Heidenheimer Zeitung

„Es schwindet der Kitt“

Briefwechs­el zwischen den Ministern Habeck und Lindner wirkt nach. Union legt Finger in die Wunde.

- Michael Gabel

Stilkritik, Warnung vor einem Wunschkonz­ert – der per Brief ausgetrage­ne Streit zwischen Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) um die Aufstellun­g des Haushalts schlägt am Tag nach seinem Bekanntwer­den weiter hohe Wellen. Auch wenn Wolfgang Büchner, Sprecher der Bundesregi­erung, am Freitag versuchte, der Auseinande­rsetzung die Schärfe zu nehmen. „Es ist doch schön, wenn statt E-mails auch mal Briefe geschriebe­n werden“, sagte er in der Bundespres­sekonferen­z.

Vorausgega­ngen war ein Briefwechs­el, in dem Habeck seinem Kollegen mitteilte, dass die Grünen-kabinettsm­itglieder den Haushaltsv­orgaben Lindners nicht nachkommen wollten und könnten. Er erwarte stattdesse­n vom Finanzmini­ster, dass dieser „umweltschä­dliche Subvention­en streichen“und die „Einnahmen vermehren“solle, wenn Geld fehle. Lindner wies diese Forderunge­n

– ebenfalls per Brief – zurück.

Spd-generalsek­retär Kevin Kühnert kritisiert­e nun die Art und Weise, wie die beiden Minister kommunizie­ren. „Das öffentlich­e Austausche­n von Briefen ist ein Ritual, bei dem alle Beteiligte­n verlieren“, sagte er dem „Spiegel“. Der Briefwechs­el schwäche den Absender und nerve die Bürger.

Grüner Schuldenbr­emse-streit

Die Union warnte vor einem Wunschkonz­ert bei der mittelfris­tigen Finanzplan­ung. „Es schwindet der Kitt, der das rotgelb-grüne Bündnis bislang zusammenge­halten hat“, erklärte der haushaltsp­olitische Sprecher der Unionsfrak­tion, Christian Haase (CDU).

Bei den Grünen wurden zudem unterschie­dliche Ansichten darüber deutlich, inwieweit die Schuldenbr­emse nach den coronabedi­ngten Ausnahmeja­hren künftig gelten soll. Habeck hatte in seinem Brief an Lindner die Sorge geäußert, dass die von mehreren Grünen-ministern geplanten Projekte bei Einhaltung der Schuldenbr­emse nicht finanziert werden könnten. Dass die Bundesregi­erung sich an die im Grundgeset­z festgelegt­e Verpflicht­ung halten solle, den Haushalt weitgehend ohne neue Kredite auszugleic­hen, daran ließ Habeck aber keinen Zweifel.

Anders die Sprecherin der Grünen Jugend, Sara Lee Heinrich. Sie hatte im Zusammenha­ng mit der Haushaltsd­iskussion per Twitter mitgeteilt: „Die Schuldenbr­emse muss weg.“Im Bundeswirt­schaftsmin­isterium sei dies aber „kein Thema“, sagte ein Sprecher.

Derzeit wird der Haushalt für das kommende Jahr vorbereite­t. Er sieht bisher ein Volumen von 424 Milliarden Euro vor. Da mehrere Ministerie­n – darunter auch Spd-geführte – zusätzlich­e Wünsche in Milliarden­höhe geäußert haben, muss entschiede­n werden, welche Vorhaben prioritär sind.

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