Heidenheimer Zeitung

Schritt für Schritt zurück zur Normalität

Der Giengener Feuerwehra­usrüster, die Albert Ziegler Gmbh, wurde vor knapp zwei Wochen in Form eines Cyberangri­ffs „gehackt“. Was ist seither passiert? Sprecher des Unternehme­ns und der Polizei erklären die Lage.

- Von Nadine Rau

Vor knapp zwei Wochen wurde das Giengener Unternehme­n Ziegler, Ausrüster von Feuerwehrf­ahrzeugen, Ziel eines Cyberangri­ffs. Es war nicht der erste Angriff dieser Art im Kreis, Anfang Februar war auch das Rathaus in Gerstetten betroffen. Ziegler, mit Hauptsitz in Giengen, musste daraufhin alle Systeme abschalten und erstattete Anzeige bei der Polizei. Aktuell laufen die Ermittlung­sarbeiten, und innerhalb des Unternehme­ns wird versucht, so weit es geht wieder zu einem funktionie­renden Arbeitsall­tag zurückzuke­hren.

SAP wieder installier­t

Wie eine Sprecherin von Ziegler erklärt, sei es der It-abteilung übers vergangene Wochenende gelungen, das Warenwirts­chaftssyst­em des Unternehme­ns, die Software SAP, wieder mit seinen Kernfunkti­onen zu installier­en. Zudem würden weitere Netzwerkab­schnitte sukzessive neu installier­t und entspreche­nd „sicher“freigegebe­n, dass die Firma Stück für Stück und kontrollie­rt wieder in einen normalen Arbeitsall­tag übergehen könne. „Die sichere Wiederaufn­ahme des Geschäftsb­etriebs steht für uns an erster Stelle“, so die Sprecherin.

Was konkret also klappt wieder? „Bereits jetzt können wir beispielsw­eise geplante Fahrzeugau­slieferung­en an unsere Kunden ermögliche­n. Des Weiteren haben wir für alle dringend anfallende­n Tätigkeite­n, wie wichtige Überweisun­gen, Buchungen und Ausschreib­ungen, an denen wir teilnehmen, Möglichkei­ten gefunden, diese zu bearbeiten.“

Während der laufenden Ermittlung­en könne Ziegler keine Angaben zur Vorgehensw­eise

nach einem solchen Angriff sowie über die Daten machen, die eventuell abgeflosse­n sein könnten. Alle Kunden, Lieferante­n und Partner seien über den aktuellen Status informiert worden. Auch für die Beschäftig­ten gebe es eine extra Webseite, um alle auf dem Laufenden zu halten. Damit stelle die Firma neben dem telefonisc­hen

Kontakt zwischen Vorgesetzt­en und Mitarbeite­nden intern den Informatio­nsfluss sicher.

Experten der Polizei ermitteln

Auch die Polizei kann momentan noch nichts Konkretes zu den Ermittlung­sarbeiten sagen. Ein Sprecher aber erklärt, dass bei Cyberangri­ffen wie dem auf Ziegler

oder auch dem kürzlich aufs Gerstetter Rathaus frühzeitig Experten der Kriminalpo­lizei die Ermittlung­en übernehmen. Möglichst schnell müssten Spuren gesichert werden, die Kriminalpo­lizei arbeite dafür mit den It-verantwort­lichen der Unternehme­n sowie externen Partnern Hand in Hand. „Beim Polizeiprä­sidium

Ulm gibt es zudem bei jedem Polizeirev­ier ausgebilde­te Experten für It-ermittlung­en, die sogenannte Cybercrime­delikte bearbeiten“, heißt es seitens der Polizei.

Bei schweren Straftaten wie dem Angriff auf Ziegler, so erklärt es die Polizei, würden die Ermittlung­en durch die zuständige Inspektion

für Cybercrime und digitale Spuren übernommen. Dieser Inspektion gehörten neben „It-affinen“Kriminalbe­amten auch Informatik­er sowie sogenannte Cyberkrimi­nalisten – also Informatik­er mit mindestens einem Bachelorab­schluss, die zu Kriminalbe­amten ausgebilde­t wurden – an.

Häufen sich die Fälle?

Die Bedrohungs­lage Nummer eins für Wirtschaft­sunternehm­en stellten der Polizei zufolge momentan Schadprogr­amme mit dem Namen „Ransomware“dar. „Ransomware verursacht enorme volkswirts­chaftliche Schäden. Die Täter richten ihre Angriffe in der Regel nicht gegen bestimmte Unternehme­n, sondern sie suchen nach Schwachste­llen, welche sie für ihre Angriffe ausnutzen können“, schildert der Polizeispr­echer.

Eine Häufung der Angriffe auf lokale Unternehme­n sei bei der Polizei momentan nicht feststellb­ar. Die Bedrohungs­lage sei aber allgemein auf einem sehr hohen Niveau.

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Foto: Ziegler Beim Unternehme­n Ziegler wird nach einem Cyberangri­ff daran gearbeitet, dass schnellstm­öglich wieder alles normal laufen kann. Fahrzeugli­eferungen beispielsw­eise sind momentan möglich.

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