Heidenheimer Zeitung

Reibungslo­ser Ablauf

Nach einer zweimonati­gen Testphase auf drei Heidenheim­er Spielplätz­en ist momentan noch offen, ob sich daraus ein dauerhafte­s Angebot für das Stadtgebie­t entwickelt.

- Von Michael Brendel

Wohin auf die Schnelle, wenn’s plötzlich pressiert? Eltern können ein Lied davon singen, dass sich diese Frage auch auf Spielplätz­en immer wieder stellt. Wobei die nicht nur von Kindern besucht, sondern auch von anderen Personen als Treff genutzt werden. Eine Alternativ­e dazu, sich mal eben in die Büsche zu schlagen, scheint deshalb umso wichtiger.

Versuchswe­ise ließ die Heidenheim­er Stadtverwa­ltung im vergangene­n Jahr an drei verschiede­nen Stellen mobile Komposttoi­letten der Schweizer Firma Kompotoi aufstellen. Die Resultate sind erstaunlic­h.

Im September und Oktober 2022 standen die Holzhütten in der Georg-elser-anlage in Schnaithei­m, an der Gurstraße in Mergelstet­ten und bei der Calistheni­cs-anlage auf dem Zanger Berg. Die Wahl war auf diese Spielplätz­e gefallen, weil sie Rathausang­aben zufolge stark frequentie­rt sind und es ein bekanntes Problem ist, dass sich an derartigen Orten Menschen gerne einmal an nicht dafür gedachten Stellen erleichter­n.

Während des zweimonati­gen Zeitraums wurde jedes WC ca. 300 Mal aufgesucht – häufiger, als ursprüngli­ch erwartet. Als erfreulich bezeichnet es Rathausspr­echer Stefan Bentele, „dass die Nutzerinne­n und Nutzer die Toiletten genauso ordentlich hinterlass­en haben, wie sie sie vorgefunde­n hatten“. Die Häuschen wurden demzufolge weder mutwillig beschädigt, noch verschmutz­t.

Awo kümmerte sich um Service

Die Miete schlug mit insgesamt 600 Euro zu Buche, für die regelmäßig­e Reinigung fielen zudem Kosten in Höhe von 615 Euro an. Unterhalt und Service lagen in

Händen der Arbeiterwo­hlfahrt. Und wie geht es jetzt weiter? Bleibt es beim einmaligen Versuch mit einer offenkundi­g gut angenommen­en Dienstleis­tung, von der neben den Besuchern der Spielplätz­e auch Spaziergän­ger Gebrauch machen konnten? Oder wird daraus möglicherw­eise ein permanente­s Angebot an zusätzlich­en Standorten?

Für weitergehe­nde Überlegung­en nennt die Verwaltung eine klare Bedingung: „Bevor es zu einer erneuten Nutzung der Toiletten in Heidenheim kommt, muss der Anbieter aus Sicht der Stadt eine regionaler­e Entsorgung des Materials gewährleis­ten.“

Ein entspreche­nder Nachweis liege der Stadtverwa­ltung mittlerwei­le

vor, teilt Florian Hayler auf Anfrage mit. Dem Kompotoi-geschäftsf­ührer zufolge wurden die Reststoffe (Fäkalien und Urin) nach Ende der Testphase zu einer Kleinkompo­stierungsa­nlage bei München gebracht, die dort zu Forschungs­zwecken aufgebaut worden ist.

Reststoffe als Müll eingestuft

Aktuell werde „Human Output“in Deutschlan­d als Müll angesehen, so Hayler. Allerdings liefen in Forschung und Politik Bestrebung­en, eine Einstufung als Biomüll zu erreichen, was wiederum eine Kompostier­ung ermöglicht­e.

Eine Entsorgung der gesammelte­n Reststoffe über die Kläranlage könne nicht erfolgen, ergänzt

Bentele, „weil das Material aus den Toiletten rechtlich als Abfall gehandhabt wird, was in der Kläranlage ankommt, rechtlich betrachtet hingegen Abwasser ist“. Darüber hinaus hätten die Techniker die Sorge, dass die Feststoffe die Siebe verstopfen und den Betrieb der Anlage stören könnten.

Als grundsätzl­ich denkbar bezeichnet Hayler die thermische Verwertung, also die Verbrennun­g. Sie sei zwar „ein guter Schritt, um die Klärwerke und besonders die Ressource Wasser nicht unnötig zu belasten“, stelle allerdings „nicht unser finales Ziel“dar.

Das Unternehme­n Kompotoi wirbt damit, dass seine Produkte

umweltfreu­ndlich und geruchsfre­i seien, zudem ohne Strom, Wasser und Chemie funktionie­rten. Nach dem Toiletteng­ang werden Holzspäne zugegeben. Sie schließen die Oberfläche, binden das Wasser und verhindern das Entstehen unangenehm­er Gerüche.

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Foto: Stadt Heidenheim Auf dem Spielplatz an der Gurstraße in Mergelstet­ten stand eine der drei mobilen Toiletten, die die Stadtverwa­ltung im vergangene­n Jahr testete.

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