Heidenheimer Zeitung

Mit Hirnschmal­z gegen die Krise der Kommunen

Mit einigen Ideen will die Verwaltung für eine attraktive­re Innenstadt sorgen. 900.000 Euro kommen dafür vom Bund. Auch der HDH ist mit im Boot.

- Von Michael Brendel

Viele Innenstädt­e kämpfen ums Überleben. Und das buchstäbli­ch. Denn wo es keine attraktive­n Angebote gibt, da sind auch keine Menschen. Und umgekehrt. Corona verschärft­e die ohnehin schon prekäre Lage zusätzlich, weshalb der Bund ein mit 250 Millionen Euro ausgestatt­etes Förderprog­ramm auflegte – Titel: „Zukunftsfä­hige Innenstädt­e und Zentren“.

Die Kommunen sollen dabei unterstütz­t werden, lebendige und attraktive Ortskerne zu entwickeln oder zu erhalten. Heidenheim bekam im vergangene­n Oktober eine Zusage über 900.000 Euro. Bedingung: Die Stadt musste ihrerseits weitere 300.000 Euro beisteuern.

Während das Antragsver­fahren lief, veränderte­n sich die Vergabekri­terien. Mit Blick auf einen sogenannte­n Verfügungs­fonds (siehe Infokasten) fließen nun bis 2025 aus Berlin 45.000 Euro weniger an die Brenz. Der geforderte Eigenantei­l des gesamten Programms stieg so von 25 auf gut 30 Prozent, wenn Gemeinden in den Genuss der vollen Fördersumm­e kommen wollen.

Die Lösung: Der Gemeindera­t ermächtigt die Verwaltung, diesen Aspekt im Nachtragsh­aushalt zu berücksich­tigen. Jene 30.000 Euro eingerechn­et, mit denen sich zudem der Heidenheim­er

Dienstleis­tungs- und Handelsver­ein (HDH) verteilt auf die kommenden drei Jahren beteiligt, ist dann die Maximalför­derung garantiert. Der auf die Stadt entfallend­e Anteil reduziert sich gleichzeit­ig auf rund 28 Prozent.

Was mit dem Geld geschehen soll, um die Innenstadt den Vorgaben gemäß durch innovative Konzepte gegenüber Krisen zu stärken, erläuterte Standortma­rketingman­ager Ruven Becker anhand einer Vielzahl von Einzelmaßn­ahmen dem Gemeindera­t.

Die Palette beinhaltet bauliche Maßnahmen wie Rundsitzbä­nke, eine Fahrradgar­age mit E-lademöglic­hkeit und einen Unterboden für die Schlittsch­uhbahn, die dann in den Bahnhofsan­lagen aufgebaut werden könnte.

Wieder Sandskulpt­uren

Hinzu kommen zeitlich begrenzte Aktionen wie sommerlich­e Blumendeko­rationen an verschiede­nen Stellen, ein Sandskulpt­uren-festival, Public Viewing und kulturelle Angebote bis zu mobilen Schiffscon­tainern, die mit sportliche­n und gastronomi­schen Angeboten ausgestatt­et sind. Angedacht ist laut Becker überdies ein Stadtgutsc­hein. Diese Karte soll Geld und damit Kaufkraft in Heidenheim halten und über Eckarten-terminals abgerechne­t werden können.

Vorgesehen ist neben Werbung für die verschiede­nen Beteiligun­gsmöglichk­eiten auch ein Ideenwettb­ewerb. Abwickeln wird das gesamte Paket eine Agentur, um eine möglichst reibungslo­se Koordinati­on von Planung, Umsetzung und Zusammenar­beit der verschiede­nen Akteure zu gewährleis­ten.

Oberbürger­meister Michael Salomo bezeichnet­e die Maßnahmen als zielführen­d, „weil sie bekräftige­n, dass wir zu unserer Innenstadt stehen“. Petra Saretz (CDU/FDP) zeigte sich erfreut darüber, dass nach langen Diskussion­en jetzt konkrete Ideen auf dem Tisch liegen. Sie stellen laut Ralf Willuth (Freie Wähler) „wichtige Maßnahmen zur Innenstadt­belebung“dar.

Auch Dr. Florian Hofmann (Spd/linke) signalisie­rte Zustimmung und „Freude darüber, dass dafür offensicht­lich personelle und finanziell­e Kapazitäte­n vorhanden sind, obwohl ja im Jahr 2023 grundsätzl­ich das Sparen eine wichtige Rolle spielen soll“.

Kein Blick auf Leerstände

Die Stadt wird davon absehen, leer stehende Gewerberäu­me anzumieten, um sie vergünstig­t Interessen­ten etwa für Pop-upStores anzubieten. Die im Förderprog­ramm hierfür festgelegt­en Regularien seien zu umfangreic­h und komplizier­t, sagte Becker zur Begründung.

Norbert Fandrich (Spd/linke) erinnerte an Überlegung­en, gemeinsam mit dem Jobcenter zentrale Paketdepot­s einzuricht­en, um die Kernstadt von Lieferverk­ehr zu befreien. Diese Idee soll Becker zufolge im Rahmen des Projekts Smart City weiterverf­olgt werden.

Die Ideen stellen wichtige Maßnahmen zur Innenstadt­belebung dar. Ralf Willuth Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler im Heidenheim­er Gemeindera­t

 ?? Foto: Markus Brandhuber ?? Im Sommer 2020 entstand auf dem Eugen-jaekle-platz ein Nachbau von Schloss Hellenstei­n aus Sand. Diese Aktion soll eine Wiederholu­ng finden.
Foto: Markus Brandhuber Im Sommer 2020 entstand auf dem Eugen-jaekle-platz ein Nachbau von Schloss Hellenstei­n aus Sand. Diese Aktion soll eine Wiederholu­ng finden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany