Strom im Süden teurer als im Norden?
Regierungsberater empfehlen, Deutschland in zwei Preiszonen aufzuteilen.
Die Regierungsberater der Expertenkommission „Energie der Zukunft“haben verschiedene Strompreiszonen in Deutschland vorgeschlagen. „Für ein System mit mehreren deutschen Gebotszonen überwiegen die Vorteile gegenüber dem aktuellen System mit einer nationalen Preiszone“, schreiben die Ökonomen, darunter Andreas Löschel und Wirtschaftsweise Veronika Grimm, in einem am Dienstag vorgestellten Bericht.
Der jetzige Strommarkt gebe Energieerzeugern zu wenig Anreize, dort zu investieren, wo mehr Anlagen nötig sind, nämlich in Süddeutschland. Dies führt zu einem höheren Netzausbau-bedarf und hohen „Redispatch“kosten durch häufiges Hochfahren
und Abriegeln von Kraftwerken zur Netzstabilisierung. In Skandinavien kommen mehrere Preiszonen bereits zum Einsatz, in Deutschland gilt dieses Modell bisher als politisch nicht durchsetzbar.
Im vergangenen Jahr hat die Diskussion darüber jedoch wieder an Fahrt aufgenommen. So liegt die Entscheidung über eine Aufteilung in mehrere Preiszonen inzwischen bei der Eu-kommission. Deutschland muss laut Euverordnung bis 2025 den Stromhandel
mit dem Eu-ausland stark ausweiten, wofür mehr Leitungen nötig sind. Dadurch soll Strom leichter handelbar und insgesamt günstiger werden. Dies „erfordert eine enorme Kraftanstrengung“, warnen die Experten. „Bei Nichterreichung droht eine Aufteilung der deutschen Gebotszone.“
So komme es aufgrund des jetzigen Einheitspreises bei Starkwind oft zu der Situation, dass in Norddeutschland der Marktpreis „zu hoch“und in Süddeutschland „zu niedrig“ist. Im Norden wird dann Strom aus Skandinavien importiert, während im Süden fossile Reservekraftwerke angeworfen werden, um Strom Richtung Italien zu exportieren. „Die Einführung einer Preiszone würde in diesen Situationen im Norden zu niedrigen Preisen und im Süden zu höheren Preisen führen“, so die Experten. Dies würde die Anreize für die Produktion von Ökostrom in Süddeutschland erhöhen und die Exporte in die südlichen Nachbarländer reduzieren. Dadurch würden die Gesamtkosten deutlich reduziert werden.
Für die Verbraucher hingegen ist zu erwarten, dass die Preise im Süden leicht ansteigen. Dies könnte aber dadurch ausgeglichen werden, dass die Netzentgelte im Norden aufgrund des dort höheren Ökostrom-ausbaus höher sind als in Süddeutschland. In Schleswig-holstein betragen sie im Schnitt 302 Euro pro Haushalt und Jahr, in Bayern sind es 207 Euro.
Anreize, dort zu investieren, wo Anlagen fehlen.