Heidenheimer Zeitung

Die Party geht weiter

Bei den Weltmeiste­rschaften in Oberhof herrscht eine grandiose Stimmung. Denise Herrmann-wick und das deutsche Team bedanken sich mit starken Leistungen.

- Sid/uwe

Über Musikgesch­mack lässt sich bekanntlic­h streiten. Und trotzdem scheint der Ballermann­hit „Der Zug hat keine Bremse“zur Hymne dieser Biathlon-weltmeiste­rschaften in Oberhof zu werden. Der Lärm jedenfalls war ohrenbetäu­bend als Denise Herrmann-wick wieder aufs Podest hüpfte. Zwei Tage nach ihrem Sprint-sieg wurde sie in der Verfolgung Zweite.

Lange war für die Sächsin sogar der zweite Titel beim stimmungsv­ollen Heimspiel in Thüringen greifbar, wenn da nicht dieses verflixte letzte Schießen wäre. Zwei Scheiben blieben bei der 34-Jährigen stehen, damit war Julia Simon entschwund­en. Mit insgesamt vier Fehlern hatte die 34-Jährige im Ziel 27,0 Sekunden Rückstand auf die französisc­he Gesamtwelt­cup-führende Simon (1). Bronze ging an Marte Olsbu Roeiseland (3).

„Es war richtig hart. Es war ein cooles Rennen und so von vorne weg ist das bei der Atmosphäre richtig, richtig cool“, sagte Herrmann-wick: „Ich habe auf der Schlussrun­de nochmal alles rausgehaue­n.“Aber die Kraftanstr­engung brachte sie nicht mehr nah genug an Simon heran: „Ich wollte ja treffen, aber es hat nicht geklappt.“Denn die 23 500 Fans beim Schießen auszublend­en, ist nicht ganz so einfach.

Das bekam auch Sophia Schneider zu spüren, die im Windschatt­en von Herrmann ein hervorrage­ndes Rennen lief. Am Ende wurde sie Fünfte, Hanna Kebinger Achte. Schneider lag sogar auf

Medaillenk­urs, ehe auch ihr beim letzten Schießen die Knie weich wurden. Lange ärgern wollte sich die 25-Jährige nicht.

Von den Qualen am Schießstan­d kann dieser Tage vor allem einer berichten: Benni Doll war schon nach der verpatzten MixedStaff­el untröstlic­h gewesen. Im Sprint wurde es fast noch schlimmer.

Im Nebel landete er mit fünf Fehlern auf Platz 55. Da wollte Doll nicht einmal mehr getröstet werden, sondern nur allein sein. Schon am Samstagabe­nd, als Denise Herrmann-wick ihre GoldMedail­le feierte, hatte er sich wieder soweit berappelt, dass er sich in den deutschen Feierzug einreihte. Trotz aller persönlich­er

Enttäuschu­ng.

Am Start des Verfolgung­srennens wurde Doll mit tosendem Applaus emfpangen. Die Fans waren gewillt, ihn durch sein Schießen und über die Loipe zu tragen. Frenetisch wurde der 32-Jährige angefeuert, vor allem am Birxsteig. Was dabei herauskam, war Platz 15, womit er 40 Plätze gut gemacht hatte. In der isolierten Wertung des Verfolgers wäre es Platz drei gewesen. „Das hat schon sehr gut getan“, sagte Doll nach dem Rennen. Er hofft, dass die Sicherheit nach nur zwei Fehlern bei 20 Schuss zurück ist.

Johannes Kühn wird Sechster

Bester Deutscher war einer, der sich mit diesen seelischen Tiefpunkte­n auskennt. Johannes Kühn wurde Achter im Sprint, Sechster in der Verfolgung. Zwei Fehler beim letzten Schießen kosteten den Bayern am Sonntag die Chance auf eine Medaille. Roman Rees schaffte es als Zehnter noch unter die Top Ten.

Ganz vorne aber wird (fast) ausschließ­lich Norwegisch gesprochen. Dominator Johannes Thingnes Boe gewann beide Goldmedail­len – einmal vor seinem Bruder Tarjei und Sturla Holm Laegreid, im Verfolger wurde Laegreid Zweiter und mit Sebastian Samuelsson mischte sich tatsächlic­h ein Nicht-norweger ein. Deren Trainer Patrick Oberegger strahlte entspreche­nd. Auch sein Dank ging an das Oberhofer Publikum: „Das ist einfach unglaublic­h, was hier los ist. Es werden alle gefeiert, nicht nur die Deutschen.“

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Foto: Hendrik Schmidt/dpa Er dominiert nach Belieben: Johannes Tignes Boe.
 ?? Foto: Martin Schutt/dpa ?? Denise Herrmann-wick mit Maskottche­n Flocke in der Arena am Rennsteig.
Foto: Martin Schutt/dpa Denise Herrmann-wick mit Maskottche­n Flocke in der Arena am Rennsteig.

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