Oft viele Kilometer zur Baustelle
Zum ersten Mal werden Bauarbeiter auf dem Lohnzettel nun für die Wegefahrten entschädigt.
Der Lohnzettel auch für Bauarbeiter im Landkreis Heidenheim sieht jetzt in einem entscheidenden Punkt anders aus: Zum ersten Mal bekommen sie im Februar eine Lohnabrechnung, auf der die Kilometer eine Rolle spielen, die sie im Januar auf ihrem Weg zu den Baustellen zurückgelegt haben. „Das ist eine Premiere für den Bau: Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken und damit vor allem für die vielen Stunden, die Maurer, Betonbauer, Kranführer & Co. Monat für Monat auf der Straße unterwegs sind“, sagt Andreas Harnack. Für den Regionalleiter der IG Bau Baden-württemberg ist die Entschädigung der Wegezeit „ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und auch gerechter zu machen“.
An 200 Arbeitstagen unterwegs
Die Bau-gewerkschaft hat die Fahrstrecken beim Pestel-institut (Hannover) untersuchen lassen. Demnach sind rund 780 Bauarbeiter – und damit neun von zehn
Beschäftigten der Baubranche – im Kreis Heidenheim an 200 Arbeitstagen unterwegs, um zu ihren Baustellen zu kommen. Für die einfache Fahrt legen sie im Schnitt 53 Kilometer zurück. Die Wissenschaftler vom Pestel-institut kommen dabei auf rund 16,5 Millionen „Baustellen-kilometer“im Jahr. „Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus dem Landkreis Heidenheim damit rund 413 Mal um die Erde“, so Harnack.
Für die Strecken zwischen dem Betrieb und der Baustelle bekommen Bauarbeiter, die Tag für Tag von zu Hause aus anfahren, jetzt – je nach Kilometern – zwischen 6 und 8 Euro pro Tag. Wer nicht mit dem Baubulli fährt, sondern das eigene Auto nimmt, bekommt weiterhin zusätzlich Kilometergeld. Auch für Fahrten mit Bussen und Bahnen gibt es eine Erstattung. Wer auf Montage sei und nicht jeden Tag nach Hause fahren könne, bekomme – abhängig von der Strecke – zwischen 18 und 78 Euro pro Woche.