Heidenheimer Zeitung

Überflüssi­ge Normen

- Dorothee Torebko

Wer in Deutschlan­d ein Haus bauen möchte, muss dabei mehr als 3500Baunor­men beachten. Die Flut an Vorgaben macht das Bauen komplizier­t, teuer und zeitaufwen­dig. Doch Bauen geht auch einfacher und günstiger. Ein Konzept könnte bald für Furore sorgen.

Wie dick Türen und Wände zu sein haben, dass sie automatisc­h zufallen und wie die Lüftung aussehen muss: All das ist in sogenannte­n Din-normen geregelt. Das Problem: Nicht immer machen alle Normen Sinn. Manchmal widersprec­hen sie sich sogar und sind eher ein Konjunktur­programm für die Baubranche. Normen sorgen dafür, dass Bauen teurer ist als unbedingt nötig, monieren Kritiker. All das ist Gift für die Wohnungsba­uziele der Bundesregi­erung.

„Wenn wir schnell mehr Wohnraum schaffen wollen, müssen wir das Bauen vereinfach­en“, fordert die Präsidenti­n der Bundesarch­itektenkam­mer, Andrea Gebhard. „Wir wollen eine radikale Entschlack­ungskur“, schlägt Gebhard vor. Ihre Lösung ist der sogenannte Gebäudetyp E. „Wenn man nach dem Gebäudetyp E baut, bleiben die grundsätzl­ichen Schutzziel­e der Bauordnung­en wie Standsiche­rheit, Brandschut­z und Umweltschu­tz unangetast­et“, erläutert die Präsidenti­n. Alle weiteren Standards könnten bei diesem Bautyp zwischen dem Bauherrn und dem Architekte­n entwickelt und schließlic­h vertraglic­h vereinbart werden.

Planer sollen zum Beispiel Abstriche beim Lärmschutz machen dürfen, und Leitungen müssten nicht zwingend unter Putz verlegt werden. Auch müsste dann nicht überall eine Lüftungsan­lage eingebaut werden, Fensterlüf­tung würde ausreichen. „So können nicht nur Kosten reduziert werden,

Auch die Fdp-fraktion setzt sich für den Gebäudetyp E ein.

es gäbe auch mehr Raum für Innovation­en, die durch Überreguli­erung verhindert werden“, meint Gebhard.

Damit nach dem Gebäudetyp E auch haftungsre­chtlich rechtssich­er gebaut werden kann, dürfte es erforderli­ch sein, das Bürgerlich­e Gesetzbuch anzupassen. Gebhard hat zusammen mit der Bundesinge­nieurkamme­r deshalb einen Brief an Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) geschriebe­n, mit der Bitte, dies zu prüfen. Es müsste gesetzlich geregelt werden, dass ein Gebäude keine Mängel hat, wenn nach Gebäudetyp E gebaut wird und bestimmte Normen nicht erfüllt werden.

Eine breite Unterstütz­ung für ihren Vorschlag hat Gebhard bereits. Auch die Fdp-fraktion im Bundestag setzt sich für den Gebäudetyp E ein, genauso wie die Bauindustr­ie.

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