Shitstorm nach Kritik an Krapfen
Wegen stereotyper Fasnets-deko erhält ein Heilbronner Bäcker Schreiben von der Antidiskriminierungsstelle.
Neue Runde im Streit um „political correctness“– oder viel Lärm um nichts? In Heilbronn erregt eine Debatte um Deko auf Karnevalskrapfen die Gemüter. Ein Bäcker hatte die süßen „Berliner“in seiner Auslage mit aufgesteckten Deko-figuren versehen. Daran nahm eine Kundin Anstoß und wandte sich an die Antidiskriminierungsstelle Heilbronn, wie deren Leiterin Mirjam Sperrfechter in einer Mitteilung bestätigt: Die Kundin habe sich beschwert, „der Bäcker würde mit Teilen der Dekoration herabwürdigende und diskriminierende Stereotype bedienen“. Schwarze Menschen seien „mit Knochenkette und Bastrock aus kolonialistischen Zeiten“dargestellt worden. Daraufhin habe die Stelle dem Bäcker einen „schriftlichen Hinweis“geschickt und ihn darauf hingewiesen, dass die Darstellung Vorurteile bediene, „die weder einem heutigen Bild von schwarzen Menschen entsprechen noch diskriminierungssensibel sind, sondern – insbesondere natürlich schwarze Menschen – verletzen können und eine andere Dekoration doch wünschenswert wäre“.
Der Brief fand seinen Weg in die sozialen Medien und landete in rechten Telegram-gruppen; außerdem postete ein Afd-stadtrat das Schreiben laut SWR auf Facebook. Der Bäcker äußerte sich empört und beharrte darauf, dass die dargestellten Figuren nicht rassistisch seien. „Der identitätspolitische Wahnsinn geht weiter. Volle Solidarität mit dem Bäcker“, schrieb der EX-CDUBundestagsabgeordnete Christian Natterer auf Twitter. Medien wie „Focus“berichteten, die Antidiskriminierungsstelle hätte dem Bäcker eine „Abmahnung“geschickt, was die Leiterin Mirjam Sperrfechter zurückweist: „Dies ist nicht richtig.“Die Stelle könne weder jemanden abmahnen noch rechtliche Schritte einleiten.
In der Folge wurde aber die Antidiskriminierungsstelle, die beim Stadt- und Kreisjugendring angesiedelt ist und unter anderem vom Sozialministerium des Landes gefördert wird, von einem veritablen „Shitstorm“überrollt: Seit Tagen gingen bei der Stelle beleidigende und hasserfüllte E-mails ein, die Polizei sei eingeschaltet.