Kinderbetreuung am Limit
In den Heidenheimer Kindergärten sind 20 Vollzeitstellen offen und die Zahl der Kinder wächst weiter. Deshalb versucht die Verwaltung, Lösungen zu finden.
Matthias Heisler nimmt kein Blatt vor den Mund: „Wir sind räumlich am Limit, personell haben wir es schon überschritten.“Es geht um die Situation der Kinderbetreuung in den Heidenheimer Einrichtungen, und die ist mehr als angespannt: zu viele Kinder bei zu wenig Betreuungspersonal und zu wenig Räumen.
Viele geflüchtete Kinder
Mit den Problemen hat der Leiter des Fachbereichs Familie, Bildung und Sport schon seit Längerem zu kämpfen. Dass sie so geballt auftreten würden, war jedoch kaum vorhersehbar. Denn eigentlich war davon ausgegangen worden, dass die Kinderzahl adäquat zur Bevölkerungsentwicklung rückläufig sein wird. Das Wachstum hingegen und mit ihm die Zahl der zu betreuenden Kinder ist ausschließlich auf den Zuzug zurückzuführen. Auch der Krieg in der Ukraine trägt hierzu bei, denn unter den Geflüchteten sind auch viele Kinder. „Sie in unseren Einrichtungen zu betreuen ist wichtig, denn das trägt wesentlich zum Spracherwerb und zur Integration bei“, betont Heisler.
Was die räumliche Situation bei der Kinderbetreuung betrifft, kann man der Stadtverwaltung sicherlich keinen Vorwurf machen. Unter den vergangenen Jahren war kaum eines, in dem nicht ein neuer Kindergarten gebaut wurde, aktuell entsteht auf dem Mittelrain ein neues Kinderhaus für sechs Gruppen, 4,4 Millionen Euro werden von der Stadt hier investiert.
Ausbildung an Kapazitätsgrenze
Auch beim Personal versucht die Verwaltung Heisler zufolge, alle Register zu ziehen. In den vergangenen Jahren habe der Beruf der Erzieherin eine starke Aufwertung erfahren, auch was die Verdienstmöglichkeiten und die Ausbildung betrifft. „Bei der Ausbildung sind wir an der Kapazitätsgrenze, aber da der Beruf
insbesondere von jungen Frauen ausgeübt wird, werden auch viele von ihnen schwanger“, sagt Heisler. Aktuell jedenfalls gibt es über alle Einrichtungen hinweg 20 offene Vollzeitstellen.
In den 36 Kindergärten in Heidenheim gibt es insgesamt 150 Gruppen. Bei der Stadtverwaltung läuft die Koordination für alle Einrichtungen, sowohl für die städtischen als auch die kirchlichen und jene in freier Trägerschaft.
„Insgesamt betrachtet können wir dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gerade noch so gerecht werden“, sagt Heisler, auch wenn er einräumt, dass nicht immer ein Platz im gewünschten Kindergarten frei ist. Aktuell gebe es keine Warteliste. 2100 Kinder werden in den Einrichtungen betreut, ein Drittel von ihnen in den städtischen Einrichtungen.
Versuch, Löcher zu stopfen
Doch wie geht die Verwaltung mit der Situation um, gibt es Lösungsansätze für das Problem? „Wir versuchen, umzuschichten, Gruppen zusammenzulegen und so freie Kapazitäten zu schaffen“, so der Fachbereichsleiter. Außerdem habe man im Herbst etwa in der Kita im Brenzpark die Betreuungszeiten eingeschränkt. Natürlich versuche man auch dabei, Notgruppen aufrechtzuerhalten für Eltern, bei denen der Job daran
hängt, ob ihre Kinder betreut werden können.
Umfrage bei den Eltern läuft
Um personelle Kapazitäten freizusetzen, versucht die Verwaltung einen neuen Weg. Aktuell läuft eine Umfrage bei all jenen Erziehungsberechtigten, die ihre Kinder 40 und mehr Wochenstunden in der Betreuung haben. Diese Ganztagsbetreuung nehmen aktuell 575 Kinder, also mehr als ein Viertel, in Anspruch. Die Erziehungsberechtigten sollen mittels Bestätigung ihres Arbeitgebers nachweisen, dass sie aufgrund ihrer Berufstätigkeit auf eine Ganztagsbetreuung angewiesen sind. Auf diese Weise wird versucht, bei einigen Kindern die Betreuungszeit von mindestens acht auf sieben oder sechs Stunden täglich zu verringern, sie also von der Ganztags- in die Betreuung mit verlängerten Öffnungs
zeiten zu bringen. Dadurch könnte der Bedarf an Vollzeitstellen von 3,2 auf 2,2 pro Gruppe reduziert werden. Bei einer Mischung aus beiden Betreuungsformen wäre eine halbe Stelle weniger nötig, die dann wieder an anderer Stelle eingesetzt werden könnte. „Je mehr Stunden die Kinder in der Betreuung sind, desto höher ist natürlich der Personalschlüssel, weil es ja auch bei den Erzieherinnen und Erziehern Arbeitszeiten gibt“, erklärt Heisler. Der Betreuungsschlüssel von 2,1 Stellen müsse in jedem Fall eingehalten werden.
Ob die Abfrage bei den Eltern den gewünschten Erfolg bringt und die Situation ein wenig entspannt werden kann, wird sich zeigen. Angedacht ist, die Veränderungen zum Beginn des neuen Kindergartenjahres im September einzuführen. Doch ob das zeitlich noch möglich ist, ist derzeit offen.