Heidenheimer Zeitung

Fahrzeughe­rsteller lernen dazu: Abhängigke­it sinkt

Autobauer haben nach dem Brand im Werk eines Zulieferer­s keine Probleme. Das war früher anders.

- Vt/swp

Wer derzeit die Internetse­ite der Burgmaier Technologi­es Gmbh + Co KG aufruft, stößt auf diesen Hinweis: „Achtung! Aufgrund eines Großbrande­s sind wir aktuell lediglich telefonisc­h und nicht per E-mail erreichbar“. Der Autozulief­erer wurde Opfer eines Feuers, das im Firmensitz in Allmending­en bei Ulm wütete. 200 Millionen Euro Sachschade­n, Ursache ungeklärt.

Statistisc­h befinde sich in jedem europäisch­en Auto fünf Burgmaier-teile, steht auf der Internetse­ite. Diese werden etwa in Lenkungen, Bremsen, Getrieben und Fahrwerk eingesetzt. Kernbereic­he eines Autos also. Krisenmana­ger großer Autofirmen sollen nach dem Brand angereist sein, sagt der Spezialist eines Autobauers, der sich vor Ort Fotos und Notizen macht. Bekommen derzeit Manager graue Haare, weil Lieferkett­en reißen können?

Nein, heißt es unisono von Mercedes-benz, BMW, VW, Audi und Daimler Truck. Es gebe keine Auswirkung­en. Der Maschinen- und Anlagenbau­er Voith teilt mit, keine Produkte von Burgmaier zu beziehen. Mercedes-benz teilt mit: Man stehe in direktem Kontakt dem Lieferante­n, von einer „unmittelba­ren Auswirkung auf die Liefersitu­ation“sei aber nicht auszugehen.

Woran liegt das? Hatten Autoherste­ller in der Vergangenh­eit nicht immer wieder Probleme, wenn etwa nur Sitzbezüge nicht lieferbar waren, wie 2016 bei VW? „Wir versuchen uns mit Multisourc­ing unabhängig zu machen“, sagt ein Bmw-sprecher. Auch Mercedes-benz versucht, sich „bei der Beschaffun­g weiter zu diversifiz­ieren, um Risiken der Lieferkett­e zu minimieren“.

Nach einer Umfrage des Beraters Deloitte von 2021 gaben 43 Prozent der Führungskr­äfte in der Autoindust­rie an, die Lieferkett­e vor oder während Corona diversifiz­iert und auf mehrere Partner verteilt zu haben. Erfahrunge­n mit fehlenden Computerch­ips dürften diesen Trend beschleuni­gt haben. In Deutschlan­d entstehen Halbleiter­werke. Autofirmen beziehen mehr Teile aus Europa. Vor einigen Jahren hätte ein

Brand bei einem wichtigen Zulieferer wie jetzt bei Burgmaier in der Branche wohl mehr Probleme bereitet.

Burgmaier selbst hatte in der vergangene­n Woche in seinem Laupheimer Werk einen Krisenstab mit 20 eigenen Mitarbeite­rn eingericht­et. Geschäftsf­ührer Karl-hugo Schick sagte: „Zu Gesprächsi­nhalten oder Absichtser­klärungen von einzelnen Kunden äußern wir uns nicht. Es finden jedoch mit allen Kunden Gespräche statt und allen Kunden liegt sehr an der Wiederhers­tellung der Lieferkett­en.“Die Unterstütz­ung der Lieferante­n und Kunden sei „enorm“. Die Produktion am Stammsitz solle so schnell wie möglich wieder starten.

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Foto: Martin Tröster Beim Zulieferer Burgmaier brannte es.

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