Herzlich und erstaunlich altmodisch
Es gibt ihn noch, den reinen Liebesroman: „Die Liebe an miesen Tagen“von Ewald Arenz.
Clara, Ende 40, hat gerade ihre Stelle als Fotografin bei einer Zeitung verloren. Sie ist Witwe, ihr Mann starb an Krebs. Jetzt will sie ihr Häuschen auf dem Land verkaufen, „das Museum meiner Liebe“. Doch dann fällt ihr Elias vor die Füße, im wahrsten Sinne. Der ist Schauspieler an einem Provinztheater, einige Jahre jünger als Clara; er hat eine 18-jährige Tochter, die bei ihrer Mutter wohnt, von der er sich schon lange getrennt hat. Aktuell hat er eine Beziehung zu Vera, aber es ist für ihn nichts Ernstes, er fühlt sich im falschen Leben. Und als Vera mit ihm besagtes Häuschen besichtigt, stolpert er auf die Veranda – ein Kniefall vor Clara, was zu einem witzigen Dialog der beiden führt.
Der Rest ist Liebesgeschichte. Und zwar eine sehr herzliche nach allen Regeln der Unterhaltungsschriftstellerkunst. Ewald Arenz, der Gymnasiallehrer aus Nürnberg, der mit „Alte Sorten“und „Der große Sommer“schon zwei Bestseller landete, hat mit seinem neuen Roman „Die Liebe an miesen Tagen“wieder einen Publikumshit vorgelegt. Das Buch ähnelt einem Zdf-freitagabendwohlfühl-fernsehfilm, der später gerne an Samstag- und Sonntagnachmittagen wiederholt wird. Wobei Arenz nicht nur Weisheiten schreibt wie: „Liebe bringt immer alles durcheinander und ist für alle großen Kriege der Weltgeschichte verantwortlich.“Der Autor formuliert auch pointiert, beobachtet genau, bringt charaktervolle Nebenfiguren ins Spiel wie Claras demente Mutter. Er erzählt aus wechselnder personaler Perspektive und macht die Gedanken, die Gefühle von Elias und Clara transparent.
Der Altersunterschied
Die fast 400 Seiten lesen sich schnell, zu schnell herunter – aber was dann doch überrascht: Es passiert praktisch nichts Überraschendes. Schnell kommen Elias und Clara zusammen, genießen ihr Glück (auch auf einem Ausflug nach Tübingen). Es ist die große Liebe, alles passt, aber naturgemäß muss es noch eine Krise geben: Clara macht der Altersunterschied Angst, und als sie ein traumhaftes Job-angebot im fernen Hamburg annimmt, Elias jedoch nicht gleich mitgehen will, trennt sie sich von ihm verzweifelt – aus Furcht, ihn bald zu verlieren. Das Drama aber nimmt noch einen ganz anderen, existenziellen Verlauf. Die Liebe jedoch, und das verspricht ja der Romantitel – ist halt auch an miesen Tagen da.