Heidenheimer Zeitung

Märzschnec­kling, Fliegenpil­z und Mutterkorn

Das Karlsruher Naturkunde­museum gilt als Zentrum der wissenscha­ftlichen Mykologie.

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Wissenscha­ftler, die einen Pilz bestimmen wollen oder welche zur Forschung brauchen, werden im Naturkunde­museum Karlsruhe fündig. Hier lagern rund 111 000 getrocknet­e Belege im Pilzherbar­ium – von der Punktierte­n Porenschei­be, die in vielen Bundesländ­ern als ausgestorb­en gilt, bis zu bekannten Arten wie Fliegenpil­zen und dem Purpurbrau­nen Mutterkorn­pilz, der als Parasit Roggen und andere Gräser befällt. Die Pilzsammlu­ng ist die größte im Südwesten.

Weltweit könnte es der Deutschen Gesellscha­ft für Mykologie (DGFM) zufolge rund 3,8 Millionen Pilzarten geben. Viele davon sind jedoch noch nicht wissenscha­ftlich beschriebe­n. Mehr als 13 000 Arten sind in Deutschlan­d bekannt. Viele Pilzarten zersetzen organische­s Material oder versorgen als Symbionten Pflanzen mit Wasser und Mineralsto­ffen. Wieder andere sind Parasiten. Menschen fallen Pilze im Allgemeine­n vor allem durch die Fruchtkörp­er auf, die zum Beispiel bei Trüffeln, Steinpilze­n und Morcheln essbar sind. Oft nicht sichtbar sind die Pilzfäden im Substrat darunter, deren Gesamtheit als Myzel bezeichnet wird.

Infolge des Wald- und Artensterb­ens seien viele heimische Pilze gefährdet oder schon ausgestorb­en, mahnt der Naturschut­zbund Deutschlan­d. Als besonders geschützt gelten im Südwesten Pilze mit so schillernd­en Namen wie Märzschnec­kling, Erlen-grübling und Anhängselr­öhrling. In das Pilzherbar­ium am Naturkunde­museum gelangen Belege, die Wissenscha­ftler selbst sammeln oder durch Privatsamm­lungen, die angekauft und getauscht werden oder die dem Museum geschenkt werden.

Für Forscher, nicht für Sammler

Im Museum kümmert sich ein kleines Team um die Bestimmung, das Präpariere­n und die Digitalisi­erung. Die Pilze kommen schließlic­h in Tüten oder Schachteln. Um möglichst vielen die Erkenntnis­se zur Verfügung zu stellen, werden die Daten digitalisi­ert. Mehr als die Hälfte der Sammlung ist online abrufbar. „Wären die Pilze hier nur deponiert, würde das wenig nützen. Wichtig ist, dass die Öffentlich­keit weiß, was die Sammlung enthält“, sagt Kurator Markus Scholler. Das Museum erhält Anfragen von weltweit. Das Online-portal ist für Fachleute, die wissenscha­ftliche Namen kennen. Pilzsammle­r, die zum Beispiel eine Verbreitun­gskarte suchen, werden hier nicht fündig.

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