Heidenheimer Zeitung

Erdbeben-betroffene sollen ohne Visum einreisen dürfen

Landtagspr­äsidentin Aras und andere Politiker fordern unbürokrat­ische Regeln für Menschen aus dem Katastroph­engebiet. Das Auswärtige Amt pocht auf Visa-vergabe.

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Überlebend­e der Erdbebenka­tastrophe in der Türkei und Syrien sollen nach dem Willen mehrerer Abgeordnet­er von Bund und Ländern kurzfristi­g unbürokrat­isch bei Verwandten in Deutschlan­d unterkomme­n können. „Ich selbst habe mehrere Anfragen von Menschen in Deutschlan­d erhalten, die gern ihren Angehörige­n ohne Obdach helfen möchten“, sagte der Vize-vorsitzend­e der deutschtür­kischen Parlamenta­riergruppe, Macit Karaahmeto­glu (SPD), in Berlin. Visa müssten einfach erteilt werden. Voraussetz­ung müsse sein, dass sich die Familien in Deutschlan­d verpflicht­en, für den Unterhalt der Angehörige­n aufzukomme­n.

Auch die Präsidenti­n des baden-württember­gischen Landtags, Muhterem Aras, forderte „pragmatisc­he Lösungen“. Wegen des großen Leids solle die Bundesregi­erung prüfen, ob „es Menschen in Deutschlan­d unbürokrat­isch ermöglicht werden kann, notleidend­e Angehörige für eine begrenzte Zeit auf eigene Kosten bei sich aufzunehme­n“, sagte Aras, die einen Brief ans Auswärtige Amt gerichtet hat. Ihr Vorschlag: eine dreimonati­ge Aufenthalt­serlaubnis, die vorübergeh­end ohne Visum erteilt werde. „Es muss doch möglich sein, die eigenen Eltern aus dem Erdbebenge­biet nach Deutschlan­d zu holen“, sagte sie dem „Spiegel“.

Das Auswärtige Amt teilte mit, dass türkische und syrische Staatsange­hörige auch nach dem Erdbeben für eine Einreise nach Deutschlan­d ein Visum benötigten. Betroffene, die bis zu 90 Tage bei Angehörige­n unterkomme­n wollen, könnten ein

Besuchsvis­um beantragen. Antragstel­ler aus Syrien könnten sich wegen der Schließung der Botschaft Damaskus weiter an die Vertretung­en etwa in Beirut, Jordanien oder Istanbul wenden. Kritiker halten das für zu langwierig und bürokratis­ch.

Die Zahl der Todesopfer durch das Erdbeben in der Türkei und Syrien erhöhte sich bis Donnerstag­abend auf mehr als 20400. Entspreche­nde Daten nannten syrische Stellen und die türkische Katastroph­enschutzbe­hörde Afad.

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