„Ich spiele vor allem für mich selbst“
Schauspieler Devid Striesow über seinen neuen Film „Wann wird es endlich so, wie es nie war?“. Die Verfilmung des Romans von Joachim Meyerhoff feierte auf der Berlinale Weltpremiere.
Er hat im Oscar-preisträger „Die Fälscher“einen Ssmann gespielt und in „Karoly Wojtyla“den Papst verkörpert. Das Spektrum von Devid Striesow, 49, ist breit gefächert. Aktuell ist der Schauspieler als General Friedrich im neunfach nominierten Oscar-kandidaten „Im Westen nichts Neues“zu erleben. Auf der Berlinale feiert die Bestseller-verfilmung „Wann wird es so, wie es nie war?“ihre Premiere, darin spielt Striesow einen Psychiater mit Familienproblemen.
Neun Oscar-nominierungen bekam „Im Westen nichts Neues“. Für Sie ist der Oscar nichts Neues nach der Auszeichnung für „Die Fälscher“. Fahren Sie zur Verleihung? Devid Striesow:
Ich bin total glücklich über diese enorme Zahl von Oscar-nominierungen. Die Kategorie „Bester Film“ist für das deutsche Kino ein historischer Moment, das hat es nie zuvor gegeben. Aller Voraussicht nach werde ich allerdings nicht zur Verleihung reisen. Zum einen gibt es bei derart vielen Nominierungen einfach zu viele Beteiligte. Zum anderen habe ich Theaterproben zu dieser Zeit.
Gab es nach dem Oscar für „Die Fälscher“für Sie mehr internationale Angebote?
Die Auszeichnung wird natürlich wahrgenommen, aber Prognosen lassen sich daraus nicht unbedingt ableiten. Eine große Veränderung für deutsche Kollegen und Kolleginnen hat sich mittlerweile durch die Produktionen der Streaming-anbieter ergeben, wodurch sich das internationale Parkett ziemlich stark geöffnet hat.
Eine alte Hollywood-weisheit warnt davor, mit Hunden und Kindern zu drehen. Wie ist es Ihnen ergangen mit Ihren Film-söhnen, die von Darstellern in unterschiedlichem Alter gespielt werden?
Die Kinder wurden sehr umfangreich und intensiv für den Film ausgesucht. Bereits beim Casting war ich im Vorfeld als Anspielpartner dabei. Unsere Regisseurin Sonja Heiss hat ein gutes Händchen für die schauspielerische
Führung von Kindern. Sie macht sich sehr genaue Gedanken und trifft klare Entscheidungen. Wenn das Spiel bei Kindern nicht richtig gut funktioniert, bin ich selber auch ganz schnell draußen. Bei uns war das Gegenteil der Fall. Die Kids haben Vollgas gegeben bei Szenen, die wirklich nicht leicht waren. Auch unsere Menschen mit Behinderung waren unglaublich gut bei der Sache.
Der Psychiater, den Sie spielen, schwankt von lakonisch über unbeholfen bis gefühlskalt und bleibt dabei doch meist liebenswert. Wie gelingt die richtige Balance für so eine Figur?
Der Psychiater hat einige Vorteile und er besitzt einige Schwächen. Er schaut den Röcken immer hinterher und hat seine Liebschaften neben der Ehe. Das erzählt sich ja sozusagen von alleine, das muss ich zum Glück gar nicht spielen. Ansonsten war ich sehr dankbar, dass ich diese
Figur in drei Zeitepochen spielen durfte. Ausstattung und Maske haben sich dabei selbst übertroffen. Allein diese drei unterschiedlichen Perücken erzählen unglaublich viel übers Älterwerden.
Was macht den großen Erfolg des Romans aus?
Es geht um eine Kindheit und Jugend in den 70er und 80er Jahren, die auf dem Anwesen einer psychiatrischen Anstalt spielt. Daraus ergeben sich spannende Konstellationen, die zum einen sehr lustig und humorvoll, zum anderen aber auch tragisch ausfallen. Von dieser Geschichte ist man schnell gefesselt, zudem ist sie so wunderbar pointiert geschrieben, dass die Bilder automatisch im Kopf entstehen.
Neben großen Erfolgen der Kerkeling-verfilmung „Ich bin dann mal weg“geben Sie kleinen Filmen wie „Zeit der Kannibalen“oder zuletzt „Trübe Wolken“eine Chance. Wie
entscheiden Sie bei Projekten von Jungfilmern?
Wenn das Drehbuch mich begeistert, bin ich interessiert. Das begann mit dem Debütfilm „Transpapa“, wo ich eine Transsexuelle spielen durfte, die bereits im Buch ganz faszinierend beschrieben
wurde. Das war zuletzt bei „Trübe Wolken“mit seiner ambivalenten Stimmung der Fall. Und „Zeit der Kannibalen“war mit Sebastian Blomberg und Katharina Schüttler einfach eine wasserfeste Sache – der gehört zu meinen liebsten Werken.
Trauern Sie den „Tatort“-zeiten bisweilen nach, wenn Sie im Fernsehen die Titelmusik hören?
Auf keinen Fall! Da habe ich zur rechten Zeit aufgehört. Wobei ich die Titelmusik kaum hören würde, weil ich nur selten den Fernseher anmache. Ich habe zwar schon in vielen Krimi-formaten gespielt und das auch gerne gemacht. Aber Fernsehen schauen ist nicht so ganz mein Ding.
Welche Rolle spielt Ruhm für Sie?
Eigentlich spiele ich vor allem für mich selbst. Aber ich freue mich natürlich, wenn ich den Spaß, den ich dabei habe, mit anderen teilen kann.