Nach dem Bier kommt der Protest
Eine große Ausstellung erinnert 2024 an „500 Jahre Bauernkrieg“. Davor wird eine neue Leitung gesucht.
Stuttgart. „Protest! Von der Wut zur Bewegung“– das ist doch mal ein aktuelles Thema und ein sprechender Titel für eine Ausstellung in Stuttgart, denkt man an die S21-hauptbahnhof-demos und den „Querdenker“-aufruhr. Aber es geht um den Bauernkrieg von 1524/25. Vor bald 500 Jahren zog das aufständische Volk, für Freiheitsrechte kämpfend, noch mit Sensen und Dreschflegel los und wurde von den Landsknechten der Fürsten und gepanzerten Reitern massakriert.
Ein bedeutendes Datum also, „500 Jahre Bauernkrieg“: Das Landesmuseum Württemberg widmet, von Herbst 2024 an, dieser Geschichte eine große Ausstellung im Alten Schloss in Stuttgart. Dabei soll auch auf die gesellschaftlichen Konflikte unserer Zeit geblickt werden, etwa mit der Frage: „Wie entstehen Protestbewegungen?“. Von April 2025 an untersucht eine kulturhistorische Ausstellung im Kloster Schussenried mit vielen Originalexponaten die Geschehnisse von einst: „Uffrur! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“.
Diese Großprojekte stellte das Landesmuseum Württemberg am Mittwoch auf seiner Jahrespressekonferenz vor – aber was passiert in diesem Jahr, 2023? Zunächst einmal wartet das Landesmuseum auf eine neue Chefin oder einen neuen Chef. Direktorin Astrid Pellengahr verlässt bekanntlich die Institution aus persönlichen Gründen Ende März, die Nachfolge hat das Land Baden-württemberg aber noch nicht geklärt. Pellengahr verkündete nur noch ein paar Zahlen: etwa dass 2022 wieder fast 150 000 Menschen das Alte Schloss in Stuttgart, das Museum der Alltagskultur in Waldenbuch und die Zweigmuseen besucht haben, dreimal so viel wie im Lockdown-jahr 2021.
„Kleine Hexe“zum Mitmachen
Noch bis Ende April läuft im Alten Schloss die Sonderausstellung „Berauschend – 10 000 Jahre Bier und Wein“. Danach folgt im Kindermuseum Junges Schloss die Mitmach-ausstellung „Die kleine Hexe“– der Schöpfer des Kinderbuchs, Otfried Preußler, würde in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern. Im Ständesaal des Alten Schlosses ist von 15. Dezember an die Wanderausstellung „Urformen. Eiszeitkunst zum Anfassen“zu sehen. Ebenfalls in diesem Jahr mit diversen Veranstaltungen gefeiert werden 100 Jahre Landesstelle für Volkskunde – diese Forschungs- und Archiveinrichtung gehört seit 1979 zum Landesmuseum.
Was im Landesmuseum seit Februar auch erforscht wird: „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“– ein viermonatiger „Erst-check“, gefördert von der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste.