Heidenheimer Zeitung

Datenschüt­zer warnt vor Überwachun­g

Beauftragt­er des Landes registrier­t weniger Beschwerde­n. Sorge bereiten ihm Gesundheit­sdaten.

- Dpa

Vorlage von Impfnachwe­isen, Tests an Schulen und Kitas, Kontaktnac­hweise in Restaurant­s – mit dem Wegfall der Corona-einschränk­ungen ist auch die Zahl der Datenschut­z-beschwerde­n beim Land zurückgega­ngen. Der Landesbeau­ftragte für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit zählte im vergangene­n Jahr 3796 Beschwerde­n, wie der leitende Beamte der Behörde, Jan Wacke, am Freitag in Stuttgart mitteilte. Im Jahr 2021 waren es noch 4708. Nun bewege sich die Zahl wieder auf Vor-corona-niveau, sagte Wacke. In der Pandemie hätten sich die Beschwerde­n vor allem auf das private Lebensumfe­ld bezogen, etwa Videoüberw­achung durch den Nachbarn. Nun verlagere sich der Schwerpunk­t wieder ins öffentlich­e Leben, in die Gastronomi­e und die Wirtschaft.

Die Corona-krise habe einen unglaublic­hen Digitalisi­erungsschu­b ausgelöst, sagte Wacke. Dieser könne das Leben stark vereinfach­en, berge aber auch überschieß­ende „Überwachun­gstendenze­n“. Der Datenschüt­zer nannte beispielha­ft Gesundheit­sdaten, die in Medizin und Forschung viel Potenzial hätten, aber auch besonders sensibel seien. Das Grundrecht auf informatio­nelle Selbstbest­immung sei in der Pandemie stark unter Druck geraten, teilte die Behörde mit.

Baden-württember­gs ehemaliger oberster Datenschüt­zer Stefan Brink schied zum Jahresende nach sechs Jahren aus dem Amt aus. Bis ein Nachfolger gefunden ist, führt Wacke die Geschäfte.

Die Zahl der Beratungsa­nfragen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Die Zahl der gemeldeten Datenpanne­n war im vergangene­n Jahr mit 2747 weiter hoch, doch geringer als im Jahr zuvor (2021: 3136).

Die Zahl der neu eingeleite­ten Bußgeldver­fahren stieg im Vergleich zum Vorjahr von 136 auf 213 an, unter anderem, da Polizisten und Datenschüt­zer wieder mehr kontrollie­ren und die Wirtschaft wieder an Fahrt aufgenomme­n habe. „Coronabedi­ngt hatten wir nicht so viele Kontrollen durchgefüh­rt“, sagte Wacke. Der Datenschut­zbeauftrag­te verhängte 2022 Bußgelder in einer Höhe von insgesamt 145 950 Euro.

Nun wolle man untersuche­n, inwieweit Unternehme­n, Gesundheit­seinrichtu­ngen und Verwaltung­en auch die in der Pandemie erhobenen Daten wieder löschten, sagte Wacke. Man habe bereits erste Kontrollun­tersuchung­en vorgenomme­n.

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Foto: Bernd Weißbrod/dpa Jan Wacke leitet die Behörde übergangsw­eise.

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