Reibungsloser Ablauf
Nach einer zweimonatigen Testphase auf drei Heidenheimer Spielplätzen ist momentan noch offen, ob sich daraus ein dauerhaftes Angebot für das Stadtgebiet entwickelt.
Wohin auf die Schnelle, wenn’s plötzlich pressiert? Eltern können ein Lied davon singen, dass sich diese Frage auch auf Spielplätzen immer wieder stellt. Wobei die nicht nur von Kindern besucht, sondern auch von anderen Personen als Treff genutzt werden. Eine Alternative dazu, sich mal eben in die Büsche zu schlagen, scheint deshalb umso wichtiger.
Versuchsweise ließ die Heidenheimer Stadtverwaltung im vergangenen Jahr an drei verschiedenen Stellen mobile Komposttoiletten der Schweizer Firma Kompotoi aufstellen. Die Resultate sind erstaunlich.
Im September und Oktober 2022 standen die Holzhütten in der Georg-elser-anlage in Schnaitheim, an der Gurstraße in Mergelstetten und bei der Calisthenics-anlage auf dem Zanger Berg. Die Wahl war auf diese Spielplätze gefallen, weil sie Rathausangaben zufolge stark frequentiert sind und es ein bekanntes Problem ist, dass sich an derartigen Orten Menschen gerne einmal an nicht dafür gedachten Stellen erleichtern.
Während des zweimonatigen Zeitraums wurde jedes WC ca. 300 Mal aufgesucht – häufiger, als ursprünglich erwartet. Als erfreulich bezeichnet es Rathaussprecher Stefan Bentele, „dass die Nutzerinnen und Nutzer die Toiletten genauso ordentlich hinterlassen haben, wie sie sie vorgefunden hatten“. Die Häuschen wurden demzufolge weder mutwillig beschädigt, noch verschmutzt.
Awo kümmerte sich um Service
Die Miete schlug mit insgesamt 600 Euro zu Buche, für die regelmäßige Reinigung fielen zudem Kosten in Höhe von 615 Euro an. Unterhalt und Service lagen in
Händen der Arbeiterwohlfahrt. Und wie geht es jetzt weiter? Bleibt es beim einmaligen Versuch mit einer offenkundig gut angenommenen Dienstleistung, von der neben den Besuchern der Spielplätze auch Spaziergänger Gebrauch machen konnten? Oder wird daraus möglicherweise ein permanentes Angebot an zusätzlichen Standorten?
Für weitergehende Überlegungen nennt die Verwaltung eine klare Bedingung: „Bevor es zu einer erneuten Nutzung der Toiletten in Heidenheim kommt, muss der Anbieter aus Sicht der Stadt eine regionalere Entsorgung des Materials gewährleisten.“
Ein entsprechender Nachweis liege der Stadtverwaltung mittlerweile
vor, teilt Florian Hayler auf Anfrage mit. Dem Kompotoi-geschäftsführer zufolge wurden die Reststoffe (Fäkalien und Urin) nach Ende der Testphase zu einer Kleinkompostierungsanlage bei München gebracht, die dort zu Forschungszwecken aufgebaut worden ist.
Reststoffe als Müll eingestuft
Aktuell werde „Human Output“in Deutschland als Müll angesehen, so Hayler. Allerdings liefen in Forschung und Politik Bestrebungen, eine Einstufung als Biomüll zu erreichen, was wiederum eine Kompostierung ermöglichte.
Eine Entsorgung der gesammelten Reststoffe über die Kläranlage könne nicht erfolgen, ergänzt
Bentele, „weil das Material aus den Toiletten rechtlich als Abfall gehandhabt wird, was in der Kläranlage ankommt, rechtlich betrachtet hingegen Abwasser ist“. Darüber hinaus hätten die Techniker die Sorge, dass die Feststoffe die Siebe verstopfen und den Betrieb der Anlage stören könnten.
Als grundsätzlich denkbar bezeichnet Hayler die thermische Verwertung, also die Verbrennung. Sie sei zwar „ein guter Schritt, um die Klärwerke und besonders die Ressource Wasser nicht unnötig zu belasten“, stelle allerdings „nicht unser finales Ziel“dar.
Das Unternehmen Kompotoi wirbt damit, dass seine Produkte
umweltfreundlich und geruchsfrei seien, zudem ohne Strom, Wasser und Chemie funktionierten. Nach dem Toilettengang werden Holzspäne zugegeben. Sie schließen die Oberfläche, binden das Wasser und verhindern das Entstehen unangenehmer Gerüche.