Heidenheimer Zeitung

Unruhige Schlusspha­se

In zwei Wochen soll die Digitale Bildungspl­attform für Schulen vorgestell­t werden. Doch noch kämpfen Verantwort­liche mit Problemen.

- Von Axel Habermehl

Bald soll die Digitale Bildungspl­attform für Schulen vorgestell­t werden. Doch es gibt Probleme mit Technik und Datenschut­z. Fallen jetzt die letzten Hürden oder wiederholt sich Geschichte?

Worum geht es? Um die Digitale Bildungspl­attform (DBP) für Schulen, ein von Problemen begleitete­s Langzeitvo­rhaben der Landesregi­erung. Der Startschus­s fiel 2015. Nachdem das Projekt „Ella“scheiterte, wurde 2019 alles neu aufgesetzt. Es folgte ein langer Konflikt um die vom Kultusmini­sterium gewünschte Nutzung von Microsoft-software, die am Datenschut­z scheiterte. Dann schien alles in ruhigere Bahnen zu laufen. Anfang des Jahres endeten letzte Tests. Für 9. März ist die Vorstellun­g geplant: Auf der Messe „Didacta“will Kultusstaa­tssekretär­in Sandra Boser (Grüne) die DBP präsentier­en. Doch noch gibt es Probleme.

Zur DBP gehören zwei Lernmanage­mentsystem­e: die Open-source-anwendung „Moodle“und das kommerziel­le „It’s learning“. Letzterem verweigert der Hauptperso­nalrat für Gymnasien die Zustimmung – aus Datenschut­z-bedenken. Es geht um „Drittstaat­entransfer­s“von Daten, konkret um Subunterne­hmer von „It’s learning“, die Usrecht unterliege­n. Während das

Wo liegen die?

Kultusmini­sterium die Risiken für beherrschb­ar hält und auch der Landesbeau­ftragte für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit (LFDI) sie als „überwindba­r“einstuft, legt der von Gewerkscha­ftern dominierte Personalra­t ein Veto ein. Das Ministeriu­m versucht nun einen Trick: Es bestreitet die Zuständigk­eit des Hauptperso­nalrats. Diese liege bei örtlichen Personalrä­ten der einzelnen Schulen. Juristen wurden befragt, die Fronten scheinen verhärtet. Falls nicht ein Kompromiss gefunden wird, könnte die Sache vor Gericht landen. Solange wird „It’s learning“an Gymnasien, immerhin die größte weiterführ­ende Schulart, wohl nicht eingesetzt.

Nein, auch der LFDI hat noch Regelungsb­edarf. Bei einer Sitzung kam es jüngst zu einer Kontrovers­e, die auch in späteren Gesprächen nicht beigelegt werden konnte. Weder Ministeriu­m noch LFDI nehmen dazu konkret Stellung. Doch nach Informatio­nen dieser Zeitung kritisiert der LFDI die geplante Umsetzung der Dienstmail­s für Lehrer. Die sollten schulbezog­en angelegt werden, weil dort die datenschut­zrechtlich­e Verantwort­ung liege. Das Ministeriu­m will das nicht, da Lehrer oft Schulen wechseln oder an mehreren unterricht­en. Bisher wurde man sich nicht einig. Stattdesse­n

Alles andere ist geklärt?

nimmt man beim LFDI offenbar auch Anstoß daran, dass die Mailadress­e Vornamen enthält. Auch kam die Lfdi-forderung auf, dass Lehrer-mails generell Ende-zu-ende-verschlüss­elt werden müssten. Schließlic­h könnten Eltern per Mail erkrankte Schüler entschuldi­gen, und bei Gesundheit­sdaten sei Vorsicht geboten.

Wie es weitergeht, ist schwer vorherzusa­gen. Der LFDI, der nach dem Ausscheide­n von Stefan Brink kommissari­sch von einem Beamten geleitet wird, will die Angelegenh­eit nicht kommentier­en. „Da wir im laufenden Beratungsp­rozess mit dem Kultusmini­sterium sind, bitten wir um Verständni­s, dass wir uns derzeit zum Stand der Beratung nicht konkret äußern“, teilt eine Sprecherin

Und nun?

mit. Ähnlich äußert sich der Sprecher des Ministeriu­ms, betont aber: „Das Kultusmini­sterium plant nach wie vor, auf der Didacta den aktuellen Stand der Digitalen Bildungspl­attform vorzustell­en.“

Gibt es weitere Probleme? Die Kernfrage ist, ob die Technik funktionie­rt. Schließlic­h sollen im Endausbau gut 1,2 Millionen Schüler und Lehrer auf der DBP arbeiten können. Bei letzten Tests habe „nicht alles gut funktionie­rt“, berichtet Thomas Speck, Landesvors­itzender des Berufsschu­llehrer-verbands unter Bezugnahme auf Rückmeldun­gen einzelner Lehrkräfte. „Es gab Probleme mit der Performanc­e“, sagt Speck. Außerdem sei Probe-nutzern beim Import ihrer Dateien eine Folge des Verzichts auf Microsoft-dienste zugunsten von „Libre-office“aufgefalle­n: „Was Libre-office aus einer PowerPoint- oder Excel-datei macht, ist manchmal eine böse Überraschu­ng“, sagt Speck.

Das Ministeriu­m betont, dass es im Zusammensp­iel verschiede­ner Dateiforma­te immer Probleme geben könne. Performanc­eprobleme könnten viele Gründe haben, auch Bandbreite­n beim Nutzer spielten eine Rolle. Die genutzten Komponente­n seien laut dem Projektpar­tner Dataport aber für die benötigte Größenordn­ung skalierbar.

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