr der angeschlag­ene Skirennfah­rer die Piste in Courchevel runter. Allein der Rückstand auf Teamkolleg­e Romed Baumann betrug über sechs Sekunden.

Der Deutsche Skiverband hatte am Vorabend mitgeteilt, dass sich der 29-jährige Dreßen einen Virus eingefange­n habe und geschwächt sei. „Wir haben ihn sofort vom restlichen Team isoliert. Man will bei einem Großereign­is ja nichts riskieren“, sagte Mannschaft­sarzt Manuel Köhne.

Trotz seiner langen Verletzung­spause, die Speed-star Dreßen die gesamte Vorsaison gekostet hatte, gilt der Hochgeschw­indigkeits­fahrer als sportliche­s Zugpferd der deutschen „Rennfahrer“. Die Herren-riege erhofft sich allein durch die Präsenz ihrer Leitfigur einen Push für das gesamte Team.

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Strahlend: Mikaela Shiffrin (Silber) und Siegerin Marta Bassino.

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