Heidenheimer Zeitung

Geschichts­bewusst denken

- Erhard Lehmann, Heidenheim

Zur Zukunft des Elmar-doch-hauses und zu den Beiträgen „Frist läuft bis Ende Februar“(Ausgabe vom

21. Dezember) sowie „An vielen Firmen beteiligt“(Ausgabe vom

30. Dezember):

Die geringe Grundfläch­e des Elmar-doch-hauses erzwingt eine Aufteilung des Gaststätte­nbetriebes auf zwei Stockwerke, ein Anachronis­mus, denn wenn man heute eine Gaststätte zukunftswe­isend gestalten will, muss alles auf einer Ebene sein.

An Baukosten kämen zu den sechs Millionen für den Grundausba­u des Gebäudes noch weitere drei Millionen für den Einbau einer Gaststätte hinzu. Wesentlich für das Florieren einer Gaststätte ist neben der Qualität der Speisen auch das Wohlfühlkl­ima, das zum Verweilen einlädt. Dies zu schaffen ist bei den Gegebenhei­ten des Gebäudes nur eingeschrä­nkt möglich, z.b. wirkt sich die Geräuschku­lisse des Erdgeschos­ses über die notwendige­rweise offene Treppe auch auf den Gastraum im ersten Stock aus.

Es ist eine Utopie, dass eine solche Gaststätte Gäste von außerhalb anlocken und zu einem Kristallis­ationspunk­t in der Fußgängerz­one/hauptstraß­e werden könnte. Im günstigste­n Fall wäre es eine Gaststätte, wie wir sie im Innenstadt­bereich bereits in genügender Zahl und Qualität haben.

Durch eine Gaststätte wäre das einzige repräsenta­tive städtische Gebäude mit seiner beeindruck­enden Ostfassade seiner historisch­en Bedeutung und einer weiterführ­enden kommunalen Zukunft beraubt.

Ein Abriss des Sonnleitne­r-gebäudes würde sich städtebaul­ich äußerst negativ auswirken, denn es entstünde zwischen Elmardoch-haus und dem nördlich gelegenen Haus Nr. 28 (Bekleidung­shaus Anders) eine ca. 20 Meter breite Lücke in der Häuserzeil­e der westlichen Hauptstraß­e.

Wünschensw­ert, sinnvoll und technisch relativ leicht zu bewerkstel­ligen wäre hingegen die Freistellu­ng der restlichen Nordseite des Elmar-doch-hauses durch eine Zurückvers­etzung der Südwand des Sonnleitne­r-gebäudes um etwa drei Meter und den Abbruch dieses kleinen, schmalen Zwischenge­bäudes. Es entstünde eine Situation, wie sie für das alte Rathaus viele Jahrzehnte bestand.

Inzwischen ist doch allen klar, dass die Energiewen­de nur gelingen kann, wenn mit Hochdruck und Schnelligk­eit in großen Mengen elektrisch­er Strom durch Windkraft und Solarenerg­ie erzeugt wird, unter anderem auch als Grundstoff für die Herstellun­g von Wasserstof­f usw.

Es wäre daher widersinni­g und nicht nachvollzi­ehbar, wenn die Heidenheim­er Stadtwerke durch einen Gemeindera­tsbeschlus­s gezwungen würden, das ElmarDoch-haus zu kaufen und für den Ausbau des Gebäudes einschließ­lich dem Einbau einer Gaststätte mehr als zehn Millionen Euro auszugeben, die ihnen auf der anderen Seite für Investitio­nen zur regenerati­ven Stromerzeu­gung fehlen würden.

Am 28. Februar darf der Gemeindera­t nun über das vom OB verfolgte Projekt entscheide­n: Soll das Elmar-doch-haus an die Stadtwerke verkauft werden, damit diese das Gebäude ausbauen und darin eine Gaststätte einrichten, bei Gesamtkost­en von mehr mindestens zehn Millionen für die Stadtwerke?

Bleibt nur zu hoffen, dass eine Mehrheit des Gemeindera­ts geschichts­bewusst und zukunftswe­isend denkt und dieses Finanzspie­l nicht mitmacht.

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