Heidenheimer Zeitung

Viele haben Angst vor Engpässen

Jeder Dritte hat im vergangene­n Jahr wichtige Arzneimitt­el nicht erhalten. Ältere haben mehr Bedenken.

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Viele Menschen in Deutschlan­d fürchten Knappheit bei Medikament­en. Insgesamt 38 Prozent der Befragten schätzen die Gefahr von Lieferengp­ässen als „sehr hoch“oder „eher hoch“ein. Das zeigt eine Studie des Bundesverb­ands der Arzneimitt­el-hersteller (BAH). Auf der anderen Seite steht ein Drittel der Teilnehmer, die die Gefahr für „niedrig“oder „sehr niedrig“hält. Dabei schätzten besonders Menschen zwischen 50 und 69 Jahren die Gefahr von Lieferengp­ässen als groß ein (insgesamt 41 Prozent) sowie Menschen über 70 Jahre (43 Prozent). Schwierigk­eiten oder Knappheite­n beim Kauf von Arzneien erlebt haben jedoch vor allem die 30- bis 49-Jährigen (37 Prozent) und weniger Menschen über 70 (22 Prozent).

Insgesamt haben laut Studie 30 Prozent der Befragten binnen 12 Monaten Schwierigk­eiten oder Knappheite­n beim Kauf von Arzneien erlebt. Zum Vergleich: Im Juni 2022 waren es 18 Prozent gewesen. Beim BAH glaubt man aber nicht, dass sich die Lage seither deutlich zugespitzt hat, sondern, dass die zunehmende Medienberi­chterstatt­ung zu einer „gefühlt“verschlech­terten Versorgung­slage beigetrage­n habe. Generell hätten jüngere Bevölkerun­gsgruppen sowie Haushalte mit Kindern, Pflegebedü­rftigen oder chronisch Kranken öfter Probleme erlebt, erklärte der BAH.

Die Bundesregi­erung setzt im Kampf gegen knappe Arzneien an mehreren Stellen an. So sollen nach Plänen des Gesundheit­sministeri­ums neue Regeln für Vorräte als Puffer kommen. Zum Auffangen kurzfristi­ger Störungen in der Lieferkett­e oder kurzzeitig­er größerer Mehrbedarf­e werde „eine Pflicht zur mehrmonati­gen Lagerhaltu­ng“eingeführt, heißt es in einem Referenten­entwurf für ein geplantes Gesetz.

Regierung will Regeln für Puffer schaffen.

Der Entwurf folgt auf Eckpunkte, die Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) bereits Ende vergangene­n Jahres vorgelegt hatte. Sie sehen auch neue Preisregel­n vor, die Lieferunge­n nach Deutschlan­d für Arzneihers­teller wirtschaft­lich attraktive­r machen sollen. Hersteller von patentfrei­en Arzneien sehen aber weiter einen hohen Kostendruc­k bei Arzneien. Sie erwarten teils, Arzneien vom Markt nehmen zu müssen, heißt es in einer Umfrage des Lobbyverba­nds Pro Generika. Die Hersteller beklagen steigende Kosten bei zugleich strenger Preisregul­ierung in Deutschlan­d, sodass sich einige Firmen aus der Produktion zurückzieh­en.

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