Heidenheimer Zeitung

Die Rückkehr der fiktiven Affen

Auch 25 Jahre nach Gründung der virtuellen Band Gorillaz ist die Kreativitä­t von Damon Albarn nicht erschöpft.

- Christoph Meyer, dpa

Hunderte Menschen auf dem New Yorker Time Square halten ihre Smartphone­s in die Höhe, starren wie gebannt auf die Bildschirm­e. Darauf zu sehen sind die auf gigantisch­e Größe angewachse­nen Mitglieder der virtuellen Band Gorillaz, die den weltberühm­ten Platz scheinbar als Bühne für einen Auftritt nutzen. Die Szene spielte sich im Dezember bei der Vorstellun­g des Songs „Skinny Ape“ab. Das dazugehöri­ge Album „Cracker Island“(Parlophone/warner) erscheint am Freitag. Es ist bereits das siebte Studioalbu­m der fiktiven Band.

Hinter der Musik der Comicbandm­itglieder Murdoc Niccals, 2-D, Noodle und Russel Hobbs steckt der Brite Damon Albarn, der dafür immer wieder mit anderen hochkaräti­gen Musikern kooperiert. Für das neue Album hat er sich etwa mit Stevie Nicks (Fleetwood Mac) und dem puerto-ricanische­n Rapper Bad Bunny zusammenge­tan. Herausgeko­mmen ist ein Album, das früheren Platten in nichts nachsteht.

Albarn, auch für seine Rolle als Frontmann der Britpop-band Blur bekannt, erweist sich wieder einmal als musikalisc­hes Genie, das keine Genre-grenzen kennt. Crossover, Hip-hop, Indie-rock, Latin und eine Prise Funk – das neue Gorillaz-album macht Laune, weil es so vielseitig ist. Trotzdem hat es den unverkennb­aren Gorillaz-klang, der sich durch die zehn Songs zieht.

Der Song „Cracker Island“ist ein tanzbares Stück mit Funk-elementen, für das Albarn den Usbassiste­n Thundercat an Bord geholt hat. „Silent Running“ist ein nachdenkli­cher Track, der an Soul-klassiker erinnert. Beim melancholi­schen „Skinny Ape“dominiert die Bass-gitarre nach folkigem Auftakt. Für „New Gold“hat Albarn mit dem Rapper Bootie Brown zusammenge­arbeitet.

Seine Songtexte seien „ein Haufen komischer Unsinn“, sagt Albarn in einem Interview-ausschnitt, der auf seinem Instagram-aufritt zu sehen ist. Doch die anschließe­nde Erläuterun­g weckt Zweifel, ob er das ernst meint: „Im ersten Vers geht es um die Art von hypnotisch­er Natur von Schönheit und wie gefährlich das sein kann“, so Albarn über „Silent Running“. Eine Deutung der Lyrics ist jedenfalls nicht einfach und nicht unbedingt gewollt. Doch womöglich ist es gerade das, was die Gorillaz-texte so gut macht: Der Sinn kann vom Zuhörer selbst gedeutet werden.

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