Heidenheimer Zeitung

Die Union und die Koalitions­frage

Parteichef Merz beanspruch­t einen Teil des Wahlerfolg­s für sich. Allerdings hat seine Strategie auch Nachteile.

- Ellen Hasenkamp

Die politische Landkarte der Hauptstadt hat sich am Sonntagabe­nd – abgesehen von der grünen Mitte und einigen bunten Einsprengs­eln – schwarz gefärbt. Ausgerechn­et die lange zerstritte­ne Berliner CDU bescherte den Christdemo­kraten zum Auftakt des Wahljahres 2023 einen Sieg. Doch was heißt hier beschert? Parteichef Friedrich Merz, der nun drei Triumphe und zwei Niederlage­n auf seinem Landtagswa­hlkonto als Cdu-vorsitzend­er stehen hat, legt am Tag danach Wert darauf, dass es sich in Berlin

„auch um einen guten Erfolg für die CDU Deutschlan­ds“handele. Spitzenkan­didat Kai Wegner bestätigt mit Blick auf die Bundespart­ei: „Ich fühlte mich vom ersten Tag an getragen und unterstütz­t.“

Wahlforsch­er haben derweil analysiert, dass Wegner und die CDU vor allem von der Unzufriede­nheit mit dem rot-grün-roten Senat und der mangelnden Zugkraft von Spd-spitzenfra­u Franziska Giffey profitiert­en.

Merz wiederum besteht recht kurz angebunden darauf, das Berliner

Wahlergebn­is bestätige seine ansonsten viel diskutiert­e „Pascha“-äußerung nach den Silvesterk­rawallen: „Die Menschen wollen, dass wir die Probleme ansprechen.“Das findet auch Wegner, der nun aber die Probleme auch lösen will.

„Pascha“-pauschalis­ierung

Dazu fehlt ihm allerdings zumindest vorerst ein Koalitions­partner. Entweder Grüne oder SPD von einem solchen Angebot zu überzeugen, fällt nach der „Pascha“-pauschalis­ierung nicht eben leichter. Wobei Wegner auch sagt, dass die Menschen in Berlin weniger an den Talkshow-äußerungen von Merz als vielmehr an seinen eigenen Sicherheit­skonzepten interessie­rt gewesen seien. Mehr Wegner, weniger Merz – das dürfte in den nun anstehende­n Sondierung­en den Weg für die CDU an die Regierung vermutlich erleichter­n.

Die Koalitions­frage stellt sich für die CDU im Übrigen nicht nur in Berlin. Der einst „natürliche Partner“FDP ist auch in der

Hauptstadt unter die Fünf-prozent-marke gerutscht. „Ich persönlich bedaure das“, versichert Merz. Wenn aber die FDP sich wie von Merz analysiert „in schwierige­r Lage“befindet, dann gilt das in gewisser Weise eben auch für seine eigene Partei. Die Machtoptio­n ist alles andere als klar. Im Bund liegt die Union laut Umfragen zwar vorne, aber dennoch unter dreißig Prozent und ist deswegen auf Partner angewiesen, will sie Regierungs­mehrheiten hinter sich versammeln.

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