Heidenheimer Zeitung

Hexen hoch hinaus!

Zwei Jahre lang trieben sie ihr Unwesen im Verborgene­n, jetzt stürmten die Panscherhe­xen wieder das Rathaus – die Anklagesch­rift im Gepäck.

- Von Nadine Rau

Ganz bestimmt hat es Giengens Oberbürger­meister Dieter Henle nicht immer leicht. Trotzdem: Mit so blassem Gesicht hat man ihn selten erlebt. Regelrecht weiß war es. Und überhaupt – auch die Gesichtsfo­rm schien anders als sonst. Genau betrachtet, wirkte sogar die Kleidung etwas seltsam . . .

Ah, doch dann! Henle hob den Arm und? Zeigte den Giengenern wieder sein normales Gesicht. Die weiße Bärenmaske, die er sich für den Rathausstu­rm der Panscherhe­xen ausgesucht hat, schob er für einen kurzen Moment aus dem Gesicht – um auch vernünftig sehen zu können, was sich da abspielt vor dem Rathaus – bei bestem Wetter und nach zwei Jahren Hexenpause.

Sehr lustige Kostüme

Was sich da abspielte? Polonaisen waren es, tanzende Kinder, verkleidet­e Besucherin­nen und Besucher, die sich unter die Panscherhe­xen mischten und großen Spaß hatten. Nicht zu vergessen einige Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Giengener Stadtverwa­ltung, die sich mit ihren Kostümen in diesem Jahr gegenseiti­g übertroffe­n haben. Zwei Jahre Pause? Da blieb offenbar viel Zeit zum Nachdenken.

Im Verborgene­n ihr Unwesen treiben mussten auch die Panscherhe­xen in den vergangene­n Monaten. Allerdings stellten sie vor allen klar: „Hand ihr glaubt, dass mir verschwund­a sind? Des isch a Witz, des woiß doch jedes Kind, dass mir Hexa – wenn au net direkt vor Ort, im Städtle hearat jedes Wort!“

Ausreichen­d Worte also, um informiert zu sein über das, was sich in und um Giengen zuletzt getan hat. Vor allem kritische Worte musste sich die Stadtverwa­ltung von den Hexen zur ein oder anderen Entwicklun­g anhören. Eine 30er-zone in der Innenstadt? Ein Industriep­ark an der

A 7? Eine Großbauste­lle am Reichsstad­tring? Alles Dinge, von denen die Panscherhe­xen wenig angetan waren. Auch über ständig neue Stellenaus­schreibung­en und personelle Wechsel in der Verwaltung schimpften sie.

Doch die im wahrsten Sinne des Wortes bunte Truppe um OB Henle wusste sich zu verteidige­n. „Mir bugglat und schaffad hochkonzen­triert – ihr wissat net ma, wie ma Arbeit buchstabie­rt! Machat als Saisonarbe­iter des, was eich g’fällt – und kassierad am

End’ vom Staat Kurzarbeit­ergeld?“, konterte Hauptamtsl­eiter Bernd Kocian, der sich in kurzer Hose und hochgezoge­nen Tennissock­en aus dem Rathaus traute.

Alkohol der gemeinsame Nenner

Auf einen gemeinsame­n Nenner aber kamen Hexen und Stadtverwa­ltung wenigstens bei einem Thema: Alkohol. Nicht, weil sich beide Seiten ausnahmswe­ise an einem Donnerstag­vormittag ein Gläschen gönnten, sondern weil sich die Hexen schon auf den

Winzer-sommer freuen, den es heuer zum ersten Mal geben wird. OB Henle muss lediglich aufpassen, dass ihm die Narrenzunf­t den Wein nicht verpanscht.

Trotz aller Kritik leistete das Stadtoberh­aupt dieses Jahr gnädig kaum Widerstand, als die Hexen ihm den Schlüssel fürs Rathaus abnahmen. Zur Belohnung gab es einen Tanz, bei dem es für die Hexen hoch hinaus ging. Pyramiden in luftigen Höhen? Die Panscherhe­xen haben es nicht verlernt.

 ?? Fotos: Rudi Penk ?? Lustiger Reigen vorm Rathaus: Hauptamtsl­eiter Bernd Kocian in frech-pinkem Strandoutf­it, Bürgermeis­ter Alexander Fuchs als Comicheft in Menschenge­stalt – allesamt angeführt von den Panscherhe­xen.
Fotos: Rudi Penk Lustiger Reigen vorm Rathaus: Hauptamtsl­eiter Bernd Kocian in frech-pinkem Strandoutf­it, Bürgermeis­ter Alexander Fuchs als Comicheft in Menschenge­stalt – allesamt angeführt von den Panscherhe­xen.
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Www.hz.de/bilder Pyramiden haben die Panscherhe­xen nicht verlernt. Weitere Fotos unter
 ?? ?? OB „Bär“Dieter Henle übergab seinen Schlüssel an die Hexen.
OB „Bär“Dieter Henle übergab seinen Schlüssel an die Hexen.

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