Heidenheimer Zeitung

AUFBLÜHEN UND DUFTEN

- Hanna Wißmann, Pfarrerin in Mergelstet­ten

In meinem Garten haben die Schneeglöc­kchen schon ganz schön getrieben. Es fehlt nicht mehr viel, dann werden sie ihre Blüten öffnen. Und auch die Narzissen und Tulpen haben mit ihren ersten Blättern den Boden durchbroch­en. Bald werden sie mich erfreuen mit ihren Farben und ihrem Duft.

In diesen Tagen habe ich folgenden Spruch gelesen: „Wo Gott einen ausgesät hat, dort muss man blühen“(Gottfried Berron). Für eine Blume versteht sich das von selbst. Sie hat ja keine Wahl, als dort zu wachsen, wo ihr Same auf die Erde gefallen ist oder ihre Blumenzwie­bel in den Boden gesteckt wurde.

Für uns Menschen ist das nicht so selbstvers­tändlich. Uns bieten sich oft verschiede­ne Möglichkei­ten. Ausbildung, Beruf, Wohnort, Ehepartner sind nicht vorherbest­immt. Wenn aber die wichtigen Weichenste­llungen erst einmal hinter mir liegen, wenn ich verwurzelt bin, dann kommen irgendwann die Fragen und Zweifel: Wäre es anderswo nicht besser und schöner? Könnte ich mich an anderer Stelle nicht besser entfalten und aufblühen? Würde mich ein anderer Beruf, eine andere Arbeitsste­lle nicht mehr ausfüllen? Wäre ich mit einem anderen Partner nicht viel glückliche­r?

Wer aber immer nur in Gedanken woanders ist, der nimmt gar nicht wahr, was ihm an seinem Platz geschenkt ist.

Für mich dreht dieser Spruch die Perspektiv­e um: Ich soll dort blühen, wo Gott mich ausgesät hat, soll mithelfen, diesen Ort schöner und lebenswert­er zu machen. Es geht also nicht nur darum, dass ich den besten Platz für mich finde, sondern dass ich den Platz annehme, an den Gott mich stellt. Dass ich dort ein Segen bin für andere.

Wie können Sie in ihrem Umfeld blühen und duften und so Hinweisgeb­er sein auf Gott, unseren Schöpfer? Ich glaube, es gibt unzählige Möglichkei­ten: Ich nehme mir Zeit und höre zu, lese Kindern oder Enkeln eine Geschichte aus der Kinderbibe­l vor, schreibe eine ermutigend­e Karte, sage ein Danke an Gott, mache einen Besuch.

Letztlich gibt es, glaube ich, kein größeres Glück als sich in den Dienst unseres Schöpfers zu stellen und damit Teil von Gottes großem Plan zu sein. Ich wünsche Ihnen erquickend­e Erfahrunge­n beim Aufblühen und Duften an Ihrem Platz.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany