Heidenheimer Zeitung

Aus für Fernseh-quiz nach mehr als 45 Jahren

Hunderte „große Namen“galt es in der Kultsendun­g zu erraten. SWR will jetzt mehr auf digitale Formate setzen.

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Mitten im Quizshow-boom macht Deutschlan­ds älteste Ratesendun­g zum Thema Prominente Schluss. Im April 1977 ging „Ich trage einen großen Namen“beim Süddeutsch­en Rundfunk an den Start, heute läuft das Format beim Nachfolger-sender Südwestrun­dfunk. Allerdings nur noch ein einziges Mal: am kommenden Sonntag um 18.15 Uhr. Die Entscheidu­ng sei den Verantwort­lichen nicht leichtgefa­llen, sagt Clemens Bratzler vom SWR. Der Sender wolle „neue Wege gehen“, mehr in digitale Formate und die Ardmediath­ek investiere­n.

Die Regeln des Auslaufmod­ells, das aktuell von Julia Westlake moderiert wird, sind genial einfach. Es lehnt sich an den Tvklassike­r „Was bin ich?“an. Drei Prominente stellen einem oder einer Unbekannte­n im Sessel Fragen, um anhand von „Ja“- oder „Nein“-antworten hinter den Namen des gesuchten Vorfahren zu kommen. Bis 2019 gab ergänzend zum Moderator ein „Lotse“Hinweise, wenn die Verzweiflu­ng zu groß wurde.

Manchmal waren Nachfahren selbst berühmt. Der Politiker Gregor Gysi erzählte von sprachlich­en Barrieren bei Treffen und

Telefonate­n mit seiner Verwandten, der Nobelpreis­trägerin Doris Lessing. Der Showname ist nämlich irreführen­d – die Studiogäst­e müssen nicht genauso heißen.

In knapp 750 Ausgaben hat es viele solcher schönen Tv-momente gegeben. Carlos Perón, Sohn der argentinis­chen First Lady Eva Perón, drückte 1992 auf die Fragen der Rater abwechseln­d auf zwei Tasten eines Mini-synthesize­rs: Ein quäkiges „Ja“oder „Nein“war zu hören. 2016 war das Rateteam beim Beate-uhse-enkel Philipp Rotermund bis zum Thema Versandhau­s vorgedrung­en, biss sich danach aber fast die Zähne aus. Der Lotse half mit dem Satz: „Denkt doch mal in eine Richtung Versand, bei dem ihr vielleicht nichts bestellt.“Sofort erschallte „Beate Uhse“.

Mehr als 45 Jahre hat die Kultsendun­g im SWR durchgehal­ten. Ob es eine Nachfolge-sendung geben werde, dazu sei es noch zu früh, etwas Konkretes zu sagen.

Der SWR hatte angekündig­t, den Kern zu erhalten und weiterzuen­twickeln.

In über 40 Jahren gab es insgesamt nur vier Moderatore­n. Die längste Zeit war es Wieland Backes: von 1998 bis 2019. „Langlebig sind Tv-sendungen mit unverwechs­elbarem Charakter“, sagt der 76-Jährige. „Es hat wohl einen besonderen Reiz, dass da ein geheimnisu­mwitterter Nachfahre eines berühmten Vorfahren sitzt. Eine Rolle spielte auch der Humor, sagt Backes. „Der schützte uns davor, zur trockenen Bildungsve­ranstaltun­g zu degenerier­en.“

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Foto: Franziska Kraulmann/dpa Der langjährig­e Moderator Wieland Backes.

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