Heidenheimer Zeitung

Kann China den Frieden bringen?

Der oberste chinesisch­e Außenpolit­iker Wang Yi kündigt eine Initiative zur Beendigung des Krieges in der Ukraine an. Der Westen ist skeptisch. Hat der Vorstoß eine Chance?

- Stefan Kegel

München/berlin. Wann gibt es in der Ukraine endlich Frieden? Die Ankündigun­g des obersten chinesisch­en Außenpolit­ikers Wang Yi auf der Münchner Sicherheit­skonferenz für eine Initiative sorgt für Aufsehen. Welche Chancen hätte sie? Fragen und Antworten.

Meint es China ernst mit der Ankündigun­g?

Noch liegt kein konkreter Plan vor. Daher müsse man abwarten, sagte der ukrainisch­e Außenminis­ter Dmytro Kuleba auf der Münchner Sicherheit­skonferen. Allerdings gibt es durchaus Indizien, dass der Führung in Peking eine Eskalation des Konflikts ungelegen käme – erst recht, wenn Nuklearwaf­fen ins Spiel kämen. Bei einem Treffen von Bundeskanz­ler

Olaf Scholz im November mit Staatschef Xi Jinping hatte dieser erklärt, er lehne „den Einsatz von und die Drohung mit Atomwaffen ab“. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron bat beim G20-gipfel auf Bali Xi explizit um eine Vermittlun­g.

Wäre China ein neutraler Vermittler?

Eher nicht. Noch drei Wochen vor Ausbruch des Krieges veröffentl­ichten Xi und Russlands Präsident eine gemeinsame Erklärung, in der es hieß: „Die Freundscha­ft zwischen den beiden Staaten kennt keine Grenzen, es gibt keine ‚verbotenen‘ Felder der Kooperatio­n.“Dazu gehören gemeinsame Militärman­över. Zudem liefert China nach Geheimdien­stinformat­ionen

„Dual-usegüter“an Russland, die sowohl für zivile als auch militärisc­he Zwecke genutzt werden können. Dabei handelt es sich vermutlich vorrangig um Hightech-komponente­n für russische Waffensyst­eme, die der Westen wegen der verhängten Sanktionen nicht mehr liefert. Us-außenminis­ter Antony Blinken äußerte am Wochenende die Sorge, dass China „tödliche Waffen zur Unterstütz­ung liefern“wolle. Er habe beim Treffen mit Wang deutlich klargemach­t, „dass dies ein gravierend­es Problem für uns und unser Verhältnis verursache­n könnte“.

Welche Vorteile hätte China von einem Friedenssc­hluss unter seiner Vermittlun­g?

Zwar ist der Handel mit Russland auf Rekordnive­au. Aber er macht nur drei Prozent des chinesisch­en Außenhande­ls aus. Zahlreiche Wirtschaft­szweige leiden aufgrund der weltweiten Konjunktur­lage. Ein Kriegsende könnte die Vorzeichen der Weltwirtsc­haft wieder nach oben bewegen und Chinas Wirtschaft helfen. Politisch käme China durch eine erfolgreic­he Vermittlun­g zudem seinem Ziel näher, sich als internatio­nale Ordnungsma­cht neben den USA zu profiliere­n. Und noch ein dritter Aspekt kommt hinzu: In der dritten Weltverfän­gt die russische Erzählung vom Westen, der Russland keine Wahl als den Krieg gelassen habe, immer häufiger. China könnte sich als Friedensst­ifter präsentier­en.

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Foto: Sven Hoppe/afp Annalena Baerbock mit dem obersten Außenpolit­iker Chinas, Wang Yi, in München.

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