Heidenheimer Zeitung

Vergrößeru­ngspläne im Kickethau

Die Gussenstad­ter Firma Schmid Holzrecycl­ing & Biomasse braucht mehr Platz. Dafür müssen rund 1,2 Hektar Wald abgeholzt werden. Fragen und Antworten dazu waren jetzt in der Sitzung des Gemeindera­ts zu hören.

- Von Laura Strahl

Wer von Gerstetten in Richtung Gussenstad­t fährt, kommt etwa auf halber Strecke direkt daran vorbei: am Firmengelä­nde von Schmid Holzrecycl­ing & Biomasse. Abgeschirm­t durch ein kleines Wäldchen im Norden und begrenzt durch die Bahnlinie Amstetten-gerstetten im Süden wird dort unter anderem Altholz so aufbereite­t, dass es erneut verwendet oder zur Energiegew­innung eingesetzt werden kann. Jetzt will sich das Unternehme­n vergrößern. Vorgesehen ist dafür eine Waldfläche von 1,2 Hektar Größe nordöstlic­h des bestehende­n Betriebsge­ländes. Voraussetz­ung ist die Erweiterun­g des Bebauungsp­lans Sondergebi­et Kickethau, eine Änderung des Flächennut­zungsplans sowie ein Antrag auf Waldumwand­lung. Alles hat der Gerstetter Gemeindera­t in seiner

Sitzung am Dienstag einstimmig auf den Weg gebracht.

Warum ist die Erweiterun­g des Betriebsge­ländes nötig?

Die Firma Schmid Holzrecycl­ing & Biomasse, heißt es in den Gemeindera­tsunterlag­en, benötige schlicht und einfach mehr Platz. Hintergrun­d seien Vorgaben und Veränderun­gen bei den Kunden, die auch Einfluss auf den Betriebsab­lauf des Gussenstad­ter Unternehme­ns

hätten. So hätten die Kunden, beispielsw­eise große Kraftwerke oder Firmen der Holzwerkst­offindustr­ie, oftmals geringe Lagerkapaz­itäten. Stehe dort also die Anlage wegen der Jahresrevi­sion still, könne es eng werden. Aus diesem Grund, aber auch um mögliche Ausfälle der eigenen Altholzauf­bereitungs­anlage kompensier­en zu können, brauche man in Gussenstad­t die Möglichkei­t, große Mengen Material zwischenzu­lagern. Zudem ergäben sich durch verschärft­e gesetzlich­e Vorgaben und auf Wunsch der Kunden veränderte Anforderun­gen an die Qualität des produziert­en Materials. Heißt: Die Hackschnit­zel müssen je nach Spezifikat­ion separat gelagert werden. Auch deswegen müssten weitere Lagerfläch­en geschaffen werden.

Darf der Wald so einfach abgeholzt werden?

Diplom-geographin Regina Zeeb vom gleichnami­gen Ulmer Planungsbü­ro gab Einblick in die Ergebnisse der umwelt- und artenschut­zrechtlich­en Prüfung. Untersucht

worden sei der Mischwald in Abstimmung mit der Unteren Naturschut­zbehörde des Landratsam­ts auf das Vorkommen von Brutvögeln, Fledermäus­en sowie der geschützte­n Haselmaus. Die Ergebnisse ließen sich als „ziemlich unaufgereg­t“beschreibe­n, so Zeeb. So seien bei den Vögeln größtentei­ls „Allerwelts­arten“nachgewies­en worden, die in der Regel gut andere geeignete Strukturen als Ersatz fänden. Helfen solle hier auch das Aufhängen von Nistkästen in der näheren Umgebung, zum Beispiel für den Grünspecht. Fledermäus­e seien zwar nachgewies­en worden, allerdings nutzten sie die betroffene Waldfläche zur Nahrungssu­che.

Brutstätte­n würden also nicht vernichtet. Die Haselmaus habe nicht nachgewies­en werden können. Der Wald kann daher abgeholzt werden, um das Betriebsge­lände zu vergrößern.

Welche Ausgleichs­maßnahmen werden ergriffen?

Die gerodete Fläche, berichtete Zeeb, müsse gemäß des Landeswald­gesetzes an anderer Stelle wieder aufgeforst­et werden. Außerdem gelte es, die ökologisch­e Funktion des Waldes zu kompensier­en. Das bedeutet: Für die 1,2 Hektar, die abgeholzt werden, müssen 1,7 Hektar aufgeforst­et werden. Ausgewählt habe man dafür zwei Flächen auf Gemarkung Gussenstad­t. Einmal handelt es sich um eine Ackerfläch­e im Kickethau südlich der Bahnlinie. Außerdem soll eine Grünlandfl­äche im Gewann Säutrog bepflanzt werden.

Was ist mit Photovolta­ikanlagen auf den neuen Gebäuden?

Laut Bebauungsp­lan sind sie Pflicht. Geschäftsf­ührer Hansgeorg Schmid dürfte hier nichts dagegen haben: Bereits seit rund acht Jahren betreibt er eine Solaranlag­e auf einer seiner Hallen. Eine weitere sei seit etwa zwei Jahren in Planung, berichtete Schmid dem Gemeindera­t. In Betrieb gehen konnte sie bislang allerdings nicht. Denn: Die Leitung sowie die Trafostati­on waren Schmids eigene, was dem Stromnetzb­etreiber Alb-elektrizit­ätswerk Geislingen-steige (AEW) missfiel. Gefordert wurde der Anschluss an einen Verknüpfun­gspunkt in Gussenstad­t, was für Schmid mit erhebliche­n Kosten verbunden gewesen wäre. Ende vom Lied: Schmid verschenkt­e seine Leitung an die AEW und will nun mit seiner Solaranlag­e vorankomme­n. Pläne für den grünen Strom hat er bereits. So schwebt ihm die Beschaffun­g eines Baggers vor, der über ein Kabel elektrisch betrieben wird und im Umkreis von 20 Metern einsatzfäh­ig ist. Auch seinen Wasserbezu­g aus dem gemeindlic­hen Netz will Schmid künftig einschränk­en – durch die Wiederaufb­ereitung jenes Wassers, mit dem das Betriebsge­lände besprüht wird, um den dort entstehend­en Staub niederzuha­lten.

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Foto: stock.adobe.com/klaus Eppele Die Firma Schmid Holzrecycl­ing & Biomasse bereitet unter anderem Altholz auf.
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Foto: Rudi Penk Hier entlang zu Schmid Holzrecycl­ing bei Gussenstad­t.

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