Überflüssige Normen
Wer in Deutschland ein Haus bauen möchte, muss dabei mehr als 3500Baunormen beachten. Die Flut an Vorgaben macht das Bauen kompliziert, teuer und zeitaufwendig. Doch Bauen geht auch einfacher und günstiger. Ein Konzept könnte bald für Furore sorgen.
Wie dick Türen und Wände zu sein haben, dass sie automatisch zufallen und wie die Lüftung aussehen muss: All das ist in sogenannten Din-normen geregelt. Das Problem: Nicht immer machen alle Normen Sinn. Manchmal widersprechen sie sich sogar und sind eher ein Konjunkturprogramm für die Baubranche. Normen sorgen dafür, dass Bauen teurer ist als unbedingt nötig, monieren Kritiker. All das ist Gift für die Wohnungsbauziele der Bundesregierung.
„Wenn wir schnell mehr Wohnraum schaffen wollen, müssen wir das Bauen vereinfachen“, fordert die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard. „Wir wollen eine radikale Entschlackungskur“, schlägt Gebhard vor. Ihre Lösung ist der sogenannte Gebäudetyp E. „Wenn man nach dem Gebäudetyp E baut, bleiben die grundsätzlichen Schutzziele der Bauordnungen wie Standsicherheit, Brandschutz und Umweltschutz unangetastet“, erläutert die Präsidentin. Alle weiteren Standards könnten bei diesem Bautyp zwischen dem Bauherrn und dem Architekten entwickelt und schließlich vertraglich vereinbart werden.
Planer sollen zum Beispiel Abstriche beim Lärmschutz machen dürfen, und Leitungen müssten nicht zwingend unter Putz verlegt werden. Auch müsste dann nicht überall eine Lüftungsanlage eingebaut werden, Fensterlüftung würde ausreichen. „So können nicht nur Kosten reduziert werden,
Auch die Fdp-fraktion setzt sich für den Gebäudetyp E ein.
es gäbe auch mehr Raum für Innovationen, die durch Überregulierung verhindert werden“, meint Gebhard.
Damit nach dem Gebäudetyp E auch haftungsrechtlich rechtssicher gebaut werden kann, dürfte es erforderlich sein, das Bürgerliche Gesetzbuch anzupassen. Gebhard hat zusammen mit der Bundesingenieurkammer deshalb einen Brief an Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) geschrieben, mit der Bitte, dies zu prüfen. Es müsste gesetzlich geregelt werden, dass ein Gebäude keine Mängel hat, wenn nach Gebäudetyp E gebaut wird und bestimmte Normen nicht erfüllt werden.
Eine breite Unterstützung für ihren Vorschlag hat Gebhard bereits. Auch die Fdp-fraktion im Bundestag setzt sich für den Gebäudetyp E ein, genauso wie die Bauindustrie.