Greeny plus ist insolvent
Bekannt wurde das Nattheimer Unternehmen durch sogenannte „Indoor-pflanztürme“, welche die Menschen zu Selbstversorgern machen soll. Nun ist Greeny plus zahlungsunfähig. Kunden vermuten eine Betrugsmasche.
Der grüne Traum ist vorbei: Das Nattheimer Unternehmen Greeny plus ist insolvent. Bekannt wurde Greeny durch das Konzept „Indoor Gardening“. Die Idee dahinter: Greeny plus stellt Pflanztürme her, die in die Höhe bepflanzt werden, etwa mit Gemüse. Die Türme sind platzsparender als ein Gewächshaus und zudem mobil, sie können daher beispielsweise im Sommer auf dem Balkon und im Winter in der Wohnung gelagert werden. Dadurch wollte das Unternehmen Menschen zu Selbstversorgern machen – mit Zugang zu selbst angepflanztem Gemüse, und das das ganze Jahr über.
Die Pflanztürme stellt das Unternehmen mittels eigener 3-Dbeziehungsweise 4-D-drucker her. Daraus hat sich ein zweiter Geschäftszweig für Greeny plus ergeben: So verkauft das Unternehmen jene Drucker unter anderem an Privatpersonen, welche die Geräte dann entweder selber nutzen oder verpachten können (siehe Infotext).
Selbstversorgung, regionaler Anbau, ein möglichst geringer ökologischer Fußabdruck – das Konzept war so vielversprechend wie lukrativ. Zumindest schien es so.
Was ist passiert?
Ende Januar gab Greeny plus bekannt, insolvent zu sein. Bereits im Vorfeld hat es einige Änderungen innerhalb des Unternehmens gegeben. So wurde Mitte August vergangenen Jahres Geschäftsführerin Bettina Sabath von ihrer Position abberufen – laut öffentlich zugänglichen Unterlagen aus dem Handelsregister geschah dies auf eigenen Wunsch Sabaths.
Im November wurden Markus Grupp und Hans Ulrich Schwartau, die heutigen Gesellschafter des Unternehmens, ebenfalls als Geschäftsführer abberufen. An ihre Stelle traten Jörg Bürgers sowie Alexander Wensky. Doch diese Konstellation sollte ebenfalls nicht von Dauer sein. Am 20. Januar 2023, also fünf Tage vor der Insolvenzbekanntgabe, wurde Bürgers abberufen. Er ist weiterhin als Chef des Einkaufs und der Logistik bei Greeny plus beschäftigt. Wensky ist damit alleiniger Geschäftsführer.
Wie reagieren Kunden auf die Insolvenz des Unternehmens?
In den vergangenen Wochen und Monaten drückten zahlreiche Kundinnen und Kunden ihren Unmut über Greeny plus in Onlinekundenbewertungen aus. In den meisten Fällen bemängelten sie technische Defekte, Software-probleme, mangelnden Kundensupport und Schwierigkeiten bei Lieferungen sowie Reklamationen.
Den Kommentaren zufolge mussten die meisten Bestellungen zu 100 Prozent im Voraus bezahlt werden, viele Kunden hätten jedoch auch nach vielen Monaten nicht alle oder überhaupt keine Teile der Bestellungen erhalten. Nicht wenige Nutzer unterstellen Greeny plus nun Betrug, denn obwohl das Unternehmen Ende Januar Insolvenz angemeldet hat, sind seine Website sowie der dazugehörige Onlineshop weiterhin aktiv.
Was sagen die Geschäftspartner?
Neben der Greeny plus Gmbh ist in Nattheim die Greeny plus Printer Manufaktur Gmbh ansässig. Während Erstere die Pflanztürme
vertreibt, ist Letztere für den Bereich 3-D-druck zuständig. Beide Firmen haben zeitgleich Insolvenz angemeldet, sie sind jedoch nicht die einzigen Unternehmen,
die an der Produktion und am Vertrieb von Greeny-produkten beteiligt sind.
Ein wichtiger Geschäftspartner dieser beiden Nattheimer Unternehmen
ist etwa die Greeny plus Spitzensportler Holding Gmbh. An sie können die Greeny-kunden ihre Drucker verpachten; Spitzensportler Holding ist dann der Betreiber der Drucker. Auf seiner Homepage äußert sich das in Frankfurt ansässige Unternehmen als „sehr überrascht“über die jetzige Insolvenz des Nattheimer Partners und betont, „zu 100 Prozent unabhängig“von der Greeny plus Gmbh in Nattheim zu sein.
Bleiben Greeny-kunden nun auf ihren Verträgen sitzen?
Nicht erfüllte Verträge, unvollständige Lieferungen – viele Kunden von Greeny plus fragen sich nun, was aus ihnen wird. Die Spitzensportler Holding Gmbh hat Greeny-kunden mittlerweile Angebote zur Übernahme bestehender Pachtverträge gemacht. „Nach der derzeitigen Einschätzung kann die Übernahme der Lieferverpflichtungen für die Drucker mit den damit verbundenen Lieferverträgen zur Reduzierung und Vermeidung erheblicher Schäden bei den Vertragspartnern führen“, verkündet das Nattheimer Unternehmen auf seiner Facebook-seite.
Sollten Kunden, die entsprechende Drucker erworben haben, aufgrund des Insolvenzverfahrens jene Geräte nicht innerhalb der ursprünglichen Frist geliefert bekommen, „so behalten wir uns vor, in Absprache mit jedem einzelnen unserer Kunden, die Rechte unserer Verpachter gesammelt zu vertreten“, heißt es von Seiten der Spitzensportler Holding Gmbh.