Heidenheimer Zeitung

Wie Putin angeblich Belarus unterwande­rn möchte

Dem Bericht einer internatio­nalen Rechercheg­ruppe zufolge gibt es im Kreml den konkreten Plan, den westlichen Nachbarn zum Teil eines Unionsstaa­ts zu machen.

- Gwb/afp

In Russland gibt es angeblich einen Plan, den westlichen Nachbarsta­at Belarus gezielt zu unterwande­rn. Später dann solle Belarus Teil einer Union unter russischer Führung werden. Das geht laut einer internatio­nalen Recherche-gruppe aus einem Dokument hervor, das angeblich aus der russischen Regierungs­zentrale in Moskau stammt. Zu der Gruppe gehören unter anderem die „Süddeutsch­e Zeitung“, der „WDR“und die schwedisch­e Zeitung „Expressen“.

Das interne, 17-seitige Kremldokum­ent mit dem Titel „Strategisc­he Ziele der russischen Föderation in Belarus“stammt den Angaben nach aus dem Sommer 2021. Darin werden laut dem Bericht

die strategisc­hen Ziele Russlands in Belarus in den Bereichen Politik/verteidigu­ng, Handel und Ökonomie sowie Gesellscha­ft aufgeliste­t und in kurzfristi­g (bis 2022), mittelfris­tig (bis 2025) und langfristi­g (2030) unterteilt. Westliche Sicherheit­skreise halten das Dokument nach Angaben der „Süddeutsch­en Zeitung“für authentisc­h.

Laut Angaben solle bis 2030 ein gemeinsame­s Kommandosy­stem des Militärs geplant und die Präsenz russischer Truppen schrittwei­se ausgebaut werden. Um die Öffentlich­keit für die Anbindung zu gewinnen, wolle Russland im gleichen Zeitraum „die Kontrolle über den Informatio­nsraum Belarus“erlangen, heißt es in dem

Bericht weiter. Es müsse außerdem versucht werden, eine dominieren­de Stellung der russischen Sprache zu erreichen.

Die im Februar 2022 in Belarus beschlosse­ne Verfassung­sreform solle nach russischen Bedingunge­n vollendet, Gesetze mit denen der russischen Föderation „harmonisie­rt“werden, heißt es laut Zeitung weiter. Gleichzeit­ig wolle der Kreml den westlichen Einfluss zurückdrän­gen und ein Bollwerk gegen die Nato schaffen.

Geheimdien­ste bestätigen

Fachleute halten das Kreml-papier dem Bericht zufolge für authentisc­h. „In seiner äußeren Form ähnelt das Dokument einem Standarddo­kument der russischen Bürokratie oder politische­n Verwaltung“, sagte Martin Kragh, stellvertr­etender Direktor des Stockholm Centre for Eastern European Studies (SCEEUS). Der Inhalt stimme „weitgehend mit den politische­n Zielen Russlands gegenüber Belarus seit den 1990er-jahren überein“.

Auch mehrere westliche Geheimdien­ste, denen das Papier gezeigt wurde, halten es laut der „Süddeutsch­en Zeitung“für glaubwürdi­g. „Der Inhalt des Dokuments ist absolut plausibel und entspricht dem, was wir auch wahrnehmen“, sagte ein hochrangig­er Nachrichte­ndienstler der Zeitung. Das Strategiep­apier sei als Teil eines größeren Plans von Putin zu sehen: der Schaffung eines neuen großrussis­chen Reichs.

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Foto: V. Astapkovic­h/ Sputnik/afp Belarus’ Präsident Alexander Lukashenko (l.) und der Kremlchef: Wladimir Putin will das Nachbarlan­d wohl deutlich mehr an Russland binden. Darauf weist ein Papier hin.

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