„War nie an Rekord interessiert“
Stefan Goniak stellte bereits 182 Mal Blut zur Verfügung. Damit ist der 66-jährige Rentner im Landkreis aktuell der fleißigste Spender.
Für Stefan Goniak ist das Blutspenden irgendwie so normal wie für andere Leute der Gang zum Friseur. Seit der gebürtige Pole 1980 nach Deutschland kam, ließ er sich schon 182 Mal in die Venen stechen. Wie der Drk-blutspendedienst Baden-württemberg-hessen bestätigte, ist er damit aktuell der fleißigste „Lieferant“des kostbaren Lebenssaftes im Kreis Heidenheim.
Wobei die Zahl 182 nicht ganz stimmt. Denn auch in jungen Jahren war der seit 1981 in Giengen wohnende Rentner schon ein eifriger Blutspender. Gut 20 Spenden in seiner oberschlesischen Heimatstadt Zabrze wurden nach der Übersiedlung (er reiste gemeinsam mit der Familie seiner Ehefrau aus) erst gar nicht in den Ausweis übertragen. Die 200-er Marke dürfte also bereits überschritten sein.
Rund 91 Liter gespendet
Geht man nur mal von den in Deutschland registrierten 182 Spenden aus, dann hat Stefan Goniak bereits rund 91 Liter Blut zur Verfügung gestellt (im Schnitt werden pro Termin 500 Milliliter entnommen). Ein Erwachsener hat durchschnittlich je nach Körpergewicht 4,5 bis 6 Liter Blut im Körper. Das heißt, Stefan Goniak dürfte die aktuelle Blutmenge seines Körpers schon mindestens 15 Mal gespendet haben.
Nicht errechnen lässt sich, wie vielen Menschen er damit schon geholfen oder möglicherweise auch das Leben gerettet hat. Immer wieder macht das Deutsche Rote Kreuz darauf aufmerksam, wie knapp die Blutkonserven insbesondere seit Ausbruch der Corona-pandemie geworden sind. Pro Tag werden laut DRK in Deutschland 15.000 Spenden zur Behandlung von Patientinnen und Patienten in den Kliniken benötigt.
Im Alter von 18 Jahren begonnen
Mit 18 Jahren hat Stefan Goniak angefangen, seitdem stellte er sich im Schnitt knapp vier Mal pro Jahr für die gute Sache zur Verfügung. Bis zu sechs Blutspenden pro Jahr sind möglich. Was ihn antrieb, diesen unentgeltli
chen und überaus wertvollen Ein- satz quasi zur Lebensgewohnheit werden zu lassen, kann er selbst nicht genau sagen.
„Es gibt keinen besonderen Grund dafür“, sagt er. Weder hätten ihn die Eltern motiviert, noch gab es in der Familie mal einen Notfall, der ihm die Dringlichkeit fürs Blutspenden vor Augen geführt hätte. Es ist eine stille Art von Hilfsbereitschaft, der er sich verschrieben hat. Und die hat der leidenschaftliche Radfahrer auch an seine Kinder (zwei Söhne und eine Tochter) weitergegeben.
Einst versüßte er dem Nachwuchs mit einem 50-Mark-schein den ersten Spendetermin, doch derartige Lockmittel sind längst
nicht mehr erforderlich. „Der jüngste Sohn spendet am häufigsten. Er war inzwischen auch schon 54 Mal dabei“, berichtet er.
Noch einige Spendejahre vor sich
Bis einen Tag vor seinem 73. Geburtstag darf der heute 66-jährige Stefan Goniak noch Blut zur Verfügung stellen. Irgendwelche Ziele sind im dabei fremd. „Ein Rekord hat mich nie interessiert“, sagt der Dauerspender. Solange die Gesundheit es erlaube, sei er weiter mit von der Partie. Zumal seine Blutgruppe (B-negativ) zu den seltenen gehört. Und das regelmäßige Spenden hat ja auch einen nützlichen Nebeneffekt: Das Blut wird jedes Mal untersucht, und damit bekommt man ein kostenloses Update des aktuellen Gesundheitszustands.
Stefan Goniak, der 42 Jahre bei der BSH arbeitete und voriges Jahr in den Ruhestand ging, wurde nur ganz selten zurückgewiesen. Einmal hatte er sich das Bein gebrochen, und eine Platte mit etlichen Schrauben befand sich im Körper, weshalb er unverrichteter Dinge wieder gehen musste.
Einmal gab’s einen Bluterguss
Ansonsten verlief der Spendenmarathon weitgehend reibungslos, sieht man davon ab, dass bei einer Aktion das Blut mal nicht richtig fließen wollte („Vielleicht hatte ich zu wenig getrunken“). Ein andermal hatte er einen Venendurchstoß, der sehr schmerzte und einen Bluterguss verursachte. Aber auch das hielt ihn nicht davon ab, weiter treu den Dienst zu tun.
Ehrenamtlich, versteht sich. Denn so wertvoll das Blut auch ist, zu verdienen gibt es dabei für die Spender nichts. Urkunden und Medaillen (Stefan Goniak hat schon neun davon) sind die einzigen materiellen Zeugen öffentlicher Anerkennung. Aber immerhin: Nach erfolgtem Pieks und Blutabnahme gibt’s vor Ort auch immer noch ein Vesper.
Das fällt zum Teil ganz unterschiedlich aus. Wo es das beste Essen gibt? Stefan Goniak lacht: „In Ebnat bekam man tatsächlich mal ein Schnitzel mit Beilagen serviert.“