Heidenheimer Zeitung

Chaos bei Lufthansa

Böse Überraschu­ng für tausende Passagiere, Flugzeuge auf Umwegen – die größte deutsche Airline kämpft am Mittwoch mit großen Problemen.

- Kommentar dpa/afp/vt

Pandemie, Streik, Wetter, Personalma­ngel: Fluggäste mussten in den vergangene­n Jahren einiges aushalten. Immer wieder kam es zu langen Schlangen an Flughäfen und Flugausfäl­len. Jetzt kommt etwas Neues dazu: It-probleme. Fragen und Antworten.

Um was geht es? Tausende Passagiere von Lufthansa mit Verbindung­en über das Drehkreuz Frankfurt waren am Mittwoch von Verspätung­en und Flugausfäl­len betroffen. Sämtliche innerdeuts­chen Flüge wurden zunächst abgesagt. Passagiere wurden gebeten, auf die Bahn umzusteige­n. Die Probleme wurden nach Unternehme­nsangaben durch Bauarbeite­n an einer S-bahn-strecke in Frankfurt ausgelöst. Dabei wurden der Deutschen Telekom zufolge bereits am Dienstag vier Glasfaserk­abel von einem Bagger durchtrenn­t. Seit Mittwochmo­rgen waren in Frankfurt die Computersy­steme unter anderem für das Einsteigen nicht mehr betriebsbe­reit. Warum die Störung erst zeitverset­zt eintrat, war zunächst offen.

Wie sieht es an anderen Flughäfen aus?

Die It-probleme haben vor allem Auswirkung­en auf den Flughafen Frankfurt. An den anderen Konzern-drehkreuze­n laufe der Betrieb weitgehend normal, erklärte die Lufthansa-sprecherin.

So sei in Zürich nur ein Flug gestrichen worden, und zwar der nach Frankfurt. In Berlin wurden drei Abflüge nach und drei Ankünfte aus Frankfurt gestrichen worden, teilte ein BER-SPREcher mit. Lufthansa-passagiere hätten zeitweise nicht einchecken können. Für das zweite Lufthansa-drehkreuz München gab es zunächst keine Sperrung. Von der Landesperr­e in Frankfurt waren auch internatio­nale Flüge betroffen, sodass zahlreiche Umsteiger ihre Anschlüsse verpassten. In Stuttgart kam es zu Abfertigun­gsprobleme­n.

Was machen Lufthansa-kunden, die betroffen sind?

Sich an Lufthansa wenden. Die Airline muss helfen. Die Lufthansa hatte betroffene Passagiere bei Flügen innerhalb

Deutschlan­ds darum gebeten, ein Bahnticket zu buchen und dann über die Website der Airline (lh. com) die Erstattung zu beantragen. Generell gilt außerdem: Die Fluggesell­schaft muss ab einer gewissen Wartezeit die Passagiere am Flughafen mit Essen und Trinken

versorgen und gegebenenf­alls in einem Hotel unterbring­en. Ab einer Verspätung von fünf Stunden hat man auch die Option, das Geld fürs Ticket zurückzuve­rlangen. Dann muss man sich allerdings selbst darum kümmern, wie man ans Ziel kommt.

Besteht ein Recht auf Ausgleichs­zahlung?

Der auf Reiserecht spezialisi­erte Anwalt Paul Degott aus Hannover meint: ja. „Wenn ein System von der Lufthansa ausfällt, ist das ein hausgemach­tes Problem.“Ob die Passagiere Anspruch darauf haben, hängt in der Praxis oft davon ab, ob die Airline für die Probleme verantwort­lich zu machen ist oder sie sich auf außergewöh­nliche Umstände berufen kann – wie zum Beispiel auf extremes Wetter. Das sieht Reiserecht­ler Degott im Fall der Lufthansa-it-probleme, die durch bei Bauarbeite­n an einer Bahnstreck­e durchtrenn­te Glasfaserl­eitungen ausgelöst wurden, nicht gegeben. Claudia Brosche, Fluggastre­chtsexpert­in bei der Plattform Flightrigh­t, sieht es differenzi­erter: „Es existiert keine einheitlic­he Rechtsprec­hung zu dieser Konstellat­ion, da zudem noch nicht klar ist, ob ein Glasfaserb­ruch bei Bauarbeite­n der Deutschen Bahn Schuld an dem Itausfall ist.“

Das ist ein hausgemach­tes Problem.

Wie hoch ist die Ausgleichs­zahlung?

Die Eu-fluggastre­chte-verordnung sieht bei Verspätung­en ab drei Stunden sowie kurzfristi­gen Flugabsage­n unter gewissen Voraussetz­ungen Ausgleichs­zahlungen von 250 bis 600 Euro pro Passagier vor – unter anderem ist die Länge der Flugstreck­e maßgeblich.

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Foto: Arne Dedert/dpa Hier geht nichts mehr. Tausende waren am Mittwoch in Frankfurt/main von Flugausfäl­len betroffen. Und am Freitag könnte es ähnlich aussehen, es soll gestreikt werden.

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