Schmid bricht den Bann
Ein Allgäuer erlöst das deutsche Team. Im Parallelslalom holt er das erste Wm-gold seit 24 Jahren für die Männer. Und die Paradedisziplin kommt erst noch.
Die schwierigste Aufgabe erwartete Skirennfahrer Alexander Schmid erst nach seiner perfekten Fahrt zur Goldmedaille. Nur mit Mühe hielt sich der neue Weltmeister im Parallelwettbewerb auf den Beinen, als ihm Teamkollege Linus Straßer in die Arme sprang. Unter dem Jubel der gesamten deutschen Mannschaft riss er die Arme hoch – und feierte den ersten Männer-titel bei einer alpinen WM seit Hansjörg Tauschers Triumph in der Abfahrt von Vail 1989.
Immer wieder blickte Schmid voller Verwunderung in den strahlend blauen Himmel über Méribel. War er doch zuletzt noch der große Unglücksrabe gewesen, der mit seinem Sturz das frühe Aus im Team-wettbewerb besiegelt hatte. So schnell kann es gehen. Auf die Glückwünsche reagierte der 28-Jährige auch eine halbe Stunde nach dem Rennen noch mit Kopfschütteln. „Ich bin unheimlich stolz und überglücklich. Das ist so ein verrückter Tag“, sagte er in seiner gewohnt zurückhaltenden Art. Der Technik-spezialist ist kein Mann der großen Worte, erst recht keiner für überschwänglichen Jubel. Ein Allgäuer eben, aus Fischen.
Dafür feierten die Kollegen Straßer und Lena Dürr, die im Achtel- beziehungsweise im Viertelfinale gescheitert waren, umso mehr. „Linus und ich waren noch nervöser, als wenn wir selbst am Start stehen würden“, sagte Dürr, die unzählige Fotos schoss. Felix Neureuther sprach von einer „erstaunlichen Perfektion“.
Mit Komplimenten kann der eher schüchterne Schmid nicht gut umgehen. Gegen die Lobeshymnen, die auf ihn einprasselten, war er machtlos. „Alex ist für mich einer der genialsten Riesenslalom-fahrer im Weltcup. Heute hat er mal richtig gezeigt, wo sein Niveau ist“, rühmte ihn Bundestrainer Christian Schwaiger. Das Niveau war von Beginn an überragend. Mit beeindruckender
Leichtigkeit schlängelte er sich traumhaft sicher durch die Stangen. Im Gold-kampf mit dem Österreicher Dominik Raschner war es fast ein Klassenunterschied.
Schmid kann Skifahren – das wussten alle schon lange. Nur er selbst schien nicht immer überzeugt. „Er hat teilweise nicht das Selbstvertrauen, dass er sich auch selber gut einschätzt“, befand Bundestrainer Schwaiger. Spätestens jetzt sollte es da sein. Seine Paradedisziplin, der Riesenslalom, kommt noch.
Für das deutsche Team ist der Sieg eine Erleichterung. „Jetzt ist zumindest mal der Druck weg. Man kann sich vorstellen, was das für alle, die hier mitarbeiten, für eine extreme Erlösung ist“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier. Für Schmid ist alles, was jetzt noch folgt, Zugabe.