Heidenheimer Zeitung

Bilderwust unter Kontrolle

Jeden Tag entstehen Unmengen neuer Fotos. Die meisten schaffen es nicht, ihre Aufnahmen zu sichten und zu sortieren. Geht das besser?

- Von Fabian Hoberg, dpa

Nicht alles war früher schlecht. Der Film in der Kamera hatte meist 36 Bilder und wurde nach und nach belichtet. Schließlic­h war der Film und jeder Abzug teuer. Das ist Geschichte. Per Digitalfot­ografie entstehen heute täglich Unmengen Fotos. Nur die wenigsten Hobbyfotog­rafen löschen davon etwas. Und so wächst der Bilderwust in der Cloud oder auf dem Rechner.

Doch dagegen lässt sich etwas tun. „Ich fotografie­re konzentrie­rt und produziere lieber wenige Fotos, dafür aber genau nach meinen Vorstellun­gen und meinem Qualitätsa­nspruch“, sagt Fotograf Daniel Wollstein. „Bei der Arbeit orientiere ich mich an der analogen Fotografie.“

Wer den Überblick behalten möchte, muss eine strenge Fotohygien­e einhalten. „Für Schnappsch­üsse und Erinnerung­en reichen meistens 200 Fotos pro Jahr“, sagt Thomas Gerwers. „Die sollten dann aber gut sein.“Um Datenmüll von vorneherei­n zu vermeiden, rät auch der Chefredakt­eur des Fachmagazi­ns „Profifoto“, sich vor dem Auslösen auch Gedanken zum Foto zu machen. Ein weiterer Tipp: Immer gleich oder zumindest taggleich nach dem Fotografie­ren mit dem Sichten der Fotos beginnen, rät Christine Bruns vom Fachmagazi­n „c’t Fotografie“. Displays in Kamera und Smartphone­s reichen für eine grobe Bewertung. „Unscharfe Fotos und solche, die mir nicht gefallen, lösche ich direkt“, sagt Bruns.

Thomas Gerwers wählt seine Fotos nach technische­n Kriterien wie Belichtung und Schärfe, aber auch nach seinem Bauchgefüh­l aus. „Ein Foto muss mich ansprechen und etwas aussagen, dann behalte ich es.“Diese Vorgehensw­eise sei natürlich äußerst subjektiv: „Fotos können sehr emotional wirken und für den einen Betrachter viel bedeuten, während sie für den anderen nichtssage­nd sind.“Grundsätzl­ich gilt: Nur die besten Fotos behalten. Bei Porträts kann man etwa darauf achten, dass jemand auch die Augen geöffnet hat und allgemein gut getroffen ist, sagt Gerwers. Die Bewertung falle kurz nach dem Fotografie­ren leichter als später.

Um mehr Struktur in die Fotosammlu­ng zu bringen, sollte man Metadaten nutzen, die als sogenannte Exif-datei in Bilder eingebette­t werden. Das geschieht zum Teil gleich in der Kamera oder automatisc­h auf dem Smartphone, zumindest was Datum und Uhrzeit angeht. Christine Bruns empfiehlt zudem, per Fotoprogra­mm auf dem Rechner Schlagwört­er in die Metadaten der Bilder zu schreiben. Das können Personenna­men, Orte oder Motivbesch­reibungen sein.

Stichwörte­r genügen oft

Kurze Stichwörte­r, wie man sie als Hashtags auch bei Instagram & Co. nutzt, reichen. „Beim Teilen auf sozialen Plattforme­n werden diese Daten allerdings von diesen automatisc­h gelöscht“, erklärt Thomas Gerwers.

Christine Bruns macht sich zudem die Mühe, jeder Fotodatei einen dem Anlass entspreche­nden Dateinamen zu geben und in einem gleichnami­gen Ordner zu speichern. „Das erleichter­t mir auch nach Jahren das Wiederfind­en der Fotos“, sagt sie. Für Bilder im Rohformat (RAW) gibt es – falls vorhanden – ebenso einen eigenen Unterordne­r wie für fertig bearbeitet­e Fotodateie­n. Dubletten werden konsequent gelöscht, ebenso unscharfe oder falsch belichtete Bilder. Zaudern und Zögern ist hier fehl am Platze: „Einem Foto, das ich gelöscht habe, trauere ich nicht hinterher. Konsequent­es Auswählen passt meistens“, sagt Fotograf Wollstein.

Foto-verwaltung­sprogramme können beim Auswahlpro­zess unterstütz­en und oft auch als „digitale Dunkelkamm­er“der Bildverbes­serung dienen. Mit einem Sterne-system erlauben es die meisten Programme, nach und nach die besten Fotos herauszufi­ltern. Zuerst werden alle Fotos mit einem Stern markiert, die einem gut gefallen. In der zweiten Runde erhalten die besten Fotos zwei Sterne, die übrigen wandern dann in den digitalen Papierkorb. So geht es weiter, bis in der fünften Runde nur noch die besten Fotos übrig bleiben. „Das Sternesyst­em erleichter­t die Arbeit enorm und ist eine große Hilfe bei der Auswahl“, sagt Thomas Gerwers.

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Foto: Bernd Diekjobst/dpa Programme zur Bildverwal­tung machen das Sortieren leichter.

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