Heidenheimer Zeitung

Greeny plus ist insolvent

Bekannt wurde das Nattheimer Unternehme­n durch sogenannte „Indoor-pflanztürm­e“, welche die Menschen zu Selbstvers­orgern machen soll. Nun ist Greeny plus zahlungsun­fähig. Kunden vermuten eine Betrugsmas­che.

- Von Maximilian Haller

Der grüne Traum ist vorbei: Das Nattheimer Unternehme­n Greeny plus ist insolvent. Bekannt wurde Greeny durch das Konzept „Indoor Gardening“. Die Idee dahinter: Greeny plus stellt Pflanztürm­e her, die in die Höhe bepflanzt werden, etwa mit Gemüse. Die Türme sind platzspare­nder als ein Gewächshau­s und zudem mobil, sie können daher beispielsw­eise im Sommer auf dem Balkon und im Winter in der Wohnung gelagert werden. Dadurch wollte das Unternehme­n Menschen zu Selbstvers­orgern machen – mit Zugang zu selbst angepflanz­tem Gemüse, und das das ganze Jahr über.

Die Pflanztürm­e stellt das Unternehme­n mittels eigener 3-Dbeziehung­sweise 4-D-drucker her. Daraus hat sich ein zweiter Geschäftsz­weig für Greeny plus ergeben: So verkauft das Unternehme­n jene Drucker unter anderem an Privatpers­onen, welche die Geräte dann entweder selber nutzen oder verpachten können (siehe Infotext).

Selbstvers­orgung, regionaler Anbau, ein möglichst geringer ökologisch­er Fußabdruck – das Konzept war so vielverspr­echend wie lukrativ. Zumindest schien es so.

Was ist passiert?

Ende Januar gab Greeny plus bekannt, insolvent zu sein. Bereits im Vorfeld hat es einige Änderungen innerhalb des Unternehme­ns gegeben. So wurde Mitte August vergangene­n Jahres Geschäftsf­ührerin Bettina Sabath von ihrer Position abberufen – laut öffentlich zugänglich­en Unterlagen aus dem Handelsreg­ister geschah dies auf eigenen Wunsch Sabaths.

Im November wurden Markus Grupp und Hans Ulrich Schwartau, die heutigen Gesellscha­fter des Unternehme­ns, ebenfalls als Geschäftsf­ührer abberufen. An ihre Stelle traten Jörg Bürgers sowie Alexander Wensky. Doch diese Konstellat­ion sollte ebenfalls nicht von Dauer sein. Am 20. Januar 2023, also fünf Tage vor der Insolvenzb­ekanntgabe, wurde Bürgers abberufen. Er ist weiterhin als Chef des Einkaufs und der Logistik bei Greeny plus beschäftig­t. Wensky ist damit alleiniger Geschäftsf­ührer.

Wie reagieren Kunden auf die Insolvenz des Unternehme­ns?

In den vergangene­n Wochen und Monaten drückten zahlreiche Kundinnen und Kunden ihren Unmut über Greeny plus in Onlinekund­enbewertun­gen aus. In den meisten Fällen bemängelte­n sie technische Defekte, Software-probleme, mangelnden Kundensupp­ort und Schwierigk­eiten bei Lieferunge­n sowie Reklamatio­nen.

Den Kommentare­n zufolge mussten die meisten Bestellung­en zu 100 Prozent im Voraus bezahlt werden, viele Kunden hätten jedoch auch nach vielen Monaten nicht alle oder überhaupt keine Teile der Bestellung­en erhalten. Nicht wenige Nutzer unterstell­en Greeny plus nun Betrug, denn obwohl das Unternehme­n Ende Januar Insolvenz angemeldet hat, sind seine Website sowie der dazugehöri­ge Onlineshop weiterhin aktiv.

Was sagen die Geschäftsp­artner?

Neben der Greeny plus Gmbh ist in Nattheim die Greeny plus Printer Manufaktur Gmbh ansässig. Während Erstere die Pflanztürm­e

vertreibt, ist Letztere für den Bereich 3-D-druck zuständig. Beide Firmen haben zeitgleich Insolvenz angemeldet, sie sind jedoch nicht die einzigen Unternehme­n,

die an der Produktion und am Vertrieb von Greeny-produkten beteiligt sind.

Ein wichtiger Geschäftsp­artner dieser beiden Nattheimer Unternehme­n

ist etwa die Greeny plus Spitzenspo­rtler Holding Gmbh. An sie können die Greeny-kunden ihre Drucker verpachten; Spitzenspo­rtler Holding ist dann der Betreiber der Drucker. Auf seiner Homepage äußert sich das in Frankfurt ansässige Unternehme­n als „sehr überrascht“über die jetzige Insolvenz des Nattheimer Partners und betont, „zu 100 Prozent unabhängig“von der Greeny plus Gmbh in Nattheim zu sein.

Bleiben Greeny-kunden nun auf ihren Verträgen sitzen?

Nicht erfüllte Verträge, unvollstän­dige Lieferunge­n – viele Kunden von Greeny plus fragen sich nun, was aus ihnen wird. Die Spitzenspo­rtler Holding Gmbh hat Greeny-kunden mittlerwei­le Angebote zur Übernahme bestehende­r Pachtvertr­äge gemacht. „Nach der derzeitige­n Einschätzu­ng kann die Übernahme der Lieferverp­flichtunge­n für die Drucker mit den damit verbundene­n Liefervert­rägen zur Reduzierun­g und Vermeidung erhebliche­r Schäden bei den Vertragspa­rtnern führen“, verkündet das Nattheimer Unternehme­n auf seiner Facebook-seite.

Sollten Kunden, die entspreche­nde Drucker erworben haben, aufgrund des Insolvenzv­erfahrens jene Geräte nicht innerhalb der ursprüngli­chen Frist geliefert bekommen, „so behalten wir uns vor, in Absprache mit jedem einzelnen unserer Kunden, die Rechte unserer Verpachter gesammelt zu vertreten“, heißt es von Seiten der Spitzenspo­rtler Holding Gmbh.

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Foto: Rudi Penk Durch sogenannte „Indoor-pflanztürm­e“wurde Greeny plus bekannt. Nun hat das Nattheimer Unternehme­n seine Insolvenz bekannt gemacht.

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