Spannende Schlagabtausche
Beim Regionalwettbewerb am Herbrechtinger Buigen-gymnasium wirkten Menschen in unterschiedlichen Funktionen mit: Debattanten, Juroren und die Person, die alles koordiniert.
Sollen in Neubaugebieten nur noch Mehrfamilienhäuser gebaut werden? Oder: Soll eine Obergrenze für den täglichen Wasserverbrauch pro Person eingeführt werden? So lauteten ein paar der Streitfragen, über die Schülerinnen und Schüler beim diesjährigen Regionalwettbewerb Ostwürttemberg von „Jugend debattiert“am vergangenen Mittwoch in Herbrechtingen diskutierten. Im Regionalverbund sind sechs Gymnasien aus Ostwürttemberg: das gastgebende Buigen-gymnasium, das Max-planck-gymnasium in Heidenheim, das Schubartgymnasium in Aalen, das Ostalbgymnasium in Bopfingen, das Gymnasium St. Gertrudis in Ellwangen sowie das Lise-meitnergymnasium in Crailsheim.
Mit der Ausrichtung des regionalen Wettbewerbs wechseln sich die Schulen ab, dieses Jahr war das Bugy an der Reihe. Insgesamt haben sich 24 Schülerinnen und Schüler für die regionale Runde qualifiziert, darunter vier Lokalmatadoren. Dass ein solcher Wettbewerb zustande kommt und als Erfolg bezeichnet werden kann, hängt von unterschiedlichen Personen und Personengruppen ab. An dieser Stelle werden die entsprechenden Rollen vorgestellt:
Die Debattanten haben den anspruchsvollsten Part. Wie bereitet man sich auf solch einen Wettbewerb überhaupt vor? „Stundenlange Recherche im Internet“, so Christian Sipura vom Buigen-gymnasium. Von Zeitungsartikeln über statistische Erhebungen bis hin zu politischen Blogeinträgen wird alles zu den
Themen der Streitfragen gelesen, die man sechs Tage vor dem Wettbewerb erfährt. Erst drei Tage vorher wird verraten, bei welcher
Streitfrage man die Pro- oder die Kontra-seite vertreten muss. „Sprich, man muss sich zunächst allgemein informieren und Argumente für beide Meinungen vorbereiten“, so der 17-Jährige. Laut Paula Schilder vom Crailsheimer Gymnasium hilft es, vorab viel mit Freunden und der Familie darüber zu reden.
Alle Debattanten sind beim Wettbewerb zwei Mal gefordert und nehmen einmal die Pro- und einmal die Kontra-seite ein. Bei der spannenden Frage „Sollen auch Privathaushalte zur Katastrophenvorsorge verpflichtet werden?“plädierten Paula Schilder und Elias Malisi vom Aalener Schubartgymnasium für staatlich angeordnete und angebotene Aufklärungsseminare. „Denn was nützen Warnsysteme, wenn man sie nicht zu deuten weiß?“Die Gegenseite – Christian Sipura und Magdalena Henle vom Gymnasium St. Gertrudis
in Ellwangen – gab zu bedenken, dass solche Seminare viel Personal binden und hohe Kosten verursachen. „Lieber sollte man das Geld in eine bessere Infrastruktur investieren, die Katastrophen verhindern oder abmildern.“Die bereits existierenden Info-angebote müssten beworben werden.
Der Koordinator des Wettbewerbs im Regionalverbund Ostwürttemberg ist Peter Heinrich, Lehrer am Ostalb-gymnasium in Bopfingen. Seine Aufgabe ist es, den regionalen „Jugend debattiert“-wettbewerb zu organisieren. Sechs Schulen unter einen Hut zu bekommen, ist keine einfache Angelegenheit. Die diesjährige Auflage ist die erste seit Corona, die wieder in Präsenz stattfindet. In den vergangenen Jahren gab es einen virtuellen Schlagabtausch. Von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren, tue den Gesprächen und den Debattanten gut, so Peter Heinrich.
„Jugend debattiert“solle die jungen Leute dazu ermutigen, sich in die verschiedenen Perspektiven zu einem Thema hineinzuversetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Den Interessensausgleich, der am Ende bestenfalls herauskommt, brauche eine Demokratie. „Ziel von ‚Jugend debattiert‘ ist jedoch nicht, einen Kompromiss zu erreichen, sondern die Debatte zu gewinnen.“Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler in der freien Rede sowie in der Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Ansichten gefördert werden.
Die Jury besteht aus Lehrkräften, aber auch aus Teilnehmern früherer Wettbewerbe. Als Jurorinnen fungieren etwa die Lehrerinnen Maria Hilgarth und Manuela Ittner vom Max-planck
Gymnasium. Sie begleiten und bereiten ihre Schülerinnen und Schüler seit April 2022 in Form einer fächerübergreifenden Projektgruppe vor.
Die Debattanten der zwei Altersgruppen werden nach vier Kriterien bewertet: Sachkenntnis, Ausdrucksfähigkeit, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Unter Ausdrucksfähigkeit versteht man, sich verständlich und klar auszudrücken, mit Gesprächsfähigkeit ist gemeint, auf die Argumente der Vorredner einzugehen. Vergeben werden zwischen null und fünf Punkte, wobei für fünf Punkte schon eine sehr gute Leistung voraussetzt wird. Punktabzug gibt es bei „groben Fouls“wie Beleidigungen, oder wenn man das Gespräch an sich reißt.
Die Juroren müssen auch darauf achten, dass Regeln eingehalten werden. So dürfen etwa keine Aufschriebe in die Debatte mitgebracht werden und die Zeitvorgabe von maximal zwei Minuten muss eingehalten werden. Nach jeder Diskussionsrunde geben die Juroren den Debattanten konstruktive Kritik.