Vergrößerungspläne im Kickethau
Die Gussenstadter Firma Schmid Holzrecycling & Biomasse braucht mehr Platz. Dafür müssen rund 1,2 Hektar Wald abgeholzt werden. Fragen und Antworten dazu waren jetzt in der Sitzung des Gemeinderats zu hören.
Wer von Gerstetten in Richtung Gussenstadt fährt, kommt etwa auf halber Strecke direkt daran vorbei: am Firmengelände von Schmid Holzrecycling & Biomasse. Abgeschirmt durch ein kleines Wäldchen im Norden und begrenzt durch die Bahnlinie Amstetten-gerstetten im Süden wird dort unter anderem Altholz so aufbereitet, dass es erneut verwendet oder zur Energiegewinnung eingesetzt werden kann. Jetzt will sich das Unternehmen vergrößern. Vorgesehen ist dafür eine Waldfläche von 1,2 Hektar Größe nordöstlich des bestehenden Betriebsgeländes. Voraussetzung ist die Erweiterung des Bebauungsplans Sondergebiet Kickethau, eine Änderung des Flächennutzungsplans sowie ein Antrag auf Waldumwandlung. Alles hat der Gerstetter Gemeinderat in seiner
Sitzung am Dienstag einstimmig auf den Weg gebracht.
Warum ist die Erweiterung des Betriebsgeländes nötig?
Die Firma Schmid Holzrecycling & Biomasse, heißt es in den Gemeinderatsunterlagen, benötige schlicht und einfach mehr Platz. Hintergrund seien Vorgaben und Veränderungen bei den Kunden, die auch Einfluss auf den Betriebsablauf des Gussenstadter Unternehmens
hätten. So hätten die Kunden, beispielsweise große Kraftwerke oder Firmen der Holzwerkstoffindustrie, oftmals geringe Lagerkapazitäten. Stehe dort also die Anlage wegen der Jahresrevision still, könne es eng werden. Aus diesem Grund, aber auch um mögliche Ausfälle der eigenen Altholzaufbereitungsanlage kompensieren zu können, brauche man in Gussenstadt die Möglichkeit, große Mengen Material zwischenzulagern. Zudem ergäben sich durch verschärfte gesetzliche Vorgaben und auf Wunsch der Kunden veränderte Anforderungen an die Qualität des produzierten Materials. Heißt: Die Hackschnitzel müssen je nach Spezifikation separat gelagert werden. Auch deswegen müssten weitere Lagerflächen geschaffen werden.
Darf der Wald so einfach abgeholzt werden?
Diplom-geographin Regina Zeeb vom gleichnamigen Ulmer Planungsbüro gab Einblick in die Ergebnisse der umwelt- und artenschutzrechtlichen Prüfung. Untersucht
worden sei der Mischwald in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts auf das Vorkommen von Brutvögeln, Fledermäusen sowie der geschützten Haselmaus. Die Ergebnisse ließen sich als „ziemlich unaufgeregt“beschreiben, so Zeeb. So seien bei den Vögeln größtenteils „Allerweltsarten“nachgewiesen worden, die in der Regel gut andere geeignete Strukturen als Ersatz fänden. Helfen solle hier auch das Aufhängen von Nistkästen in der näheren Umgebung, zum Beispiel für den Grünspecht. Fledermäuse seien zwar nachgewiesen worden, allerdings nutzten sie die betroffene Waldfläche zur Nahrungssuche.
Brutstätten würden also nicht vernichtet. Die Haselmaus habe nicht nachgewiesen werden können. Der Wald kann daher abgeholzt werden, um das Betriebsgelände zu vergrößern.
Welche Ausgleichsmaßnahmen werden ergriffen?
Die gerodete Fläche, berichtete Zeeb, müsse gemäß des Landeswaldgesetzes an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden. Außerdem gelte es, die ökologische Funktion des Waldes zu kompensieren. Das bedeutet: Für die 1,2 Hektar, die abgeholzt werden, müssen 1,7 Hektar aufgeforstet werden. Ausgewählt habe man dafür zwei Flächen auf Gemarkung Gussenstadt. Einmal handelt es sich um eine Ackerfläche im Kickethau südlich der Bahnlinie. Außerdem soll eine Grünlandfläche im Gewann Säutrog bepflanzt werden.
Was ist mit Photovoltaikanlagen auf den neuen Gebäuden?
Laut Bebauungsplan sind sie Pflicht. Geschäftsführer Hansgeorg Schmid dürfte hier nichts dagegen haben: Bereits seit rund acht Jahren betreibt er eine Solaranlage auf einer seiner Hallen. Eine weitere sei seit etwa zwei Jahren in Planung, berichtete Schmid dem Gemeinderat. In Betrieb gehen konnte sie bislang allerdings nicht. Denn: Die Leitung sowie die Trafostation waren Schmids eigene, was dem Stromnetzbetreiber Alb-elektrizitätswerk Geislingen-steige (AEW) missfiel. Gefordert wurde der Anschluss an einen Verknüpfungspunkt in Gussenstadt, was für Schmid mit erheblichen Kosten verbunden gewesen wäre. Ende vom Lied: Schmid verschenkte seine Leitung an die AEW und will nun mit seiner Solaranlage vorankommen. Pläne für den grünen Strom hat er bereits. So schwebt ihm die Beschaffung eines Baggers vor, der über ein Kabel elektrisch betrieben wird und im Umkreis von 20 Metern einsatzfähig ist. Auch seinen Wasserbezug aus dem gemeindlichen Netz will Schmid künftig einschränken – durch die Wiederaufbereitung jenes Wassers, mit dem das Betriebsgelände besprüht wird, um den dort entstehenden Staub niederzuhalten.