Praxisgemeinschaft startet im April
Dr. Cornelia Guter wird mit der bereits in Herbrechtingen ansässigen Hausärztin Dr. Vera Kommer zusammenarbeiten. Schon jetzt können sich Patienten melden.
Der Bedarf an einer hausärztlichen Versorgung sei hoch, sie könnten sich vor Anfragen gerade kaum retten. So fasst Dr. Cornelia Guter ihre eigenen Erfahrungen und die ihrer baldigen Kollegin Dr. Vera Kommer in den vergangenen Wochen zusammen. Aktuell praktiziert Dr. Guter noch als angestellte Ärztin in einer Heidenheimer Praxis für Allgemeinmedizin.
Zum 1. April werden beide Hausärztinnen eine Praxisgemeinschaft in Herbrechtingen eröffnen. Starten wird diese in den derzeitigen Räumen der Praxis von Dr. Kommer in der Langen Straße 36. Da der Platz aber nicht auf Dauer ausreicht, wird die Praxisgemeinschaft in die Lange Straße 9 umziehen, sobald die bevorstehenden Umbauarbeiten durch die Stadt Herbrechtingen abgeschlossen sind. Die Kommune hatte die zum Verkauf stehende Immobilie erworben, bevor diese womöglich nicht mehr für eine Hausarztpraxis zur Verfügung steht. Zurzeit befindet sich dort noch die Praxis von Hausarzt Dr. Reiner Kruber, der bekanntlich Ende März in den Ruhestand gehen wird.
Vorrang für Einheimische
Das Timing von Dr. Guter, sich in ihrer Heimatstadt Herbrechtingen niederzulassen, könnte demnach mehr auf den Punkt nicht sein. Die Medizinerin sichert nach wie vor zu, zunächst alle einheimischen Patientinnen und Patienten aufzunehmen, die zu diesem Zeitpunkt keinen Hausarzt haben, und stellt klar, dass Kassenpatienten gleichermaßen willkommen sind wie Privatpatienten.
Die Betroffenen müssen nicht erst bis April warten, um aktiv zu werden. Sie könnten sich schon vorher in der Praxis von Dr. Kommer melden, ihren Namen auf die Liste schreiben lassen und sich in dringlichen Fällen bereits einen Termin bei Dr. Guter geben lassen. „Uns wäre es lieb, wenn nicht alle gleich zu Anfang einen Termin zum Kennenlernen haben möchten, denn dann befinden wir uns mitten in der Umbau- und Umzugsphase.“
Erst wenn sich abzeichne, dass die Bürgerinnen und Bürger vor
Ort so weit versorgt seien, werde Dr. Guter nach Möglichkeit auch Anfragen von außerhalb der Stadt Herbrechtingen nachkommen. Davon soll es bereits eine ganze Menge geben, hauptsächlich aus Heidenheim.
Recht auf Befunde
Wenn es sich, wie im Fall von Dr. Kruber, um keine Übernahme der Praxis und damit der Patienten handelt, verbleiben die Patientenakten bei ihm. Generell müssen Ärzte laut Gesetz ihre Patientenakten für eine Dauer von zehn Jahren nach dem letzten Patientenkontakt aufbewahren. Doch auch ohne Einsicht in die Original-unterlagen kann die neue Hausärztin die medizinische Vorgeschichte ihrer künftigen Patienten in Erfahrung bringen. Dr. Guter zufolge haben die Patienten ein Recht auf ihre Befunde und können beim bisherigen beziehungsweise ehemaligen Hausarzt eine Kopie verlangen, die unter Umständen kostenpflichtig ist.
Doch warum übernimmt Dr. Guter die Praxis von Dr. Kruber nicht? Weil zuerst und unabhängig vom Ruhestand des Herbrechtinger Hausarztes die Idee der Praxisgemeinschaft mit Dr. Kommer aufgekommen sei, so die Ärztin. Diese Praxisgemeinschaft stelle etwas Eigenes und Neues dar. Hinzu komme, dass im Gegensatz zu früher Mediziner mit ihrer Niederlassung in der Regel nicht mehr warten müssten, bis ein Arzt in Ruhestand geht, um dessen Nachfolge anzutreten. Aufgrund der vielen freien Arztsitze heutzutage könnten sie mehr oder weniger direkt loslegen. Auch den Patientenstamm mitsamt Praxis (Möblierung, Gerätschaften, etc.) zu verkaufen beziehungsweise zu kaufen, ist Dr. Guter zufolge heute nicht mehr Usus. Wenn der Patientenstamm gesondert von der Praxis gegen Entgelt den Besitzer wechselt, könne dies unter Umständen sogar wegen Korruption im Gesundheitsbereich strafbar sein.
Nachfolge von Dr. Kruber?
Ob Dr. Reiner Kruber zwischenzeitlich eine potentielle Nachfolge an der Hand gehabt hatte, wie mehrere Quellen berichten, kann weder bestätigt noch dementiert werden. Der Mediziner meinte auf Nachfrage der HZ, dass er sich erst zu gegebener Zeit dazu äußern wolle.
Die Information über eine mögliche Nachfolge hatte laut Bürgermeister Daniel Vogt jedenfalls nicht die Stadtverwaltung erreicht – zu seinem Bedauern. „Wir hätten sicherlich eine räumliche Lösung gefunden.“Das Stadtoberhaupt äußert daher die dringende Bitte, dass sich Ärzte, die mit einer Niederlassung in Herbrechtingen liebäugeln, bei ihm persönlich melden sollen. „Auch wenn es nachts um 4 Uhr ist“, so Vogt.